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Teilhabe

Teilhabe bedeutet, dass Menschen unabhängig von physischen oder psychischen Einschränkungen am gesellschaftlichen Leben mitwirken können. Batroffene stehen aber noch häufig vor Hürden wenn es um Teilhabe bei Demenz geht.

Die UN-Behindertenrechtskonvention hat das Recht auf Teilhabe als Menschenrecht festgeschrieben. Teilhabe, dazu zählen kulturelle, soziale, ökonomische und politische Aktivitäten, basiert auf Selbstbestimmung und Eigenverantwortung. Für Menschen mit Demenz bedeutet dieses Konzept eine Herausforderung. Einerseits schwindet die Fähigkeit, bestimmte Beschäftigungen auszuüben, wodurch das gewohnte soziale Umfeld verloren gehen kann. Andererseits entscheiden zunehmend andere über alltägliche Belange, was Teilhabe ebenfalls erschwert.

Rechtliche Grundlagen in Deutschland, der Schweiz und Österreich

In Deutschland können Menschen mit Behinderungen Zuschüsse beantragen, die ihnen Zugang zum gesellschaftlichen Leben erleichtern sollen. Bei der Entscheidung ist nicht der Umfang der gesundheitlichen Einschränkung ausschlaggebend, sondern inwieweit die Einschränkung Teilhabe erschwert. Der Gesetzgeber unterscheidet vier Bereiche: Hilfe zur sozialen Teilhabe, zur Teilhabe an Bildung, zur Teilhabe am Arbeitsleben und zur medizinischen Rehabilitation.

In der Schweiz ist Teilhabe im Behindertengleichstellungsgesetz geregelt. Darin enthalten ist ein Benachteiligungsverbot, das unter anderem Menschen mit Beeinträchtigungen Zugang zu öffentlichen Bauten und Betrieben garantiert. Verantwortlich für die Umsetzung ist das Eidgenössische Büro für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen.

Österreich hat Teilhabe im Behindertengleichstellungsgesetz und im Behinderteneinstellungsgesetz verankert. Zuständig ist das Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz.

Teilhabe bei Demenz: Initiativen und Arbeitsleben

Die deutsche Initiative «Demenz Partner» engagiert sich seit 2016 dafür, Hemmschwellen für Menschen mit Demenz abzubauen. Experten vermitteln bundesweit in kostenlosen Kursen wichtiges Wissen im Umgang mit Betroffenen. Mittlerweile (Stand Januar 2022) gibt es über 70’000 Demenz Partner:innen, die die Anliegen von Menschen mit Demenz fördern.

Wenn jüngere Menschen an Demenz erkranken, stehen sie meist mitten im Arbeitsleben. Betroffene sollten offen mit Vorgesetzten und Kollegen kommunizieren. Nur so verhindern sie Misstrauen und Ausgrenzung, weil ihr Umfeld hinter der verminderten Leistungsfähigkeit Unwillen oder Inkompetenz vermuten könnte. Besonders zu Krankheitsbeginn muss Demenz keinen Ausschluss aus dem Berufsleben bedeuten. Wichtig sind angepasste Arbeitsbedingungen, beispielsweise Heimarbeit, reduzierte Arbeitsbereiche und Arbeitszeiten.

Kulturelle Teilhabe: Museen, Musik und Begegnungen

Kulturelle Teilhabe hat bei Demenz essenzielle Bedeutung. Zum einen, um weiterhin soziale Kontakte zu Mitmenschen zu pflegen. Zum anderen bieten kulturelle Beschäftigungen Betroffenen die Möglichkeit, sich auch nonverbal zu artikulieren. Dies wird besonders wichtig, wenn bei fortgeschrittenem Krankheitsverlauf die Sprachkompetenz nachlässt.

Geeignet für Menschen mit Demenz sind Museen. Sie sind meist mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar, zielen auf unterschiedliche Interessen, offerieren eine ruhige Atmosphäre und bieten eine orientierungsgebende Innenarchitektur. Zudem motivieren sinnlich wahrnehmbare Exponate zum verbalen oder nonverbalen Austausch mit anderen Menschen. Mittlerweile bieten manche Museen spezielle Angebote für Besucher mit Demenz.

Musik kann krankheitsbedingte Symptome wie Depression oder Unruhe lindern. Gleichzeitig können Konzertbesuche ein Problem darstellen. Aufführungen sind oft lang und es ist unmöglich, sie vorzeitig zu verlassen, ohne andere Besucher zu stören. Zudem erwarten Veranstalter ein Verhalten, bei Klassik beispielsweise absolute Stille, an das sich Menschen mit Demenz nicht immer halten können.

Hinzu kommt, dass viele Menschen manche Betroffene stressen. Ziel sollte es sein, reguläre Konzerte so zu organisieren, dass sie sowohl Betroffene als auch das übrige Publikum geniessen können. Beispielhaft war in dieser Hinsicht das bis 2013 laufende Projekt «Auf Flügeln zur Musik» der Musikwissenschaftlerin Anja Renczikowski.
Teilhabe im Alltag: Begegnungen mit Verständnis gestalten

Teilhabe bei Demenz: Die Rolle der Polizei

Demenz beinhaltet oft ein aus Sicht von Aussenstehenden irritierendes Verhalten. Deshalb ist es wichtig, Menschen, die Kontakt mit Betroffenen haben, etwa Bankangestellte, Supermarktmitarbeiter oder Polizisten, zu sensibilisieren. Die Stadt Radevormwald bei Wuppertal bietet beispielsweise Aufmerksamkeits- und Deeskalationstrainings für Beschäftigte an.

In Hamburg lernen Polizeischüler bereits in der Ausbildung, wie sie während ihrer Arbeit auf Menschen mit Demenz zugehen sollten. Eine ähnliche Unterrichtseinheit durchlaufen die Anwärter der Züricher Polizeischule. In Österreich sind rund 60 Polizeidienststellen als «demenzfreundlich» zertifiziert. Voraussetzung ist, dass die Beamten ein spezielles Schulungsprogramm absolvieren und sich mit Pflegeeinrichtungen vernetzen.

© demenzworld/Kompetenzzentrum Demenz Schleswig Holstein/Desideria

Angebot der kulturellen Teilhabe

Um kulturelle Teilhabe für Menschen mit Demenz zu erleichtern, bietet unsere "Musik im Kopf" Konzertreihe eine Möglichkeit für alle Musik zu genießen: Musikliebhaber, Senior*innen, Menschen mit und ohne Demenz. Die demenzsensiblen Konzerte finden stets an schönen Orten und auf einem anspruchsvollen, künstlerischen Niveau statt

Musik im Kopf

Die Konzertreihe „Musik im Kopf“ ermöglicht Menschen mit Demenz und ihren Familien die Teilhabe am kulturellen Leben.

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