
Kinder
Kinder und Demenz: sie erleben die Auswirkungen der Erkrankung oft hautnah mit, zum Beispiel wenn Oma oder Opa sich verändern. Ihre Fragen sind direkt: Warum ist Opa plötzlich so komisch? Warum kennt mich Oma nicht mehr? Erwachsene haben nicht immer sofort Antworten parat. Doch Kinder brauchen kindgerechte Erklärungen, um sich in der veränderten Familiensituation zurechtzufinden.
Eine Untersuchung des Zentrums für Qualität in der Pflege (ZQP) zeigt: In Deutschland haben knapp ein Drittel der Kinder und Jugendlichen einen demenzkranken Angehörigen. Viele empfinden die Veränderungen als belastend. 58 % sind traurig über den Wandel, 30 % unsicher im Umgang und jedes vierte Kind hat Angst, dem Angehörigen könne etwas zustoßen.
Wenn Demenz die Familie verändert
Die Diagnose betrifft nicht nur die erkrankte Person, sie verändert das Leben aller. Kinder erleben:
- Wiederholte Fragen
- Vergesslichkeit
- Stimmungswechsel
- Orientierungslosigkeit
- Mitunter aggressives Verhalten
Kinder spüren, wenn Erwachsene traurig, gestresst oder überfordert sind – und fühlen sich dann selbst belastet oder verunsichert. Deshalb ist es wichtig, sie in Gespräche einzubeziehen.
Wie Kinder lernen, mit Demenz umzugehen
Die Münchner Journalistin Peggy Elfmann beschreibt auf ihrem Blog „Alzheimer und wir“ den Verlauf der Erkrankung ihrer Mutter und die Fragen ihrer eigenen Kinder. Sie beantwortet diese offen und altersgerecht. Denn Offenheit hilft, Ängste abzubauen und Verständnis zu fördern.
Tipps für den Umgang mit Kindern und Demenz:
- Kinder aktiv einbeziehen: Wissen schafft Sicherheit.
- Kinderbücher lesen: Zum Beispiel „Der Fuchs, der den Verstand verlor“, als Gesprächsanlass und zur Entlastung.
- Kontakt ermöglichen: Großeltern bleiben wichtige Bezugspersonen.
- Ehrlich antworten: Kindgerecht, aber ohne falsche Versprechungen.
- Perspektivwechsel fördern: Menschen mit Demenz bleiben im Kern die gleichen.
- Wertfrei kommunizieren: Kinder lernen durch Vorbilder, ein annehmender Umgang hilft.
Kinder sind oft überraschend feinfühlig. Mit etwas Unterstützung finden sie häufig ganz intuitiv den richtigen Ton im Umgang mit demenzkranken Angehörigen.
Jugendliche und Demenzpflege
Manche Jugendliche übernehmen aktiv Verantwortung: In Deutschland kümmern sich laut Bundesfamilienministerium rund 479.000 junge Menschen zwischen 10 und 19 Jahren um pflegebedürftige Angehörige. Ihre Aufgaben reichen vom Einkaufen über emotionale Begleitung bis zur Pflegeunterstützung.
Ein Beispiel: Bo, der mehrere Jahre seine demenzkranke Großmutter betreute. Seine Geschichte ist auf der Plattform „Pausentaste“ dokumentiert, einem Angebot für Kinder und Jugendliche, die familiäre Pflege leisten (www.pausentaste.de)
Wichtig ist, Überlastungen rechtzeitig zu erkennen. Gespräche, Reflexion und professionelle Begleitung helfen Jugendlichen, ihre Rolle zu verstehen und sich selbst nicht zu verlieren.
Projekte, Spiele & Materialien für Kinder
AFI Kids: Infos und Bastelideen für Kinder zwischen 6 und 10 Jahren (www.afi-kids.de)
KIDZELN: Kindgerechte Spielmodule für Kindergartenkinder zum Thema Demenz
„Was hat Oma?“: Online-Lernspiel (http://www.was-hat-oma.de/index.php)
Alzheimer BW: Literaturtipps & Erklärhilfen (www.alzheimer-bw.de/demenz-mehr-erfahren/kindern-demenz-erklaeren/)
Alzheimerforum: Kinderbücher nach Altersstufen (www.alzheimerforum.de/2/16/2/2162inh.html)
Graphic Novel „Isa und der verschwindende Großvater“ (www.pausentaste.de/graphic-novels/isa-und-der-verschwindende-grossvater.html)
Weitere Fragezeichen im Kopf?
Die Demenz-Buddies von Desideria bieten jungen Angehörigen (16–26 Jahre) einen geschützten, bundesweiten Online-Raum, moderiert von Familientherapeutinnen, für echten Austausch, nützliche Strategien und emotionale Unterstützung .
