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Was ist Demenz

Die Alzheimer-Krankheit ist die häufigste Form von Demenz. Der Begriff „Demenz“ beschreibt einen fortschreitenden Verlust geistiger Fähigkeiten und umfasst zahlreiche unterschiedliche Erkrankungen, die sowohl das Gehirn als auch andere Körperbereiche betreffen können. Typisch sind Beeinträchtigungen wie Gedächtnisverlust, Orientierungsschwierigkeiten und weitere kognitive Einschränkungen.

Bei Alzheimer sterben nach und nach Nervenzellen im Gehirn ab, ein sogenannter neurodegenerativer Prozess. Die Veränderungen setzen schleichend ein und nehmen mit der Zeit zu, je weiter das Gehirn geschädigt wird. Zwar sind die genauen Krankheitsmechanismen noch nicht vollständig geklärt, doch es ist bekannt, dass bestimmte Eiweißveränderungen maßgeblich zur Zerstörung von Nervenzellen beitragen.

Zwei Eiweiße sind von zentraler Bedeutung bei Alzheimer:

  • Beta-Amyloid: Lagert sich außerhalb der Nervenzellen ab und bildet sogenannte Plaques.
  • Tau-Protein: Bildet im Inneren der Nervenzellen Fibrillen, die die Zellstruktur stören.

Diese Proteinablagerungen beeinträchtigen die Kommunikation zwischen den Zellen, fördern Entzündungsprozesse und tragen langfristig zum Absterben der Nervenzellen bei.

Welchen Einfluss hat die Ernährung?

Eine gesunde Ernährung kann das Risiko für Alzheimer möglicherweise senken und den Verlauf positiv beeinflussen. Zwar ist die Studienlage nicht eindeutig, aber zahlreiche Hinweise sprechen dafür, dass insbesondere die mediterrane Ernährung das Gehirn schützen kann. 

Diese basiert auf:

  • Viel Obst, Gemüse, Nüssen, Fisch und Olivenöl
  • Lebensmitteln mit hohem Omega-3-Fettsäuren-Gehalt (z. B. fettreicher Fisch, Leinsamen, Walnüsse – wirken entzündungshemmend)
  • Möglichst wenig Fleisch und wenig industriell verarbeiteten Produkten

Wichtig ist auch, die Ernährung mit körperlicher Bewegung und geistiger Aktivität zu verbinden. Dies kann helfen, die kognitive Leistungsfähigkeit möglichst lange aufrechtzuerhalten.

Diagnosestellung Demenz

Wenn ältere Menschen nach einem Krankenhausaufenthalt plötzlich halluzinieren oder verwirrt und orientierungslos wirken, sollte möglichst rasch eine medizinische Abklärung erfolgen. Mithilfe von Untersuchungen wie einem MRT, einem umfassenden Blutbild oder einer Lumbalpunktion lassen sich andere Ursachen ausschließen und eine gesicherte Diagnose stellen.

Was Angehörige tun können

  1. Demenzberatung in Anspruch nehmen: Eine professionelle Demenzberatung vor Ort bietet wertvolle Orientierung, unterstützt beim Verständnis der Diagnose, erläutert Therapieoptionen und informiert über konkrete Hilfsangebote.
  2. Pflegegrad beantragen: Ein offiziell anerkannter Pflegegrad eröffnet Zugang zu verschiedenen Unterstützungsleistungen, sowohl finanzieller als auch organisatorischer Art. Das kann den Alltag für alle Beteiligten deutlich erleichtern.
  3. Ambulante Hilfe organisieren: Angebote wie Tagespflege oder ein ambulanter Pflegedienst entlasten die betreuende Person und tragen zu einer guten Versorgung bei.
  4. Medikamentöse Optionen prüfen: Sollten starke Unruhe, Schlafprobleme oder Sinnestäuschungen auftreten, kann eine ärztlich begleitete medikamentöse Behandlung in Erwägung gezogen werden. Eine enge Abstimmung mit der Hausärztin oder dem Hausarzt ist dabei essenziell.
  5. Ergotherapie nutzen: Ergotherapeutische Maßnahmen, oft auch zu Hause durchführbar, können dazu beitragen, vorhandene Fähigkeiten zu erhalten und Angehörige aktiv zu unterstützen.
  6. Austausch mit anderen Angehörigen suchen: Selbsthilfegruppen oder digitale Foren bieten nicht nur emotionale Entlastung, sondern auch praktische Tipps und Erfahrungswerte aus dem Alltag mit Demenz.

Gerade wenn die Situation belastend ist, kann es eine große Hilfe sein, sich nicht allein zu fühlen und sich frühzeitig Unterstützung zu holen.

Eine umfassende Demenzabklärung erfolgt in mehreren Schritten und hilft, die Ursachen kognitiver Veränderungen genau einzuordnen, auch im Hinblick auf mögliche begleitende psychische Erkrankungen wie Depressionen oder psychotische Symptome.

So gestaltet sich die Vorgehensweise

  1. Klinische Untersuchung und Testdiagnostik

    Eine ausführliche neuropsychologische Testung, häufig verteilt auf mehrere Stunden oder Tage, erfasst systematisch verschiedene kognitive Bereiche, darunter Gedächtnis, Aufmerksamkeit, Sprache und Orientierung. Für eine fundierte Basisdiagnostik können zwei Termine von je zwei Stunden ausreichen, abhängig vom individuellen Befund.

  2. Bildgebung des Gehirns

    Ein MRT (Magnetresonanztomographie) zeigt mögliche strukturelle Veränderungen im Gehirn. Besonders auffällig sind dabei zum Beispiel Rückbildungen im Bereich des Hippocampus, wie sie häufig bei Alzheimer vorkommen.

  3. Liquordiagnostik (Lumbalpunktion)

    Die Untersuchung des Nervenwassers kann genauere Hinweise auf die Art der Demenz geben. Wichtige Biomarker sind Beta-Amyloid 42 (Häufig erniedrigt bei Alzheimer), Tau und p-Tau (Erhöhte Werte deuten auf Nervenzellabbau hin) und Neurofilament Light Chain (NfL gibt Hinweise auf allgemeinen neuronalen Schaden)

    Diese Laborwerte helfen dabei, Alzheimer frühzeitig zu erkennen oder andere Ursachen auszuschließen.

  4. Wann ist eine spezialisierte Klinik sinnvoll?

    Ein Termin in einer Memoryklinik oder einem interdisziplinären Zentrum für Altersmedizin bietet sich besonders dann an, wenn die Symptome uneindeutig oder schwer einzuordnen sind, neben kognitiven Einschränkungen auch psychotische Anzeichen wie Wahnvorstellungen auftreten und Hinweise auf begleitende Depressionen oder psychiatrische Erkrankungen bestehen

    Solche Einrichtungen ermöglichen eine ganzheitliche Diagnostik mit ärztlicher, psychologischer und gegebenenfalls psychiatrischer Expertise und sind insbesondere bei komplexeren Verläufen empfehlenswert.

Motivation zur Diagnose

Wenn sich ältere Menschen immer stärker isolieren, Kontakte meiden und ärztliche Unterstützung ablehnen, ist das oft Ausdruck tiefer Verunsicherung. Im Zusammenhang mit einer beginnenden Demenz spielen Faktoren wie Scham, Überforderung und das Bedürfnis nach Kontrolle eine zentrale Rolle. Die vertraute Umgebung vermittelt Sicherheit und alles außerhalb davon erscheint zunehmend überfordernd, fremd oder unverständlich.

Warum sozialer Rückzug nachvollziehbar ist

Eine zunehmende Selbstisolierung kann von verschiedenen Gründen ausgelöst werden:

  • Angst vor Entlarvung: Nachlassende geistige Fähigkeiten werden von vielen als bedrohlich erlebt und die Sorge, dass andere „etwas merken“, ist groß.
  • Reizüberflutung und Unsicherheit: Selbst einfache Aktivitäten außerhalb der Wohnung wirken überfordernd und werden vermieden.
  • Schutzmechanismus: Der Rückzug ist meist kein Trotzverhalten, sondern ein Versuch, mit der inneren Belastung umzugehen.

Wie Angehörige helfen können

  • Verlässlichkeit und Rituale etablieren: Klare Tagesstrukturen, ruhige Sprache und liebevolle Wiederholungen vermitteln Orientierung und Sicherheit.
  • Behutsam das Gespräch suchen: Sorgen offen ansprechen, ohne zu drängen. Beispiel: „Ich mache mir Gedanken um dein Herz, ich würde dich deshalb gern zum Arzt begleiten.“
  • Ängste ernst nehmen: Arzttermine besser nicht lange im Voraus ankündigen, sondern lieber spontan und einfühlsam begleiten.
  • Nicht überreden, sondern begleiten: Oft überzeugt die Aussicht auf Entlastung, etwa besseres Hören oder mehr Energie, eher als rationale Argumente.

Warum eine medizinische Abklärung wichtig ist

Eine medizinische Abklärung von Symptomen ist trotz Hilfe durch Angehörige von zentraler Bedeutung.

  • Ausschluss anderer Ursachen: Auch körperliche Einschränkungen (Hören, Sehen, Kreislauf) können Rückzug und kognitive Probleme verstärken.
  • Frühe Diagnostik ermöglicht Hilfe: Nur wenn eine Demenz erkannt wird, kann eine passende Therapie erfolgen.
  • „Es lohnt sich nicht mehr“ ist oft Schutz: Solche Aussagen sind häufig Ausdruck von Angst, nicht das Ergebnis sachlicher Überlegung.

Es braucht also Geduld, Einfühlungsvermögen und das schrittweise Heranführen an notwendige Schritte und das ohne Druck, aber mit liebevoller Konsequenz. Auch wenn die betroffene Person es im Moment nicht erkennt, kann eine behutsame Unterstützung langfristig die Lebensqualität verbessern und ein Leben mit Demenz würdevoll begleiten.

Wenn sich ein Mensch im mittleren Alter plötzlich stark in seinem Verhalten verändert, ist das für Angehörige oft beunruhigend und emotional belastend. Eine Kombination aus Stimmungsschwankungen, Aggressivität, sozialem Rückzug, innerer Unruhe und körperlichen Beschwerden kann auf verschiedene Ursachen hinweisen, darunter auch neurologische Erkrankungen wie die verhaltensbetonte frontotemporale Demenz, aber ebenso psychische Störungen wie Depressionen mit psychotischen Anteilen oder ein Burnout-Syndrom.

Warum eine medizinische Abklärung so wichtig ist

Nur durch eine neurologische und neuropsychologische Untersuchung kann die Ursache der Veränderungen eingeordnet und gezielt behandelt werden.

Auch körperliche Beschwerden wie Schlafstörungen, Kopf- oder Muskelschmerzen sollten ernst genommen werden, sie können Symptome verstärken oder Ausdruck einer tieferliegenden Erkrankung sein.

Familiäre Vorbelastungen können ein weiterer Hinweis darauf sein, dass eine frühzeitige Abklärung notwendig ist.

Was tun, wenn ärztliche Hilfe abgelehnt wird?

Viele Menschen mit kognitiven oder psychischen Veränderungen sehen selbst keine Notwendigkeit, sich untersuchen zu lassen. In solchen Situationen helfen oft sanfte, indirekte Wege:

  • Symptome statt Diagnose betonen: Sprechen Sie über konkrete Beschwerden, etwa „Dein Schlaf ist in letzter Zeit so unruhig“, statt über mögliche Erkrankungen.
  • Untersuchung als Routine darstellen: Vorschläge wie „Lass uns beide mal zur Vorsorge gehen“ wirken oft unverfänglicher und senken die Hürde.
  • Begleitung anbieten: Ein gemeinsamer Arztbesuch, vielleicht im Rahmen eines eigenen Termins, kann den Einstieg erleichtern, ohne Druck auszuüben.
  • Andere Vertraute einbeziehen: Manchmal haben enge Freunde, Kollegen oder entferntere Verwandte mehr Überzeugungskraft als direkte Angehörige.
  • Emotionale Verbindung nutzen: Sätze wie „Ich mache mir Sorgen, auch um uns“ erreichen oft mehr als sachliche Argumente.
  • Professionelle Beratungsstellen kontaktieren: Ein erster Schritt kann auch über psychologische oder gerontopsychiatrische Beratung erfolgen, besonders wenn ein direkter Arztbesuch nicht möglich ist.
  • Krisen als Anlass sehen: Ereignisse im Alltag, z. B. ein Wutausbruch oder ein belastender Vorfall, können helfen, die Notwendigkeit einer Untersuchung greifbar zu machen.

Auch wenn zunächst Widerstand kommt: Ein „Nein“ muss nicht endgültig sein. Es braucht oft viel Geduld, Einfühlungsvermögen und kleine Schritte, um eine betroffene Person in Richtung Hilfe zu begleiten. Nicht mit Druck, sondern mit Zugewandtheit und der richtigen Unterstützung im passenden Moment.

Demenz und Verhalten

Plötzliche laute Rufe oder Schreie ohne ersichtlichen Anlass können bei Menschen mit Demenz eine Reaktion auf körperliche Beschwerden, Ängste oder Unwohlsein sein. Besonders nach einem operativen Eingriff und längerer Bettlägerigkeit können solche Symptome verstärkt in Erscheinung treten. Diese Verhaltensweisen haben oft vielfältige Hintergründe, daher braucht es Geduld und genaues Beobachten, um mögliche Auslöser zu erkennen.

Mögliche Ursachen für das Schreien

  • Schmerzen: Auch wenn die äußere Wundheilung unauffällig verläuft, könnten dennoch Schmerzen bestehen. Menschen mit Demenz können oftmals nicht mehr sprachlich äußern, dass ihnen etwas wehtut und drücken dies dann durch Schreien aus.
  • Innere Unruhe, Angst oder Reizüberflutung: Das laute Rufen kann auch ein Zeichen von Überforderung, Unsicherheit oder Angst sein. Achten Sie darauf, ob bestimmte Situationen (z. B. Dunkelheit, Alleinsein oder ungewohnte Umgebung) dieses Verhalten verstärken.
  • Kognitive Veränderungen: In manchen Fällen ist die Steuerung des Rufverhaltens im Gehirn gestört. Dadurch kann es zu scheinbar grundlosem, unkontrolliertem Rufen kommen.
  • Ausdrucksversuch: Es ist möglich, dass die betroffene Person etwas mitteilen möchte, aber keine andere Möglichkeit mehr hat, sich auszudrücken.

Was kann helfen?

Medikamentöse Abklärung

  • Auch wenn es keine einfache Lösung in Form eines Medikaments gibt, kann eine medizinische Abklärung helfen. Beispielsweise können Sie die Schmerzmedikation prüfen. Ein vorsichtiger Test mit einem milden Schmerzmittel über wenige Tage kann Aufschluss darüber geben, ob Schmerzen ursächlich sind. Besprechen Sie dies mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt.
  • Bei starker innerer Unruhe können gegebenenfalls niedrig dosierte Beruhigungsmittel (z. B. Quetiapin) oder ein leichtes Antidepressivum wie Mirtazapin in Betracht gezogen werden. Auch dies sollte immer mit einem Arzt abgestimmt werden.

Nicht-medikamentöse Wege

  • Sanfte Reize: Beruhigende Musik, angenehme Düfte, eine Handmassage oder ein warmes Kirschkernkissen können helfen, Anspannung zu reduzieren.
  • Rhythmischer Kontakt: Manche Menschen sprechen gut auf gleichmäßige Berührungen, z. B. leichtes Klopfen auf Hand oder Rücken, an, denn das wirkt häufig beruhigend.
  • Struktur im Alltag: Eine verlässliche Tagesroutine kann helfen, Sicherheit zu vermitteln und das Gefühl von Orientierung zu stärken.
  • Nähe und Geborgenheit: Oft hilft es, einfach präsent zu sein. Auch sensorische Kuscheltiere oder beschwerte Decken können Sicherheit geben.
     

Demenz und Alltagstätigkeiten

Im Verlauf einer Demenzerkrankung fällt es betroffenen Personen zunehmend schwer, Erklärungen nachzuvollziehen und neue Informationen dauerhaft zu speichern. Hinweise oder Erinnerungen zum sicheren Umgang mit der Waschmaschine zeigen deshalb häufig nur kurzfristige Wirkung. Selbst gut gemeinte Beschriftungen oder Gespräche geraten schnell wieder in Vergessenheit.

Was Angehörige tun können

  • Wenn ausgeschlossen werden soll, dass die Waschmaschine eigenständig genutzt wird, kann es hilfreich sein, den Zugang einzuschränken. Das lässt sich zum Beispiel umsetzen durch das Ziehen des Steckers, das Entfernen der Sicherung oder das Abschließen des Waschkellers.
  • Gemeinsames Waschen als Lösung: Statt ein komplettes Verbot auszusprechen, kann die betroffene Person schrittweise beim Wäschewaschen begleitet werden. Ein gemeinsamer Ablauf wie „Lass uns das zusammen machen“ kann Sicherheit geben und gleichzeitig ein Stück Autonomie erhalten.
  • Praktische Hilfsmittel einsetzen: Waschmittel-Pods beispielsweise verhindern Fehlbedienungen, etwa durch falsches Dosieren oder Verwechseln der Einfüllkammern. Eine andere Möglichkeit sind technische Barrieren. Durch das Blockieren bestimmter Fächer, etwa mit einem festen Gegenstand im Weichspülerfach, kann der Waschvorgang gezielt gesteuert werden.

Solche Maßnahmen ermöglichen es, den Alltag sicher zu gestalten und dabei die Würde und Beteiligung der betroffenen Person möglichst zu wahren.

Demenz und Schlafstörung

  • Eine feste Tagesstruktur:
    Ein möglichst gleichmäßiger Tagesablauf mit ausreichend Licht am Vormittag, etwa durch einen Spaziergang im Freien, kann dazu beitragen, den Schlaf-Wach-Rhythmus zu stabilisieren.
  • Abends zur Ruhe kommen:
    Ab dem späten Nachmittag sollte eine ruhige Umgebung ohne größere Reize oder Aufregungen geschaffen werden. Das hilft, innere Unruhe zu reduzieren und erleichtert das Einschlafen.
     

Nächtliche Unruhe und eine sogenannte Tag-Nacht-Umkehr zählen zu den häufigen Begleiterscheinungen einer Demenzerkrankung. Auch wenn sich das nächtliche Aufstehen nicht vollständig vermeiden lässt, ist es entscheidend, dass Angehörige ihre eigenen Belastungsgrenzen realistisch einschätzen, besonders wenn die Betreuung zu Hause erfolgen soll. Denn eine Überforderung kann auf Dauer das gesamte Betreuungssystem destabilisieren.

Hilfreiche Maßnahmen und Entlastungsmöglichkeiten

Medikamentöse Ansätze (immer in Rücksprache mit Ärzt:innen)

  • Medikamente wie Quetiapin können beruhigend wirken, verursachen jedoch bei manchen Betroffenen eine gegenteilige Wirkung mit erhöhter Unruhe. Eine sorgfältige ärztliche Einschätzung ist daher unerlässlich.
  • Der Einsatz von Tavor als Bedarfsmedikation sollte wegen möglicher Nebenwirkungen, etwa Sturzgefahr oder zusätzlicher Verwirrtheit, sehr vorsichtig und nur in Ausnahmesituationen erfolgen.

Alltagsstruktur und Entlastung schaffen

  • Pflegedienste können tagsüber Aufgaben übernehmen und Angehörige spürbar entlasten.
  • Tagespflegeangebote oder stundenweise Betreuung schaffen wertvolle Pausen für betreuende Familienmitglieder.
  • Eine 24-Stunden-Betreuung im häuslichen Umfeld kann sinnvoll sein, muss aber individuell auf die familiäre Situation abgestimmt werden.

Perspektivisch denken: alternative Wohnformen

  • So schwer der Gedanke auch fällt, wenn die Betreuung zu Hause nicht mehr gewährleistet werden kann, kann ein Umzug in eine Pflegeeinrichtung die richtige Entscheidung sein. Eine professionelle Rund-um-die-Uhr-Pflege sorgt für mehr Sicherheit und entlastet gleichzeitig die Beziehung zur erkrankten Person. Das ermöglicht mehr gemeinsame, bewusste Zeit miteinander.

Demenz oder Persönlichkeitsstruktur

Ausgeprägtes Misstrauen, etwa der Verdacht, bestohlen oder vergiftet worden zu sein, kann unterschiedliche Ursachen haben. In manchen Fällen handelt es sich um langjährige Charakterzüge, in anderen kann solches Verhalten ein erstes Anzeichen einer beginnenden Demenz sein.

Gerade in frühen Krankheitsstadien treten solche Veränderungen manchmal auf, noch bevor offensichtliche kognitive Einschränkungen sichtbar werden. Um die Ursache richtig einordnen zu können, ist eine umfassende neurologische Abklärung empfehlenswert.

Wichtige Schritte zur Diagnose

  • Neuropsychologische Testung: Dient der strukturierten Erfassung von Denkvermögen, Erinnerung und Urteilsfähigkeit.
  • Bildgebung des Gehirns (z. B. cMRT): Zeigt eventuelle Veränderungen wie Hirnatrophie oder frühere, unbemerkte Schlaganfälle.
  • Liquordiagnostik: Eine Analyse des Nervenwassers kann Hinweise auf bestimmte Demenzformen, wie z. B. Alzheimer, liefern.
  • Blutuntersuchungen: Helfen, andere Ursachen wie Infektionen, Vitaminmängel oder Stoffwechselstörungen auszuschließen.

Diese umfassende Diagnostik ermöglicht es, die Hintergründe des auffälligen Verhaltens besser zu verstehen und falls nötig, frühzeitig therapeutische Maßnahmen einzuleiten.

Demenz und Arbeitsrecht

Bei rechtlichen Fragen rund um sensible Gesundheitsdaten und das Arbeitsverhältnis ist es besonders wichtig, eine qualifizierte rechtliche Beratung in Anspruch zu nehmen. Eine juristische Erstberatung ist häufig kostenlos und hilft dabei, die eigenen Rechte zu kennen und richtig zu handeln.

Gerade wenn es um Themen wie Freistellung, Pflegezeit oder den Umgang mit der Demenzdiagnose eines Angehörigen im beruflichen Umfeld geht, ist eine individuelle rechtliche Einschätzung dringend zu empfehlen.

Demenz und Pflegeheim

Ein Umzug in eine Demenz-WG stellt für alle Beteiligten eine große Veränderung dar – vor allem jedoch für die betroffene Person selbst. Eine einfühlsame Vorbereitung sowie ein strukturierter Ablauf beim Einzug können den Übergang deutlich erleichtern.
Vorbereitung auf den Umzug
Vorteile betonen: Heben Sie die positiven Aspekte hervor – etwa das Leben in Gemeinschaft, die professionelle Betreuung rund um die Uhr und einen geregelten Tagesablauf.


Visuelle Unterstützung: Wenn Sprachverständnis oder Gedächtnis beeinträchtigt sind, können Fotos der Einrichtung oder ein gemeinsamer Besuch vorab dabei helfen, Vertrauen aufzubauen.


Wiederholung und Geduld: Menschen mit Demenz benötigen häufig wiederholte Informationen – idealerweise in ruhiger, klarer Sprache.


Worauf vor dem Einzug geachtet werden sollte
Vertrautes mitnehmen: Persönliche Dinge wie Fotos, geliebte Kleidungsstücke, Kissen oder der Lieblingssessel schaffen Orientierung und Sicherheit.


Pflegepersonal gut informieren: Geben Sie dem Team wichtige Hinweise zu Gewohnheiten, Vorlieben, Ängsten oder Abneigungen der betroffenen Person.


Wichtige Unterlagen bereithalten: Dazu gehören aktuelle medizinische Befunde, Medikamentenpläne und relevante Arztberichte.


Kommunikation während der Übergangsphase
Einfach und verständlich sprechen: Klare, kurze Sätze, ein ruhiges Tempo und Geduld erleichtern das Verstehen.


Nonverbale Signale nutzen: Gestik, Mimik und sanfter Körperkontakt geben emotionale Sicherheit.


Gemeinsame Rituale schaffen: Aktivitäten wie Musik hören, alte Fotos anschauen oder kleine Spaziergänge fördern Nähe und Orientierung – auch ohne viele Worte.


Mit Empathie, sorgfältiger Vorbereitung und kontinuierlicher Begleitung kann der Umzug in eine Wohngemeinschaft für Menschen mit Demenz gelingen.

Demenz und Pflegeheim

Ein Umzug in eine Demenz-WG stellt für alle Beteiligten eine große Veränderung dar, vor allem jedoch für die betroffene Person selbst. Eine einfühlsame Vorbereitung sowie ein strukturierter Ablauf beim Einzug können den Übergang deutlich erleichtern.

Vorbereitung auf den Umzug

  • Vorteile betonen: Heben Sie die positiven Aspekte hervor, etwa das Leben in Gemeinschaft, die professionelle Betreuung rund um die Uhr und einen geregelten Tagesablauf.
  • Visuelle Unterstützung: Wenn Sprachverständnis oder Gedächtnis beeinträchtigt sind, können Fotos der Einrichtung oder ein gemeinsamer Besuch vorab dabei helfen, Vertrauen aufzubauen.
  • Wiederholung und Geduld: Menschen mit Demenz benötigen häufig wiederholte Informationen, idealerweise in ruhiger, klarer Sprache.

Worauf vor dem Einzug geachtet werden sollte

  • Vertrautes mitnehmen: Persönliche Dinge wie Fotos, geliebte Kleidungsstücke, Kissen oder der Lieblingssessel schaffen Orientierung und Sicherheit.
  • Pflegepersonal gut informieren: Geben Sie dem Team wichtige Hinweise zu Gewohnheiten, Vorlieben, Ängsten oder Abneigungen der betroffenen Person.
  • Wichtige Unterlagen bereithalten: Dazu gehören aktuelle medizinische Befunde, Medikamentenpläne und relevante Arztberichte.

Kommunikation während der Übergangsphase

  • Einfach und verständlich sprechen: Klare, kurze Sätze, ein ruhiges Tempo und Geduld erleichtern das Verstehen.
  • Nonverbale Signale nutzen: Gestik, Mimik und sanfter Körperkontakt geben emotionale Sicherheit.
  • Gemeinsame Rituale schaffen: Aktivitäten wie Musik hören, alte Fotos anschauen oder kleine Spaziergänge fördern Nähe und Orientierung, auch ohne viele Worte.

Mit Empathie, sorgfältiger Vorbereitung und kontinuierlicher Begleitung kann der Umzug in eine Wohngemeinschaft für Menschen mit Demenz gelingen.

Ein bevorstehender Umzug in ein Pflegeheim ist für viele Familien eine emotional belastende Situation, insbesondere wenn die betroffene Person ihre Lage selbst nicht mehr vollständig erfassen kann. Eine einfühlsame, gut vorbereitete Kommunikation kann dabei helfen, Sorgen zu lindern und Orientierung zu geben.

Einfach und klar kommunizieren

  • Ruhige Atmosphäre schaffen: Ein Gespräch sollte in entspannter Umgebung stattfinden, ohne Zeitdruck oder äußere Reize.
  • Einfache Sprache verwenden: Klare, kurze Aussagen wie: „Im Pflegeheim ist immer jemand da, der dir hilft.“
  • Auf genaue Zeitangaben verzichten: Statt „in zwei Wochen“ lieber formulieren: „Bald ziehen wir gemeinsam an einen Ort, wo du gut versorgt bist.“

Gefühle ernst nehmen

  • Verständnis zeigen: Wenn Angst oder Unsicherheit geäußert wird, benennen Sie diese Gefühle und nehmen Sie sie ernst.
  • Frust respektvoll auffangen: Ablehnende oder aggressive Reaktionen können Ausdruck von Überforderung sein. Bleiben Sie ruhig und empathisch.
  • Keine Schuldzuweisungen: Machen Sie deutlich, dass es um Fürsorge und Sicherheit geht und nicht um ein „Abschieben“.

Beteiligung im passenden Rahmen ermöglichen

  • Kleine Entscheidungen mitgestalten lassen: Etwa bei der Auswahl vertrauter Gegenstände für das neue Zimmer (z. B. Fotos, Kissen, Bücher).
  • Verlässlichkeit betonen: Wiederholen Sie, dass Familie und Bezugspersonen weiterhin präsent bleiben, sie es durch Besuche, Anrufe oder gemeinsame Ausflüge.

Den passenden Zeitpunkt wählen

  • Nicht zu früh, nicht zu spät: Einige Tage Vorlauf genügen in der Regel, denn zu viel Zeit zwischen Ankündigung und Umzug kann zusätzliche Ängste erzeugen.
  • Mehrfache, sanfte Erklärung: Besser als ein einmaliges Gespräch ist eine wiederholte, kleinschrittige Kommunikation über den anstehenden Wechsel.

Unterstützung von außen nutzen

  • Pflegekräfte einbeziehen: Viele Einrichtungen helfen bei der Eingewöhnung und kennen bewährte Gesprächsstrategien.
  • Kurzzeitpflege als Übergang: Eine temporäre Unterbringung kann helfen, die Veränderung als weniger abrupt zu erleben.
  • Fachliche Beratung suchen: Demenzberatungsstellen oder gerontopsychiatrische Dienste bieten Unterstützung, auch für Angehörige.

Auch auf sich selbst achten

  • Eigene Belastung anerkennen: Schuldgefühle sind verständlich, aber nicht nötig, denn oft ist der Heimeinzug ein notwendiger Schritt für die Versorgung.
  • Familie als Team sehen: Offene Kommunikation und gegenseitige Unterstützung innerhalb der Familie helfen, die Verantwortung gemeinsam zu tragen.

Ein liebevoll begleiteter Umzug braucht Zeit, Geduld und das Vertrauen, dass auch kleine Gesten den Übergang erleichtern können.

Überlastung des pflegenden Angehörigen

Nächtliche Unruhe, ein gestörter Tag-Nacht-Rhythmus und Reizbarkeit gehören zu den häufigsten und belastendsten Begleiterscheinungen bei einer Demenzerkrankung. Für betreuende Angehörige, die rund um die Uhr Verantwortung tragen, bedeutet das oft eine enorme emotionale und körperliche Belastung. Zwar gibt es keine schnelle Lösung, doch es gibt Wege, mit der Situation besser umzugehen.

Warum solche Situationen entstehen

  • Verlust der zeitlichen Orientierung: Menschen mit Demenz können oft nicht mehr zwischen Tag und Nacht unterscheiden. Für sie wirkt es logisch, mitten in der Nacht aufzustehen oder zu duschen.
  • Frust durch Missverständnisse: Wenn Angehörige regulierend eingreifen, wird dies schnell als Bevormundung empfunden und daraus entstehen Konflikte, die sich nicht mehr rational lösen lassen.
  • Kommunikation wird schwieriger: Wenn Bedürfnisse nicht mehr klar geäußert werden können, verstärkt das das gegenseitige Unverständnis.

Was pflegende Partner*innen tun können

  • Sanfte medikamentöse Hilfe prüfen: In einigen Fällen kann ein leichtes Schlafmittel helfen, die nächtliche Unruhe zu verringern. Wichtig ist dabei eine ärztliche Beratung, um Risiken, wie etwa Sturzgefahr, möglichst zu vermeiden.
  • Strukturelle Entlastung einbauen: Neben Medikamenten ist auch die Unterstützung durch ambulante Dienste, Tagespflege oder stundenweise Betreuung sinnvoll um Freiräume für Angehörige zu schaffen.
  • Eigene Grenzen reflektieren: Wenn sich keine stabile Verbesserung einstellt, fragen Sie sich ehrlich "Wie lange kann ich das leisten?", "Was brauche ich selbst, um gesund zu bleiben?"
  • Medizinische Beratung einholen: Lassen Sie sich durch den Hausarzt oder eine Fachpraxis zu geeigneten Maßnahmen beraten.
  • Unterstützungsangebote nutzen: Pflegestützpunkte, Demenzberatungsstellen oder soziale Dienste helfen, passende Hilfe zu organisieren.

Pflege ist Teamarbeit. Sie müssen diese Verantwortung nicht allein tragen, holen Sie sich Unterstützung, bevor die Belastung zu groß wird.

Pflegende Angehörige leisten Tag für Tag enorm viel, oft über ihre eigenen Kräfte hinaus. Um langfristig gesund zu bleiben und die Betreuung gut bewältigen zu können, ist es wichtig, sich rechtzeitig Entlastung zu holen. Es gibt zahlreiche Angebote, die sowohl organisatorisch als auch emotional unterstützen.

Praktische Entlastung im Alltag

  • Kurzzeitpflege in Anspruch nehmen:
    Eine Kurzzeitpflege kann Angehörigen dabei helfen, kleine Atempausen in den Pflegealltag zu integrieren.
  • Tagespflege behutsam ausbauen:
    Vielleicht lässt sich der Besuch in der Tagespflege schrittweise verlängern. Am besten ist es, den Übergang gemeinsam mit dem Pflegedienst planen, um einen sanften Übergang zu ermöglichen.
  • Ambulanter Pflegedienst als Unterstützung:
    Ein mobiler Pflegedienst kann nicht nur pflegerische Aufgaben übernehmen, sondern auch im Haushalt entlasten, beispielsweise beim Einkaufen oder der Grundversorgung.
  • Psychologische Unterstützung für Angehörige:
    Ein Gespräch mit einem spezialisierten Therapeuten kann helfen, die emotionale Belastung besser zu verarbeiten und Strategien für den Alltag zu entwickeln.
  • Selbsthilfegruppen bieten Austausch:
    Der Kontakt zu anderen Angehörigen in ähnlichen Situationen kann sehr wohltuend sein, durch gegenseitiges Verständnis und viele praktische Tipps.

Demenz und Selbstverletzung

Wenn Menschen mit Demenz sich wiederholt kratzen oder reiben und dadurch die Haut verletzen, können dahinter sowohl körperliche als auch psychologische Ursachen stecken. Wichtig ist es, aufmerksam zu beobachten und eine ärztliche Abklärung in die Wege zu leiten, um geeignete Maßnahmen einzuleiten.

Mögliche Ursachen für das Verhalten

  • Juckreiz oder Hautprobleme:
    Trockene Haut, Reizungen, Allergien oder Erkrankungen wie Ekzeme können starken Juckreiz verursachen. Menschen mit Demenz können den Juckreiz oft nicht klar benennen oder unterdrücken, sie kratzen sich reflexartig und dauerhaft.
  • Schmerzen oder körperliches Unbehagen:
    Das Kratzen kann ein Hinweis auf innere Beschwerden oder Schmerzen sein, etwa bei neuropathischen Reizen, die sich als Jucken äußern.
  • Psychische Belastung (Stress oder Angst):
    Kratzen kann auch eine Reaktion auf innere Unruhe, Stress oder emotionale Überforderung sein, quasi als selbstberuhigende Handlung in belastenden Situationen.
  • Nebenwirkungen von Medikamenten:
    Manche Arzneimittel verursachen Hautreaktionen oder Juckreiz. Eine ärztliche Überprüfung der Medikation kann hier Klarheit bringen.
  • Veränderte sensorische Wahrnehmung:
    Demenzerkrankungen können die Sinnesverarbeitung beeinträchtigen. Die betroffene Person nimmt Kribbeln oder unangenehme Empfindungen wahr, ohne dass ein äußerer Reiz vorhanden ist.
  • Infektionen oder Parasiten:
    Auch Hautinfektionen oder Parasiten können Ursache für intensiven Juckreiz sein und müssen medizinisch ausgeschlossen werden.

Was Sie tun können

  • Ärztliche Untersuchung veranlassen: Nur so lässt sich die genaue Ursache abklären, körperlich wie psychisch.
  • Medikamentöse Unterstützung abwägen: Wenn das Verhalten stressbedingt ist, kann ein gezieltes, gut verträgliches Medikament zur Entspannung beitragen. Wichtig ist, transparent zu erklären, wofür das Medikament gedacht ist, zum Beispiel gegen Juckreiz oder Unruhe, um Vertrauen aufzubauen.
  • Pflegekräfte einbeziehen: Eine vertraute Pflegeperson kann bei der Medikamentengabe helfen, wenn eine gute Beziehung zur betroffenen Person besteht, das erhöht oft die Bereitschaft zur Einnahme.
  • Umgebung genau beobachten: Gibt es bestimmte Auslöser im Alltag, die Stress verursachen? Welche Aktivitäten wirken beruhigend? Bietet der Tagesablauf genug Struktur und sinnvolle Aktivierung?

Demenz und Lügen

Für viele Angehörige stellt es eine große emotionale Herausforderung dar, auf Fragen zu reagieren, die nicht mehr mit der Realität übereinstimmen. Wenn eine demenzerkrankte Person immer wieder nach ihren verstorbenen Eltern fragt oder sich Sorgen um Geldbeutel, Arztkosten oder Wertsachen macht, entsteht schnell ein innerer Konflikt: Sollte ich ehrlich sein, oder darf ich beruhigend reagieren, auch wenn es nicht ganz der Wahrheit entspricht?

Wahrheit und Lüge neu denken

Menschen mit Demenz erleben die Welt nicht mehr so, wie wir sie wahrnehmen. Zeitliche Orientierung verschwimmt, tief sitzende Erinnerungen treten in den Vordergrund und fühlen sich für die betroffene Person vollkommen real an, unabhängig vom tatsächlichen Zeitverlauf. Deshalb hilft es, den Begriff von „Wahrheit“ im Umgang mit Demenz neu zu betrachten.

Wenn nach verstorbenen Angehörigen gefragt wird

Eine nüchterne Antwort wie „Deine Eltern leben nicht mehr“ ist faktisch korrekt, kann aber tiefe Trauer, erneute Verwirrung oder Angst auslösen und das jedes Mal aufs Neue.

Die Frage steht oft für ein Gefühl, etwa nach Nähe, Geborgenheit oder Orientierung. Ein sanftes Umlenken oder eine beruhigende Antwort, wie „Es geht allen gut“ oder ein gemeinsames Ritual („Komm, wir trinken zusammen einen Tee“) hilft meist mehr als ein konfrontierendes Gespräch über die Realität.

Wenn Geldsorgen oder Besitzängste geäußert werden

Ruhig und wiederholt Sicherheit vermitteln: Sätze wie „Du musst dich nicht kümmern, alles ist geregelt“ helfen, Ängste zu beruhigen. Details sind meist nicht notwendig, entscheidend ist das Gefühl von Sicherheit und Versorgtsein.

Einfühlsamkeit vor Korrektheit

Menschen mit Demenz können nicht mehr logisch oder zeitlich korrekt denken, aber sie fühlen intensiv. In solchen Momenten zählt weniger, ob Informationen korrekt sind, sondern ob sie beruhigen, Halt geben und Vertrauen stärken.

Und: Es ist völlig in Ordnung, wenn das nicht immer gelingt, niemand muss perfekt reagieren. Wichtiger ist die Haltung, sie sollte Einfühlsam statt belehrend und begleitend statt konfrontativ sein.

Demenz und Pflegegrad-Gutachten

Wichtig ist, dass die Pflegebegutachtung ein realistisches Bild vom Alltag der betroffenen Person vermittelt. Wird jemand deutlich früher geweckt als üblich, beispielsweise schon um 8:00 Uhr, obwohl die Person normalerweise erst gegen 11:00 Uhr aufsteht, kann dies zu Verwirrung, Reizbarkeit oder Überforderung führen. Das verfälscht nicht nur den Eindruck, sondern auch die Einschätzung der tatsächlichen Unterstützungsbedarfe.

Was Angehörige beachten können

  • Den natürlichen Rhythmus respektieren: Wenn möglich, sollte die betroffene Person nicht zu früh geweckt werden. Ein behutsames Aufwachen gegen Ende des angekündigten Zeitfensters (angenommen dies ist von 8:00 bis 10:00 Uhr), etwa um 9:30 Uhr, kann eine gute Lösung sein.
  • Vorab informieren: Teilen Sie dem Gutachter oder der Gutachterin bereits im Vorfeld mit, wie der übliche Tagesablauf aussieht, insbesondere bei verschobenen Schlaf- und Wachzeiten. Vielleicht lässt sich die Besuchszeit anpassen oder das Vorgehen flexibel gestalten.
  • Ruhiger Start in den Tag: Sollte ein früheres Wecken notwendig sein, beginnen Sie den Tag sanft, etwa mit einem bekannten Ritual, beruhigender Musik oder einem gemeinsamen Frühstück.
  • Vertraute Begleitung beim Termin: Die Anwesenheit einer nahestehenden Person wirkt oft beruhigend und kann helfen, Informationen zu ergänzen oder Missverständnisse zu vermeiden.
  • Gut vorbereitet ins Gespräch gehen: Notieren Sie sich vorab alle wichtigen Informationen, die Sie mitteilen möchten, insbesondere dann, wenn die betroffene Person am Tag des Besuchs wenig spricht oder sich in einem „guten Moment“ befindet, der nicht repräsentativ ist.

Wichtige Punkte zur Vorbereitung

  • Medizinische Unterlagen und Diagnosen:
    Halten Sie eine aktuelle Liste der Diagnosen, Medikamente, Behandlungspläne und die Kontaktdaten der Ärzt*innen bereit. Auch Pflegeberichte und der Medikationsplan sind hilfreich.
  • Alltag und Mobilität:
    Beschreiben Sie, wie Einschränkungen den Alltag beeinflussen, etwa beim Aufstehen, Gehen, Treppensteigen oder bei der Nutzung von Hilfsmitteln und Transportmitteln.
  • Persönliche Pflege:
    Erläutern Sie den Unterstützungsbedarf bei der Körperpflege, beim Ankleiden sowie bei der Nahrungsaufnahme.
  • Kognitive und kommunikative Fähigkeiten:
    Schildern Sie Einschränkungen in Gedächtnis, Orientierung und Kommunikation, etwa bei Sprachverständnis oder Verwirrtheitszuständen.
  • Soziale Interaktion und psychisches Wohlbefinden:
    Erklären Sie, wie sich die Erkrankung auf zwischenmenschliche Beziehungen sowie auf emotionale Zustände wie Angst, Depression oder Reizbarkeit auswirkt.
  • Wohnsituation und Tagesstruktur:
    Beschreiben Sie die räumliche Situation, nötige Anpassungen im Haushalt und den üblichen Tagesablauf inklusive Ruhephasen.
  • Unterstützungsbedarf und besondere Vorfälle:
    Dokumentieren Sie, bei welchen Tätigkeiten Hilfe notwendig ist, und führen Sie besondere Ereignisse wie Stürze, Notfälle oder Krankenhausaufenthalte auf.
  • Weitere Leistungen:
    Listen Sie zusätzliche Hilfen wie Mahlzeitendienste, Haushaltshilfen, Ergotherapie oder ehrenamtliche Unterstützung auf.

Wichtig ist, dass sie alle Informationen offen, ehrlich und ohne Beschönigung darstellen. Nutzen Sie Ihre Notizen und die vorhandene Dokumentation als Gesprächsgrundlage, um sicherzustellen, dass nichts vergessen wird, denn jeder Aspekt zählt für eine angemessene Pflegegrad-Einschätzung.

Demenz und Tagespflege

Um Menschen mit Demenz den Besuch einer Tagespflege näherzubringen, ist einfühlsame Kommunikation besonders wichtig. Statt die Tagespflege als Entlastung für Angehörige darzustellen, sollte der Fokus auf den persönlichen Mehrwert für die betroffene Person gelegt werden.

Den Besuch positiv gestalten

  • Emotionale Ebene ansprechen: Sätze wie „Dort treffen sich Menschen, die gemeinsam essen, singen, basteln oder einfach Zeit miteinander verbringen, vielleicht wäre das auch etwas für dich?“ betonen Zugehörigkeit und Gemeinschaft.
  • Unverbindlichkeit vermitteln: Vermeiden Sie Aussagen, die Druck oder Fremdbestimmung vermitteln. Eine Formulierung wie „Lass uns das einfach mal gemeinsam ausprobieren, du kannst selbst schauen, ob es dir gefällt“ wirkt offener und einladender.

Mit Vorwürfen behutsam umgehen

  • Gefühle ernst nehmen
    Wenn Aussagen fallen wie „Ihr wollt mich doch nur loswerden“, sollte nicht widersprochen, sondern empathisch reagiert werden: „Es tut mir leid, wenn du das so empfindest. Uns liegt am Herzen, dass es dir gutgeht, deshalb haben wir gedacht, das könnte etwas Schönes für dich sein.“
  • Gespräche ohne Druck führen
    Solche Gespräche gelingen besser in ruhiger Atmosphäre ohne Hektik oder zeitlichen Druck. Auch wenn es mehrere Anläufe braucht: Jede kleine Annäherung ist ein Fortschritt.

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