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Essen

Essen ist weit mehr als bloße Nahrungsaufnahme: es bedeutet Genuss, Erinnerung und Lebensqualität. Bei Menschen mit Demenz verändern sich jedoch nicht nur Geschmack und Appetit, sondern auch die Fähigkeit zu essen. Umso wichtiger ist ein individueller, einfühlsamer Umgang mit dem Thema Essen bei Demenz.

Eine gesunde Ernährung kann laut Wissenschaft einen Einfluss auf die kognitive Entwicklung und den späteren Abbau geistiger Fähigkeiten haben. Konkrete Aussagen zur Wirksamkeit bestimmter Diäten fehlen, doch eine ausgewogene mediterrane Ernährung gilt als hilfreich, um das Risiko einer Demenz zu senken.

Mediterrane Ernährung

Die mediterrane Ernährung zeichnet sich durch folgende Bestandteile aus:

  • viel frisches Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte und Getreide
  • wenig Fleisch und Milchprodukte
  • viel Fisch
  • Olivenöl als Hauptfettquelle
  • moderater Weinkonsum

Omega-3-Fettsäuren, vor allem in Fisch enthalten, scheinen eine schützende Wirkung auf Nervenzellen zu haben. Da der Körper diese nicht selbst herstellen kann, ist die Aufnahme über die Nahrung wichtig. Fleisch sollte laut Deutscher Gesellschaft für Ernährung nur in Maßen verzehrt werden: 300 bis maximal 600 Gramm pro Woche.

Diese Lebensmittel stärken den Geist

Eine abwechslungsreiche Ernährung mit hochwertigen Lebensmitteln tut Körper und Geist gut. Besonders empfohlen werden:

  • Beeren, vor allem Blaubeeren
  • Fisch, Bohnen, Blattgemüse, Brokkoli
  • Kaffee, Tee, Quinoa, Nüsse, Süsskartoffeln, Vollkorngetreide
  • Leinsamen, Avocado, Pilze
  • Gewürze wie Kurkuma, Zimt, Nelken, Majoran, Piment, Safran und Muskat

Essen bei Demenz: Was sich verändert

Demenz bringt zahlreiche Herausforderungen mit sich, die auch das Essverhalten betreffen:

  • Gedächtnisstörungen: Mahlzeiten werden vergessen, auch das Wissen über Zubereitung geht verloren.
  • Sprachstörungen: Der Appetit kann nicht mehr geäußert werden.
  • Kognitive Störungen: Hunger wird nicht erkannt, stattdessen entstehen Unruhe oder Aggression.
  • Konzentrationsstörungen: Geräusche oder Gespräche lenken beim Essen ab.
  • Motorische Defizite: Besteck wird nicht mehr benutzt, im Spätstadium treten Schluckstörungen auf.

Ein klar gestalteter Essensplatz, wenig Ablenkung und individuelle Betreuung sind entscheidend.

Genuss statt Diät im fortgeschrittenen Stadium

Thomas Grob, Küchenchef des Schweizer Demenz-Heims Sonnweid, stellt klar:

„Die Aufenthaltsdauer der uns anvertrauten Menschen liegt zwischen einem Jahr und drei Jahren. Sie endet in der Regel mit dem Tod des Bewohners. Unter diesen Bedingungen hat eine gesunde Ernährung nicht mehr den gleichen Stellenwert wie bei Menschen, die keine Demenz haben.“

Viel wichtiger sei es, den Menschen Freude am Essen zu vermitteln. Mit mobilen Küchen bringt das Team Duft und Appetit direkt in die Wohnbereiche. Der Schlaraffenlandwagen, ein fahrendes Buffet, bietet schön präsentierte Köstlichkeiten. Für Menschen mit Schluckproblemen gibt es aromatische Breie und Schäume. Für mobile Bewohner stehen im Heim Häppchenteller bereit, für andere Fingerfood.

Wenn Essen nicht mehr möglich ist: Künstliche Ernährung

Im Endstadium können sich viele Betroffene nicht mehr selbst ernähren. Dann stellt sich die ethische Frage nach künstlicher Ernährung. Eine Zwangsernährung per Sonde kann Leben verlängern, aber auch Leiden. Der Bundesgerichtshof hat 2010 entschieden, dass der Abbruch lebenserhaltender Maßnahmen nicht strafbar ist, sofern er dem Patientenwillen entspricht.

Eine Patientenverfügung hilft, Klarheit zu schaffen: frühzeitig und gemeinsam mit dem sozialen Umfeld. So können Wünsche respektiert und umgesetzt werden, wenn der Betroffene sich selbst nicht mehr äußern kann.

© demenzworld/Kompetenzzentrum Demenz Schleswig Holstein/Desideria

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