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Beziehung

Ein zentrales Element in der Betreuung und Pflege ist Beziehung bei Demenz. Damit sie gelingt, müssen sich Angehörige und Pflegende auf die Realität und Gefühlswelt der Betroffenen einlassen, mit Respekt, Geduld und einer Haltung, die das Menschsein in den Mittelpunkt stellt.

Beziehungen sind vielfältig: unterstützend wie die eines guten Freundes, herausfordernd wie bei einem fordernden Vorgesetzten, distanziert wie zu flüchtigen Bekannten. Auch rechtlich geregelte Beziehungen, wie eine Ehe, verändern sich mit der Demenz.

Wenn Demenz Beziehungen und Rollen verändert

Eine Demenz verändert familiäre Beziehungen grundlegend. Aus der Ehepartnerin wird eine Pflegeempfängerin, aus Kindern werden Entscheidungsträger, die ihre Eltern begleiten. Diese Rollenumkehr verlangt bewusste Auseinandersetzung und eine neue Art, miteinander in Beziehung zu treten.

Für Menschen mit Demenz ist Beziehung auf Augenhöhe entscheidend. Sie sollen nicht reduziert werden auf ihre Diagnose oder als Störfaktor erlebt werden. Ein respektvoller, empathischer Kontakt ohne übermäßige Erwartungen hilft, Verbindung aufrechtzuerhalten.

Warum Demenz zu sozialer Isolation führen kann

Gesellschaftliche Beziehungen werden schwieriger: Gesprächen zu folgen fällt schwer, vertraute Orte und Personen werden nicht mehr erkannt. Das verunsichert nicht nur die Betroffenen, sondern auch ihr Umfeld. Scham über Fehlleistungen und Angst vor Ausgrenzung führen oft zum Rückzug, bei Erkrankten und Angehörigen.

Therapeutische Ansätze wie die Basale Stimulation unterstützen dabei, neue Formen der Beziehung zu finden – über Berührung, Sinnesreize oder Körperhaltung. Besonders wichtig ist es, Bedürfnisse lesen zu lernen: in der Mimik, im Klang der Stimme oder in der Haltung. Diese direkte Beziehung schafft Verbindung, wenn Worte fehlen.

Beziehung bei Demenz auf Augenhöhe: verstehen statt korrigieren

Um echte Beziehung zu ermöglichen, müssen sich Angehörige auf die Gedankenwelt der demenzkranken Person einlassen, auch wenn sie nicht der Realität entspricht. Korrigieren führt zu Rückzug, einfühlende Reaktion hingegen zu Vertrauen.

Wenn jemand seine verstorbene Mutter sucht, hilft es wenig, ihn auf die Realität hinzuweisen. Validation und ein Gespräch über das Gefühl des Vermissens können Nähe schaffen. Ebenso beim Verdacht, der Nachbar habe etwas gestohlen: Nicht widersprechen, sondern das Gefühl des Verlusts ernst nehmen.

Einsamkeit: ein ernst zu nehmendes Risiko

Einsamkeit kann krank machen. Der Demograf Michel Poulain zeigt in seinen Forschungen zu sogenannten „Blauen Zonen“, dass Menschen dort seltener an Demenz oder Herzkrankheiten leiden, unter anderem durch starke soziale Bindungen.

Auch der 90-jährige Derek Taylor aus England beschreibt, wie er sich nach dem Tod seiner Frau gegen die Einsamkeit wehrte, mit einer selbst erstellten Liste an Aktivitäten. Heute fühlt er sich lebendiger als je zuvor. Ein dazu passender Buchtipp: „Einsamkeit tötet“ von Manfred Spitzer, Professor für Psychiatrie in Ulm, befasst sich mit den psychischen und körperlichen Auswirkungen sozialer Isolation – gerade im Alter.

Fazit: Beziehung ist mehr als Pflege, sie ist Verbindung

Beziehungen geben Menschen mit Demenz Halt, Sicherheit und Würde. Wer sie mit Respekt und Offenheit gestaltet, schafft Nähe, auch ohne Worte. Denn am Ende zählt nicht das perfekte Gespräch, sondern die ehrliche Zuwendung.

© demenzworld/Kompetenzzentrum Demenz Schleswig Holstein/Desideria

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