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Geschichte

Die Geschichte der Demenz zeigt, wie lange es gedauert hat, bis diese Krankheit ernst genommen wurde. Über viele Jahrhunderte hinweg interessierten sich weder die Medizin noch die Öffentlichkeit wirklich für das Leiden, erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts kam es zu einem Umdenken.

Erste Hinweise auf Demenz in der Antike

Schon in der Antike setzten sich Denker wie Aristoteles mit den Symptomen der Demenz auseinander. Er beschrieb das Alter als «natürliche Krankheit», verursacht durch ein Ungleichgewicht der Körpersäfte. Im ersten nachchristlichen Jahrhundert erwähnte der römische Arzt Oelsus den Begriff «Demenz» erstmals im medizinischen Kontext, er beizeichnete damit eine länger andauernde Sinnestäuschung.

Eine prägnantere Beschreibung gab der römische Dichter Juvenal: Für ihn war «dementia» ein Zustand, in dem ein Mensch weder seine Freunde noch seine Familie erkennt. Im Mittelalter jedoch wurden Menschen mit Demenz ausgegrenzt. Ihre Erkrankung galt als Strafe für Sünden oder als Zeichen von Besessenheit.

Geschichte der Demenz: Erste medizinische Einordnungen

Im 16. Jahrhundert entwickelte der Baseler Professor Felix Platter eine Systematik für Geisteskrankheiten und nannte die Demenz eine «Verblödung», gekennzeichnet durch Gedächtnisverlust im Alter. Auch der französische Aufklärungsphilosoph Denis Diderot schrieb in seiner Enzyklopädie über Demenz als geistige Lähmung.

Trotz wachsender medizinischer Beschäftigung änderte sich am Umgang mit Betroffenen lange nichts. Viele wurden mit Kriminellen in Ketten gelegt. Erst Philippe Pinel befreite um 1800 psychisch Kranke im Pariser Hospital Bicêtre und erkannte sie als pflegebedürftig an. Er unterschied erstmals klar zwischen angeborenen Einschränkungen und der altersbedingten «démence sénile».

Alois Alzheimer und die Entdeckung einer Krankheit

Den entscheidenden Fortschritt brachte der deutsche Arzt Alois Alzheimer Anfang des 20. Jahrhunderts. In der Frankfurter Heilanstalt betreute er 1901 die Patientin Auguste Deter, die mit nur 51 Jahren schwere Gedächtnisstörungen zeigte. Alzheimer protokollierte ihre Symptome und stellte die vorläufige Diagnose eines «präsenilen Irreseins».

Nach ihrem Tod untersuchte er ihr Gehirn mikroskopisch und entdeckte Ablagerungen und Fibrillenbündel, typische Merkmale dessen, was wir heute als Alzheimer-Demenz kennen. Seine Präsentation 1906 auf einem Fachkongress blieb unbeachtet. Erst 1910 wurde die Krankheit durch Emil Kraepelin als «Alzheimersche Krankheit» in die psychiatrische Fachliteratur aufgenommen.

Kaum Fortschritte bis in die 1980er Jahre

Trotz dieser Entdeckung blieb Demenz lange unterdiagnostiziert. Bis in die 1980er Jahre hinein wurde sie im deutschsprachigen Raum als «Hirnorganisches Psychosyndrom (HOPS)» abgetan, als altersbedingte, nicht behandelbare Erscheinung. Erst mit der wachsenden Zahl älterer Menschen rückte Demenz stärker in den Fokus.

1974 wurde in den USA das Nationale Institut für Alterung gegründet, 1980 folgte die erste Alzheimer-Gesellschaft. Noch im selben Jahr wurde der Begriff Alzheimer-Demenz offiziell in medizinische Diagnoseschemata aufgenommen. Dadurch entstanden erstmals rechtliche Ansprüche auf Unterstützungsleistungen.

Neue Netzwerke und wachsendes Bewusstsein

Ab 1984 wuchs ein weltweites Netzwerk von Alzheimer-Zentren, vereint unter Alzheimer’s Disease International. Der deutschsprachige Raum folgte später: Österreich gründete 1987 die erste nationale Alzheimer-Gesellschaft, die Schweiz 1988 und Deutschland 1989. Öffentliche Aufmerksamkeit wuchs auch, weil Prominente wie Ronald Reagan oder Inge Meysel offen über ihre Demenzerkrankung sprachen.

Doch trotz wachsender Forschung und zunehmender gesellschaftlicher Offenheit fehlt es bis heute an ausreichender Aufklärung über Demenz. Viele Menschen wissen noch immer zu wenig über das Krankheitsbild, und auch die medizinischen Ursachen sind noch nicht abschließend verstanden.

© demenzworld/Kompetenzzentrum Demenz Schleswig Holstein/Desideria

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