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Transkript der Folge Erinnern und Mensch bleiben. Die Biografie einfach nutzen. Mit Jeanette Kießling

Mensch sein, Mensch bleiben, das ist das Motto des diesjährigen Welt -Alzheimer -Tages. und setzt ein Zeichen für mehr Teilhabe von Menschen mit Demenz. Weltweit finden im September Aktionen und Veranstaltungen statt. Diese Podcastfolge ist unser Beitrag dazu. Erinnerungen und die eigene Lebensgeschichte sind ein wichtiger Anker für Menschen mit Demenz. In dieser Folge "Leben, lieben, fliegen" gibt mein Gast Jeanette Kießling Ideen und Anregungen, wie das im Alltag schon mit kleinen Schritten gelingen kann.

„Leben. Lieben. Pflegen. Der Desideria Podcast zu Demenz und Familie.“

Herzlich willkommen zu einer besonderen Folge von „Leben. Lieben. Pflegen. Der Desideria Podcast zu Demenz und Familie.. Mein Name ist Peggy Elfmann, ich bin Journalistin und pflegende Angehörige. Hier im Podcast spreche ich mit meinen Gästen über Themen, die Angehörige und Pflegende beschäftigen. Ich möchte Lösungen für Herausforderungen finden und euch so Wissen und Anregungen für euren Alltag geben. 

Mein heutiger Gast ist Jeanette Kießling. Jeanette ist systemische Beraterin und Familiencoach bei Desideria. Sie gibt dort Seminare für Angehörige von Menschen mit Demenz. Bei der AWO in Hannover ist sie als Sozialberaterin zuständig und leitet unter anderem Plauderrunden. Schön, dass du heute mein Gast bist bei "„Leben. Lieben. Pflegen, Jeanette!

Vielen Dank für die Einladung! 

Liebe Jeanette, wir wollen über Biografiearbeit sprechen, wie es immer so im Fachmännischen heißt. Ich habe dich eingeladen, weil du das schon seit vielen, vielen Jahren mit Menschen mit und auch ohne Demenz macht. Bei der Biografiearbeit geht es ja ganz viel ums Erinnern. Nimm uns doch mal mit: Warum spielen Erinnerungen so eine wichtige Rolle, gerade auch für Menschen mit Demenz

Ich glaube, wenn wir uns mal selber fragen, wie wir am Ende unseres Lebens unser Leben betrachten wollen, dann möchten wir auf jeden Fall, dass es Sinn gemacht hat. Und das ist für mich irgendwie dieses übergeordnete Ziel. Ich möchte den Menschen vermitteln, dass ihr Leben Sinn gemacht hat. Und das kann ich gut erreichen, indem ich positive Erinnerungen mitgebe und ihnen das Gefühl gebe: Ach ja, das war mein Leben, das war ich und das bin ich noch, und das hat alles für mich Sinn gemacht. Damit sie mit der eigenen Biografie, mit dem eigenen Leben versöhnt sein können. 

Und im Bezug auf Demenz oder auf Pflege, wenn man vieles nicht mehr von alleine kann, welche Rolle spielen dann Erinnerungen? Was können sie vielleicht sogar bewirken? 

Also, bei Demenz ist es ja so, dass häufig noch ziemlich lange auf das Langzeitgedächtnis zurückgegriffen werden kann. Das bedeutet, und das werden alle Angehörigen von Menschen mit Demenz eigentlich wissen, dass Neues gar nicht mehr abgespeichert werden kann. Das, was vor einer Minute war oder vor zehn Minuten war, wurde schon wieder vergessen. Manchmal nennen wir das ja auch diese „alten Kamellen“, die dann immer wieder erzählt werden. Bei Demenz ist es so, dass aber ziemlich lange noch auf das Gedächtnis zurückgegriffen werden kann. Kindheitserinnerungen oder lang zurückliegende, besonders emotionale Erinnerungen können tatsächlich noch abgerufen werden. Und es ist auch so, dass die eben immer wiederholt werden, um sich selber Gewissheit zu verschaffen. Ja, das kann ich noch erinnern. Und das weiß ich noch. damals, da war das so und so. Das gibt eine Sicherheit in der eigenen Identität. Das ist ganz häufig so. Eine der größten Ängste ist es eigentlich von Menschen mit Demenz ihre Identität zu verlieren. Das ist ja auch das Besondere an dieser Erkrankung, dass die Persönlichkeit sich verändert und dass die Menschen ihr eigenes Ich verlieren. Wir können als Angehörige dazu beitragen, dass wir eben diese Identität stärken, dass wir dagegen arbeiten, dass wir sagen: „Schau doch mal, ich weiß ganz genau, das war deine Lieblingsreise“ oder dass man sich gemeinsam an schöne Dinge erinnern kann, die diese Identität stärken können. Unser inneres Tagebuch, das ist im Langzeitgedächtnis gespeichert. Also alles, was wir über uns wissen, was wir von uns kennen, das speichern wir. Und das ist immer emotional geladen. Das bedeutet uns viel, was dort gespeichert ist. Und das kann ich mir, sozusagen, zunutze machen. 

Du hast gesagt, das ist gespeichert, aber ist es so, dass man das von alleine gut abrufen kann oder braucht es dazu ein Gegenüber? Also jemanden aus der Familie oder eine andere Person, die diese Erinnerungen wecken, ist das so? 

Das glaube ich nicht unbedingt, denn oft ist es ja so, dass auch demenziell veränderte Menschen Geschichten von sich aus erzählen, die wir vielleicht als Angehörige gar nicht kennen. Geschichten, die so lange zurückliegen, dass wir vielleicht selber noch gar nicht geboren waren. Wir können das also gar nicht überprüfen, aber der Wunsch nach dieser Erinnerung ist da. Und wenn wir so ein bisschen gucken, welches Bedürfnis dahinterstecken könnte, genau diese Erinnerung immer wieder zu erzählen, dann kann ich darauf eingehen. Also, zum Beispiel, ich höre immer wieder eine Geschichte von einer ganz bestimmten Suppe, die früher immer gegessen wurde, ob die jetzt eklig geschmeckt hat oder besonders lecker war. Aber das ist so etwas, was ja viel mit Emotionen zu tun hat, ein bestimmtes Essen. Das kann ich vielleicht gemeinsam kochen. Oder ich kann fragen: „Wie war das denn? Wie hat das geschmeckt? Wer hat das gekocht?“ und so weiter. Oder: „Wollen wir das vielleicht mal zusammen kochen, würde dir das Freude bereiten?“ Also das ist für mich immer etwas, das ganz oben drüber steht, nämlich die Freude an diesen Erinnerungen, Freude auszulösen. 

Was ich den Angehörigen in den Impulsworkshops zur Biografiearbeit bei Desideria sage: „Suchen Sie sich etwas, was Ihnen auch Freude bereitet. Machen Sie nicht etwas, zu dem Sie sich zwingen müssen, sondern wenn Sie gerne kochen, dann kochen Sie doch was. Und wenn Sie gerne lesen, dann lesen Sie vielleicht etwas gemeinsam.“ Das ist für mich eigentlich immer das oberste Ziel: Freude bereiten und Sinn stiften. 

Wie kann man das konkret machen?Wie machst du das in deiner Arbeit und auch in den Plauderrunden? 

Ja, die heißen jetzt "Plauderrunden", weil ich sie nicht mehr Gedächtnistraining nennen wollte. Da fühlten sich manche unter Druck gesetzt. Ob da jemand Demenz hat oder nicht oder eine beginnende Demenz, das ist uns eigentlich egal. Das ist in einer Senioren -Wohnanlage und da machen Menschen so lange mit, wie sie Lust haben und können und wollen. Wir nehmen im Prinzip alle mit. Irgendwann mal kam dieser Gedanke auf, muss das denn Gedächtnistraining heißen, das setzt uns immer so unter Druck, da muss man Aufgaben lösen und so weiter. Und dann haben wir es einfach "Plauderrunde" genannt und das macht uns viel freier. Da stoße ich eigentlich gerne das Gespräch mit einer Frage zu einem bestimmten Thema zu positiven Erinnerungen an. Das ist ganz wichtig. Verena Kast, eine Psychoanalytikerin aus der Schweiz, hat so einen Begriff geprägt, nämlich den positiven Blick, mit dem freundlichen Blick auf das eigene Leben zurückzuschauen. Das möchte ich unterstützen und entweder gehe ich mit einer ganz banalen Frage, die positive Erinnerungen wecken soll, in diese Gesprächsrunde hinein und sage,: „Wer war schon mal in Italien und was gibt es da besonders Leckeres zu essen?“ Oder: „Welcher war ihr schönster Urlaub?“ Oder: „Welches war das schönste Geschenk, was sie jemals zu Weihnachten bekommen haben?“ und so weiter und so fort. Wenn ich mit Gruppen arbeite, also Biografierunden anleite, dann rolle ich meistens eine Tapete aus und auf die Rückseite schreiben wir alle Lieblingssachen, die es gibt. Lieblingssachen können zum Beispiel immer ein ganz toller Gesprächsanlass sein. Es gibt Lieblingsfarben, Lieblingsorte, Lieblingsmenschen, Lieblings -Schauspieler, Lieblingsfilme und so weiter, dir fällt bestimmt auch noch ganz viel ein zum Thema Lieblings. Da kann man also schon mal ganz gut beschäftigt sein, was alles gibt, Lieblingsmusik und so weiter und so fort. Und alle diese Lieblingssachen sind im Prinzip gute Gesprächsanlässe, weil sie immer positive Erinnerungen wecken. Und dann kann ich Fragen oder ich weiß vielleicht sogar: Welche war deine Lieblingsmusik? Ich wusste zum Beispiel von meinem Vater, dass seine Lieblingsmusik eigentlich Elvis war, aber das hatte er in den letzten, naja 20 Jahren, vergessen. Dann kann ich den aber nochmal rausholen, den Elvis und kann damit tolle Emotionen wecken. 

Du hast mir im Vorgespräch von deiner Erfahrung mit der Musik von Elvis und deinem Vater in einer fortgeschrittenen Phase erzählt. Vielleicht magst du es auch jetzt teilen. 

Ja, also das war kurz vor seinem Tod. Ich muss sagen, durch diese Biografieorientierung – so will ich das mal nennen und gar nicht Biografiearbeit, weil ich finde dieses Wort Arbeit immer so negativ besetzt und bedeutet gleich eine Mühe… Das hat ja gar keine Mühe gemacht. Ich habe mir nur gedacht: Was könnte ihm Freude bereiten? An was erinnert er sich von früher? Und was können wir überhaupt noch gemeinsam machen? Also, ich hätte ihm auch was vorlesen können, da ist mir so spontan nichts eingefallen. Er konnte nicht mehr sprechen und dann habe ich gedacht: Ja, dann nehme ich Elvis. Und stundenlang haben wir dann noch Elvis rauf und runter gehört und diese Verbundenheit und Nähe, die dadurch entstanden ist, auch ohne Worte, die hat sozusagen mich mit seinem Leben und auch seinem Ableben versöhnt und auch mir viel gegeben, also auch mich sozusagen versöhnlicher mit meiner eigenen Identität gemacht. Als Angehörige. Und das war gar keine Mühe. Das war gar keine Biografiearbeit. Das war einfach nur ein kurzer Gedanke. Also ich wusste, das werden seine letzten Tage, Stunden sein und der Gedanke war: Was könnte ihm jetzt die größte Freude bereiten? Und ich habe gesehen, ohne dass er es sagen konnte, das hat ihm ganz viel Freude bereitet und hat ihm hat ihn ruhig gemacht und hat uns eine Situation geschaffen, in der wir uns ganz nah waren. Ich würde fast sagen, in meinen 55 Lebensjahren so nah wie nie zuvor. Das kann Biografiearbeit machen. Die kann nicht nur Mühe machen oder dann macht man sich vielleicht mal ein paar Gedanken, aber das kann sehr viel Raum schaffen, auch für die eigene Identität und für die eigene Versöhnung und eine Nähe schaffen, die vielleicht so noch gar nicht da war, durch etwas, was man gemeinsam erlebt.

Du hast jetzt vom Erzählen gesprochen, vom Reden über Erinnerungen. Auch die Musik ist ganz zentral, höre ich da heraus. Was für Anregungen oder Ideen kannst du Angehörigen noch mitgeben, was sie an Hilfsmitteln vielleicht nutzen können oder welche Dinge sie ausprobieren können, um eben diese Biografie wertzuschätzen? 

Also das kommt natürlich immer ganz darauf an, in welcher Phase der Demenz sich der oder die Angehörige befindet. Kann man noch miteinander kommunizieren? Dann bieten sich natürlich Gespräche an oder gemeinsam Fotoalben anzuschauen. Oder es gibt zum Beispiel auch die Möglichkeit, sich ein Memory-Spiel mit eigenen Fotos machen zu lassen. Meine Schwiegermutter hatte Alzheimer-Demenz und sie hatte so ein Memory-Spiel. Das kann man direkt bei der Firma bestellen. Es gibt auch günstigere Varianten, die man mit eigenen Familienfotos gestalten kann. Dann kann ich diese Biografieorientierung spielerisch machen. Das ist auch in unser Langzeitgedächtnis übergegangen, wie das noch mal geht, dass man da Karten umdrehen muss.  Bei Spielen empfehle ich immer darauf zu achten, dass niemand gewinnt. Also, dass es nicht Gewinner und Verlierer gibt. Es sollten möglichst Spiele sein, bei denen alle Gewinner sind. Und das kann man bei Memory auch machen. Denn manchmal kommt das vielleicht vor, dass jemand mit Demenz zwei andere Fotos zusammen legt. Also, nicht zwei identische, sonder zwei weil das Geschwister sind oder die miteinander verheiratet oder oder die in einer Stadt leben oder weil eine ganz andere Erinnerung damit verknüpft ist. Das ist ja ganz egal. Die Freude daran, die Karte umzudrehen und jemanden zu entdecken, den ich vielleicht erkenne, darum geht es. Und dass in möglichst spielerischer Art und Weise, da kann man auch Kinder einbeziehen. Das kann man vielleicht mal an einem Nachmittag machen, dass man gemeinsam Spiele spielt. 

Es gibt auch Spiele, die speziell für Menschen mit Demenz kreiert worden sind. Es gibt eins, das heißt „Vertellekes“. Das ist von einer Pflegekraft erfunden worden. Vertellekes, das ist ja irgendwie so ein bisschen friesisch, würde ich sagen, für „Erzähl ma“. Vertellekes also, das spiele ich sehr gerne in meiner Runde. Und das wandele ich immer, je nachdem ab, wie ich gerade denke, wie wir es gebrauchen können. Das ist sehr vielschichtig. Man kann mit Würfeln, man kann was setzen, man kann Karten ziehen. Je nachdem, welche Frage man zieht, kann es sein, dass man Assoziationsspiele macht oder dass man einen Reim vollenden muss oder vervollständigen, wie ein altes Lied ging. Dann kann man gemeinsam singen. Das ist für Menschen mit Demenz besonders gut geeignet, aber natürlich auch nur, wenn sie selber kommunizieren können. Gut geeignet sind auch alte Spielkarten von früher. Ich habe zum Beispiel einen Zauberkoffer, den nehme ich manchmal mit. Den habe ich vom Flohmarkt, das ist so ein ganz alter Koffer, der alleine ist schon Gesprächsstoff genug. „So einen hatte ich auch mal“ und so geht es schon los. Wenn ich den aufklappe, hole ich eine Schallplatte raus von Udo Jürgens oder ein altes kleines Bügeleisen oder einen Eiffelturm – alles Sachen, die ich beim Flohmarkt gefunden habe und von denen ich davon ausging, dass sie ausschließlich positive Erinnerungen wecken. Die habe ich da drin oder Spitzendeckchen von Oma geklöppelt und so, alles was was ich so gefunden habe. Und das ist jedes Mal so, wirklich wie so eine Schatzkiste. Immer, wenn ich den Koffer aufmache, ganz egal in welcher Runde, findet jeder Mensch, der daran teilnimmt, einen Gegenstand, mit dem er irgendetwas Schönes verbindet. So kommt man miteinander ins Gespräch. Also ich muss auch als Angehörige nicht das Rad neu erfinden, sondern ich kann mir selber so ein paar kleine Ideen sammeln und das kann ich dann ab und zu mal auspacken. 

Du hast es schon gesagt, in Biografiearbeit steckt ja das Wort Arbeit. Ich könnte mir vorstellen, dass der eine oder andere jetzt denkt: Puh, jetzt noch ein To-Do auf meiner Liste? Die ist doch schon viel zu lang! Wie soll ich das machen? Wenn ich dir zuhöre, dann muss es gar nicht so viel sein, oder

Ich kenne diese Aussagen auch und ich antworte dann immer: „Der Gewinn ist groß und nicht zu unterschätzen.“ Erstens weil ich weiß, was ich heute mit meinem Angehörigen mache und nicht immer ums gleiche Karre laufen muss. Manchmal ist das ja so, dass man dann denkt: Was könnte ich heute wieder machen? Wo könnte meine Mutter, meine Schwiegermutter noch mit hinkommen? Wollen wir schon wieder Eis essen gehen? Das macht zwar auch Freude, aber und wenn ich aber so ein paar Ideen habe, dann kann ich die vielleicht mal mitbringen und mache mir selbst damit das Leben nicht so schwer, sondern sage: „Heute habe ich mal mein Spiel mitgebracht. Hast du Lust darauf?“

Beim Demenz-Meet in München, ich glaub, vor drei Jahren war das, da war eine Tochter eines an Demenz Erkrankten Vaters, der ein Modellschiff gebaut hatte. Oder beziehungsweise angefangen hatte vor seiner Demenzerkrankung. Und sie hat gesagt: „Das war immer so schwierig.“ Sie konnte sich dann mit ihm nicht mehr so richtig unterhalten. Und dann saßen sie zusammen im Wohnzimmer und sie wusste nicht: Was mache ich heute mit Papa? Wie können wir Zeit miteinander verbringen, die dann auch sinnvoll ist? Und eben das, was ich vorhin gesagt habe, die Nähe schafft. Und dann hat sie sich dazu entschlossen, das mit ihm gemeinsam zu Ende zu bauen. Damit hat sie gleich ganz viele Sachen auf einmal gemacht. Nämlich erstens hatte sie dann immer was vor mit ihm zusammen. Zweitens hat sie seine Ressourcen genutzt. Das, was er noch konnte. Er konnte sich vielleicht nicht mehr artikulieren, aber er wusste ganz genau, welches Segel an welche Stelle kommt bei diesem riesigen Modellschiff. Und drittens hat sie eine Beziehung aufgebaut, eine Nähe geschaffen, die es vielleicht vorher noch gar nicht gab, weil die beiden sich vorher vielleicht noch nie intensiv mit einer Aufgabe so lange miteinander beschäftigt hatten. Und das ohne viel Aufwand. Also der Gewinn ist viel, viel größer, sag ich immer, als die Mühe, die es macht. Und die Nähe, die es schafft, von der habe ich als Angehörige natürlich auch viel. Das kann ich selber als schöne Erinnerung und als positive Erinnerung mit mir tragen. Dann schaffe ich mir sozusagen selber, meine eigenen positiven Erinnerungen. Es sind diese gemeinsamen Dinge, die man machen kann, wenn nämlich sonst viel einfach nicht mehr geht. 

Ich habe gerade viel, als du das erzählt hast, an meiner Mama denken müssen, die früh nicht mehr gesprochen hat und das war dann manchmal schwierig, weil dann sitzt man irgendwie so da und was macht man denn dann? Was tun, wenn man immer viel geredet hat, aber es auf einmal nicht mehr funktioniert? Aber meine Mama ist wahnsinnig gerne spazieren gegangen. Also das war dann irgendwie so etwas, worauf ich mich auch immer gefreut habe. Und mein Papa ist jeden Tag mit ihr spazieren gegangen und war viel draußen. Er hat gesagt, da wird sie wacher. So hat er es beschrieben, dass sie lebendiger wird. Und ich glaube, das war auch für ihn so ein bisschen der Anreiz, das tatsächlich zu tun. Also das war jetzt keine Arbeit, sondern es war einfach schön, ehrlich gesagt. 

Genau, ja, das meine ich. Ich habe zum Beispiel eine Familie in der Angehörigenschulung gehabt, deren Vater hat Demenz im fortgeschrittenen Stadium und ist bettlägerig und spricht auch nicht mehr. Sie haben ihm vorgelesen. Sie hatten sich gefragt, was ihm gefallen könnte. Und dann sind sie auf Fußball gekommen, irgendwas mit Fußball. Der Schwiegersohn ist da total engagiert in dieser Familie und liest dem Vater immer Fußballbücher vor. Sie merken, wenn der Vater dies hört, dann wird er viel entspannter, wenn er dann so Begriffe hört wie "Abseits" oder "Schiri" oder was weiß ich, dann leuchtet es in seinen Augen. So ein bisschen wie in meines Vaters Augen, als er Elvis gehört hat, so stelle ich mir das vor. Und diese Familie hat berichtet, dass die Pflege viel einfacher ist an einem Tag, an dem der Vater sein Fußballbuch vorgelesen bekommen hat. Oder zum Beispiel ist er früher immer gern in die Kirche gegangen. Und dann haben sie herausgefunden, dass es Messen gibt, die im Radio übertragen werden. Dann schalten sie ihm kirchliche Messe im Radio ein und dann wird so etwas wie ein Abendritual, zum Beispiel Zähne putzen, Schlafanzug anziehen, waschen, duschen und so, was manchmal ja wirklich anstrengend sein kann, mit Menschen mit Demenz, die manchmal nicht verstehen, warum das jetzt ausgerechnet gemacht werden soll, das wird dann viel entspannter. Das heißt, die ganze Familie hat etwas davon, sich die Frage zu stellen: Was könnte ihm Freude bereiten? Was hat er früher gerne gemacht? Und warum sollten wir das nicht „bedienen“ und warum sollten wir dieses Bedürfnis nach Identität nicht erfüllen, wenn es doch so viele positive Effekte hat, sogar auf die Symptomatik sage ich jetzt mal, so eine positive Auswirkung haben kann. 

Ja, da gibt es eigentlich keinen Grund, es nicht zu tun, wenn ich dir da so zuhöre, sondern eher wie ein Detektiv darauf zuschauen, also, was gibt es da oder was entdecke ich vielleicht noch neu in der Kindheitsgeschichte oder den Jugendjahren? 

Ja, wenn dann noch andere Verwandte zu fragen sind, dann hilft das natürlich auch. Also deine Mutter hatte Demenz und dein Vater konnte vielleicht noch Fragen beantworten, die deine Mutter nicht mehr hat beantworten können. Wie habt ihr euch kennengelernt oder was war euer erstes Auto oder so, das kann man gut machen. Und dann kann man darüber vielleicht Gespräche führen. Manchmal gibt es ja auch noch Geschwister und man kann fragen, was sie früher gerne essen haben oder welche Kinderspiele früher gespielt wurden. Kinderspiele sind heute ja merkwürdigerweise fast ausgestorben. Kinder spielen heutzutage nicht mehr auf der Straße, sondern am Handy oder PC. Aber ältere Menschen erzählen mir viel von Kinderspielen, vom Räder schlagen und Murmeln werfen und so weiter. Also, das wäre vielleicht eine Möglichkeit, dass man etwas Haptisches hat. Eine Murmel, so ein Murmelsäckchen, das man das dann in die Hand gibt. Und vielleicht leuchten die Augen dann auf. Wenn man Murmeln auf dem Tisch einfach herum rollen lässt, da muss man gar nicht viel erzählen und viel sprechen darüber, sondern das ist dann mit einer Emotion verbunden, weil es sinnlich ist, weil es haptisch ist. 

Genauso sinnlich ist auch Essen, also Essen von früher zu kochen. Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber wenn man mich fragt: Welches Essen hast du als Kind am liebsten gegessen? ,da fallen mir sofort Pfannkuchen mit Erdbeermarmelade ein. Und das weiß ich wahrscheinlich auch in 20, 30 Jahren noch. Das ist etwas, was ganz tief in meinem Langzeitgedächtnis gespeichert ist, was ich früher gern gegessen habe, was ich auch heute noch gerne esse. Und damit kann man mir eine Freude bereiten. Und das wäre toll, wenn das dann jemand machen würde. 

Zum Stichwort Essen fällt mir ein, dass wir in Mamas Pflegeheim vor ihrem Einzug einen Fragebogen bekommen haben, in dem ganz viel gefragt wurde, was sie in der Kindheit gerne gegessen hat und auch wie in der Familie gegessen wurde. Also beispielsweise: Gab es sonntags ein besonderes Essen? Wurde beim Essen Radio gehört? Das waren ganz viele Fragen, die ich nicht beantworten konnte und auch mein Papa wusste das nicht so wirklich. Aber mein Onkel, also Mamas Bruder, war dabei und der war zunächst ein wenig irritiert und fragte: Warum wollen die das jetzt wissen?

Ja, warum wollen die das wissen? Weil dieser Wert der Biografieorientierung so groß ist, denn was ich damit auslösen kann, ist ein Wohlbefinden. Und natürlich ist das auch in einer stationären Pflegesituation ein hohes Gut, sag ich mal. Also ist das ja auch das Ziel, möglichst bei so vielen wie möglich Wohlbefinden auszulösen und so, dass die Menschen zufrieden sind und das erleichtert die Pflegesituation. Das muss man ganz klar sagen, wenn die Menschen sich wohlfühlen und das kann ich eben durch Biografieorientierung erreichen, dass die Menschen sich wohler fühlen, indem ich frage, Was hat sie früher gegessen? Was mag sie gerne? Manchmal spielen Haustiere eine Rolle. Oder was hat sie gerne gelesen? Oder gibt es vielleicht noch eine andere Muttersprache? Danach wird auch immer gefragt: Welche ist die eigentliche Muttersprache? Oft kann man darüber was erreichen. Oder: Welche Musik hat sie gerne gehört? Und so weiter und so fort… Alles, was wir schon gesagt haben. Auch in einer stationären Einrichtung, da gehört es mittlerweile zum Standard diesen Fragebogen auszufüllen oder ausfüllen zu lassen von den Angehörigen, weil es eben auch dort von unglaublichem Wert ist, Biografieorientiert zu arbeiten, weil dies das Wohlbefinden der Menschen so stark erhöht. 

Ja, ich fand es sehr schön zu erleben, dass meine Mama eben nicht eine Bewohnerin einfach so ist, sondern dass tatsächlich auch nachgefragt wurde. Wir haben versucht, so gut das eben ging, mit bestimmten Dingen aus Mamas Kindheit und Jugend ihr Zimmer so ein bisschen einzurichten, weil ich mir dachte, damit halt jeder weiß, wer da ist und was sie gern gemacht hat. 

Das ist ja auch häufig so, dass in einer Einrichtung speziell für Menschen mit Demenz, dass da Fotos an den Türen hängen, damit die Bewohnerinnen und Bewohner ihre eigenen Zimmer wiederfinden. Das klappt natürlich nicht immer. Manchmal ist es so, dass sie sich auf Fotos von heute nicht erkennen, aber auf Fotos von vor 40, 50, 60 Jahren, da erkennen sie sich. Das ist ja auch etwas, was so lange mitgetragen wird. Das heißt, dass sie sich manchmal erkennen auf einem Kinderfoto, aber auf einem Foto von letzter Woche, da wissen sie nicht, wer das sein soll. Das ist auch sehr spannend. Aber das ist natürlich auch so, wir haben Pflegenotstand, machen wir uns nix vor, da ist eben die Frage immer, in wie weit kann man auf die einzelnen Biografien der Menschen in einer stationären Einrichtung eingehen. Aber es ist auf jeden Fall allen im Pflegebereich klar, dass das so einen großen Nutzen hat. Deswegen würde ich es auch als Angehöriger machen. Wenn ich zu Besuch komme beispielsweise, dann kann ich irgendwas mitbringen, irgendwas Schönes von zu Hause vielleicht oder eben ein besonderes Kissen, einen besonderen Duft. Ich hatte auch eine Angehörige in meinem Kurs, die gesagt hat, meine Mutter mochte immer so gerne Zitronenöl, ein ganz bestimmtes ätherisches Zitronenöl, und ich glaube, es ist gut, wenn ich ihr Zimmer im Heim.. Da hat sie es so ein bisschen beträufelt, dass sie sich wohlfühlt dort. Find ich eine super Idee. Also, gerade so mit Düften kann man viel machen. Gewürze, Zimt ist der Duft, der am meisten an Weihnachten erinnert. Oder vielleicht gibt's noch andere Düfte, Lavendel. Vielleicht weiß ich das von meinem Angehörigen, dass er oder sie gerne diesen Duft gerochen hat, dann kann ich was Gutes tun und den Raum so gestalten.

 Ja, danke für  die vielen schönen praktischen Ideen.

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Leben, lieben, pflegen. Wissenswert. 

In unserer Rubrik "Wissenswert" stelle ich euch ja immer eine Studie vor und heute möchte ich euch von dem Beitrag, der heißt "Sozialität, Gedächtnis und Demenz" aus der österreichischen Zeitschrift zur Soziologie berichten. Da hat sich der Forscher angeschaut, welche Praktiken des Erinnerns es gibt und wie sich das auf Menschen mit Demenz auswirkt. Und er hat sich Sachen angeschaut, eben nicht nur wie sprechen oder so, sondern auch tanzen, singen, Ball spielen oder Körperpflege. Ich fand es total spannend, denn sein Fazit war, dass eben dieser Gedächtnisverlust, den man mit einer Demenz erlebt, dass der durch soziale Interaktionen teilweise eben ausgeglichen werden kann. Menschen mit Demenz verlieren zwar Gedächtniswissen, aber unser Miteinander und körperliche Erinnerungen bleiben erhalten und spielen eine Rolle. Jeanette, kannst du mit deiner Erfahrung diese Studie bestätigen? 

Das ist ja eine soziologische Studie, und ich finde, das passt genau zu diesem Motto des Welt-Alzheimertages, nämlich: „Mensch sein, Mensch bleiben." Ich weiß nicht, Herbert Grönemeyer hat ja mal dieses Lied gesungen. Ich versuche mal, das zu zitieren: „“Der Mensch heißt Mensch, weil er irrt und weil er kämpft, weil er hofft und liebt, weil er mitfühlt und vergibt, weil er lacht und weil er lebt.“ Da ist nichts von: weil er so viel weiß. Das kommt da gar nicht vor in diesem Lied. Ich finde, wenn wir uns daran orientieren, dass wir nämlich mehr sind als das, was wir wissen, was unsere kognitive Leistung ist und unsere Gedächtnisleistung, dann sind wir Menschen, weil wir lachen und weil wir leben und das kann ich natürlich auch mit einer Demenz und tanzen kann ich. Ich kann sogar noch ein Instrument lernen, also Zauberharfe kann man auch spielen, wenn man an Demenz erkrankt ist, bis zu einem gewissen Grad natürlich. Aber was ganz viele Menschen mit Demenz sehr lange können, ist Lieder singen, vor allem Lieder von früher. Und auch, wenn sie selber nicht mehr mit singen können, wirklich Freude daran verspüren. Und das macht uns zu Menschen, weil wir lachen und weil wir leben. Diese Teilhabe am gesellschaftlichen Leben hört nicht auf, also sie sollte nicht aufhören, nur weil wir unser Gedächtnis verlieren. 

Ja, total. Wer sich noch intensiver mit der Studie beschäftigen möchte, ich hänge euch den Link natürlich in die Shownotes an: https://link.springer.com/article/10.1007/s11614-024-00567-1#Sec11

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Wir haben viel über schöne Erinnerungen gesprochen. Ich möchte mit dir noch kurz ein anderes Thema streifen. In einer Lebensgeschichte passiert ja nicht nur Schönes, sondern da sind meist auch schwierige Erfahrungen dabei. Wie kann ich als Angehörige damit umgehen, wenn ich das Gefühl habe, da kommt eine dieser Erinnerungen hoch? Was tue ich dann am besten?

Also zunächst mal sollte ich mir als Angehörige klar darüber sein, dass ich etwas Erlebtes nicht mehr aufarbeiten kann. Also, ich sollte da nicht pseudotherapeutisch herangehen und sagen: „Wir gucken mal, welche Traumata noch nicht verarbeitet sind. Das machen wir jetzt noch mal eben schnell.“ Das könnte wirklich zu großen Schmerzen führen und zu sehr viel Traurigkeit. Und das kann eigentlich unter einer Demenz nicht mehr verarbeitet werden. Das ist auch gar nicht unsere Aufgabe als Angehörige. Bei der Biografiearbeit sollte der erste Schritt immer ein positiver sein. Es sollte immer ein positiver Impuls sein. Wir sprechen über deinen ersten Schultag oder euer erstes Auto oder deine Lieblingsfarbe oder wir kochen was Leckeres, dein Lieblingsessen und so weiter und sofort. Also ich gehe absichtlich immer positiv da hinein. Manchmal ist es so, dass sich in einer Runde etwas Negatives entwickelt. Dann habe ich so ein kleines Männchen dabei. Das nenne ich den Wächter des positiven Blicks. Das stelle ich auf den Tisch und dann sage ich: „Oh ja, wir gehen so ein bisschen in so eine Negativspirale rein.“ Alle haben sicher in ihrem Leben auch schlechte Erfahrungen gemacht, aber der Wächter des positiven Blicks, der holt sie dann wieder heraus. Das ist natürlich, wenn ich jetzt mit jemandem, mit meiner Mutter am Küchentisch oder Wohnzimmertisch sitze, vielleicht nicht unbedingt praktikabel. 

Was würdest du denn da empfehlen? Also in einem, sage ich mal, normalen häuslichen Umfeld. Man hat ein Thema angeschnitten, wusste es vielleicht nicht besser und dann merkt man, dass da vielleicht eine große Traurigkeit oder Wut von dem Angehörigen kommt. Was kann ich dann als Strategie in dem Moment am besten tun? 

Das kann passieren. Also wenn ich reingehe mit einem positivem Impuls und sage: „Wie war denn dein schönstes Weihnachtsfest?“ Dann kann es passieren, dass sich das umdreht und das Weihnachten ein Horrorfest gewesen ist oder dass damit schlimme Erinnerungen verbunden sind oder irgendwas wird miteinander verknüpft. Als Erstes gilt es, diese Erinnerung zu würdigen, das heißt dieses Gefühl erst mal wahrzunehmen und zu würdigen. Es zu spiegeln, indem ich sage: „Ich merke, du bist da in einer ganz traurigen Stimmung plötzlich. Das hat in dir jetzt traurige Erinnerungen geweckt, das wollte ich gar nicht.“ Und dann empfehle ich einen Sprung zu machen. Und zwar einen Sprung zu einer Erinnerung, von der ich weiß, dass sie schön ist. Das heißt, also ich gehe, wenn ich dann, ich bleibe jetzt einfach bei dem Beispiel Weihnachten. Der größte Sprung ist, zum heute zu gehen. Also wenn wir jetzt in einer traurigen Erinnerung sind, die irgendwas mit Weihnachten zu tun hat, plötzlich uns wiederfinden in diesem Gespräch, dann würde ich sagen: „Ich merke, da ist jetzt was ganz Trauriges bei dir hochgekommen. Das wollte ich gar nicht. Kannst du dich eigentlich noch erinnern, wie das letzte Weihnachten war? Beim letzten Weihnachten, da hatten wir doch dieses leckere Essen.“ Also, ich mache wirklich einen ganz großen Sprung. Vielleicht kann das nicht mehr erinnert werden, weil da die Demenz schon zu weit fortgeschritten war. Aber ich kann wieder ein positives Thema reinholen. Oder ich kann einen Zeitsprung machen von diesem Weihnachten oder von dieser traurigen Erinnerung in eine andere, die vielleicht noch erinnert wird, beispielsweise. „Und dann hast du doch aber Papa kennengelernt, oder?“ Also dieser Sprung ist nötig, um die Menschen da wieder rauszuholen, weil sie dann manchmal daran festkleben. Natürlich sind in unserem inneren Tagebuch auch immer negative Erinnerungen gespeichert. Alles, was emotional geladen ist, ist da gespeichert. Und manches haben wir vergraben und das ist vielleicht auch gut so. Und das wollen wir gar nicht rausholen, denn das würde ja kein Wohlbefinden auslösen. Das löst Traurigkeit und Schmerz aus, das nützt niemandem in dieser Situation. Und nochmal, das finde ich immer ganz wichtig, auch in unseren Angehörigenschulungen zu sagen: Das kann nicht mehr aufgearbeitet werden. Auch Konflikte in der Familie oder Konflikte, die ich mit der demenziell erkrankten Person hatte und noch nicht bearbeitet habe, die kann ich nicht mehr bearbeiten. Die muss ich dann alleine versuchen zu bearbeiten. Aber einen Sprung zu machen von einer schlechten Erinnerung und die Frage ist eigentlich, und wie ist es dann weitergegangen. Und wie hast du dann das und das gemacht? Und wie ist das aber dann? Nach Weihnachten kommt immer Ostern. Und wie ist es dann Ostern gewesen? War es dann besser? Ich katapultiere sozusagen mit einem Schwung – manchmal ist das ein ganz großer Schwung – die Leute da wieder hinaus, weil es niemandem etwas bringt und weil ich eben das auch gar nicht auslösen will. Das funktioniert eigentlich immer ganz gut. 

Vielen Dank für deine Ideen und Anregungen. Ich freue mich, dass wir bei „Leben. Lieben. Pflegen.“ darüber gesprochen haben, wie wir Erinnerungen und Lebensgeschichte nutzen können. Und ich hoffe, wir haben unseren Zuhörern und Zuhörerinnen Lust darauf gemacht, ein bisschen Forschergeist walten zu lassen und zu schauen, was ihre Angehörigen gerne getan haben. Ich danke dir sehr, dass du heute Gast warst, liebe Jeanette.

Ja, sehr gerne. 

Ich nehme ganz viel aus der Folge mit. Es geht gar nicht darum, irgendwas Bestimmtes zu tun, sondern das zu tun, was Freude macht. Und im besten Fall ja eigentlich beiden, oder? Also, und dann können wir das mit der Arbeit auch streichen aus dem Wort. Es geht um Leichtigkeit und Freude. Und ich glaube, das ist ganz gut, wenn wir uns immer mal wieder daran erinnern, weil es ja oft auch einfach zähe Momente gibt, muss man ja einfach sagen. Hast du noch etwas, was du unseren Zuhörenden mitgeben möchtest? 

Ich glaube, ich habe schon alles gesagt. Ich hoffe, dass rübergekommen ist, dass ich das leidenschaftlich gerne mache. Man sollte sich natürlich auch dafür interessieren. Also wenn ich mich dafür nicht interessiere für das, was mein Angehöriger oder meine Angehörige erlebt hat oder gerne mag oder so, dann bin ich aus dieser Familie vielleicht die falsche, die Biografiearbeit macht. Dann würde ich vielleicht mir Entlastung suchen. Also vielleicht ist jemand anders geeigneter dafür und kann Tagebuch schreiben mit der Person oder so? Ich muss nicht immer alles selber machen. Das auch noch mal als Tipp für alle Angehörigen. Ich muss nicht immer alles selber machen. Aber vielleicht hat die eine oder andere eine kleine Anregung bekommen und kann dann Stunden genießen, die allen Freude bereiten. 

Ja, danke für die wichtige Ergänzung. Man muss es nicht selber machen.

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Angebote und News von Desideria 

Zum Abschluss habe ich noch Neues von Desideria für euch. Desideria ist ja ein Verein, der sich für Angehörige von Menschen mit Demenz einsetzt und sie mit verschiedenen Angeboten unterstützt.

Zu Beginn dieser Folge habe ich bereits über die Woche der Demenz gesprochen. Sie findet in diesem Jahr vom 19. bis 28. September statt, mit dem Weltalzheimertag am 21. September. 

Auch Desideria ist mit einer besonderen Aktion dabei. Unter dem Titel "Klartext bei Demenz – den Arztbrief verstehen" übersetzt unser Experten-Team euren Arztbrief. Nach der Diagnose steht man ja oft so ziemlich allein da. Der Arztbrief, ich kann mich gut erinnern, ist voller Fachbegriffe und gar nicht so leicht zu verstehen. Das Team der Online-Demenz-Sprechstunde kann euch da weiterhelfen und sorgt für Klarheit. Kostenlos, unkompliziert und natürlich vertraulich. Ihr erreicht das Team über das Beratungsportal. 

Alle Links zur Aktionswoche und natürlich auch zur Aktion „Klartext bei Demenz, den Arztbrief“ verstehen, findet ihr auf unserer Webseite und in den Shownotes. 

Hier findet ihr die Links zur Aktionswoche. 

https://www.deutsche-alzheimer.de/ueber-uns/welt-alzheimertag

Den Link zur Arztbrief-Aktion und zum Beratungsportal findet ihr hier:

https://www.desideria.org/news/klartext-bei-demenz-wir-uebersetzen-ihren-arztbrief

Das war „Leben. Lieben. Pflegen. Der Desideria-Podcast zur Demenz und Familie“ heute mit meinem Gast Jeanette Kießling. Liebe Jeanette, vielen Dank, dass du dauerst. 

Ich bedanke mich auch.

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