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Haltung

Haltung im Umgang mit Demenz spielt eine zentrale Rolle in der Betreuung von Betroffenen. Eine achtsame und wertschätzende innere Haltung ermöglicht echte Begegnungen und kann das Zusammenleben für beide Seiten positiv gestalten.

Was wir unter Haltung verstehen

Laut Duden beschreibt Haltung die grundsätzliche innere Einstellung eines Menschen, sie prägt unser Denken, Verhalten und Auftreten. Dazu zählen auch Begriffe wie Geisteshaltung, Grundeinstellung oder Sinnesweise. Diese persönliche Haltung ist untrennbar mit Wertvorstellungen, moralischen Prinzipien und Lebenserfahrungen verknüpft.

Die Haltung entwickelt sich durch Erziehung, kulturelle Prägung und vor allem durch Beziehungserfahrungen. Sie wirkt wie ein innerer Kompass und hilft uns, Entscheidungen zu treffen, sowohl im privaten wie auch im beruflichen Alltag.

Personzentrierte Haltung im Umgang mit Demenz

In der Betreuung von Menschen mit Unterstützungsbedarf ist die personzentrierte Haltung zentral. Dieses Konzept, das ursprünglich aus der Psychologie stammt und von Marlis Pörtner weiterentwickelt wurde, fordert dazu auf, die Individualität jedes Menschen anzuerkennen.

Konkret bedeutet das: Die Ausdrucksweise des anderen verstehen, seine Eigenarten respektieren, ihn dabei unterstützen, eigene Wege im Umgang mit der Realität zu finden. Im Zentrum steht dabei nicht die Erkrankung, sondern die Person selbst, mit ihren Ressourcen, ihrer Lebensgeschichte und ihrem Wesen.

Die personzentrierte Arbeit basiert auf dem humanistischen Menschenbild, das jedem Menschen eine eigenständige, wertvolle Persönlichkeit zuschreibt. Zu ihren Kernprinzipien gehören Einfühlungsvermögen, Wertschätzung und Authentizität. Diese Haltung schafft Vertrauen, Nähe und Respekt: essenzielle Voraussetzungen in der Demenzbetreuung.

Was wir von Tom Kitwood lernen können

Der britische Sozialpsychologe Tom Kitwood gilt als Pionier der personzentrierten Demenzpflege. Zwischen 1987 und 1995 entwickelte er ein neues Pflegeverständnis, das die Beziehung zwischen Betreuenden und Menschen mit Demenz in den Mittelpunkt rückt, nicht primär die Krankheit.

Kitwood kritisierte die damalige Sichtweise, die Demenz nur aus medizinischer Perspektive betrachtete und als unaufhaltsam verstand. Stattdessen forderte er, das Erleben der Betroffenen ernst zu nehmen, ihre Würde zu wahren und ihre Fähigkeiten zu fördern.

Sein neues Pflegeparadigma veränderte nachhaltig den professionellen Umgang mit Demenz. Es ist heute fester Bestandteil vieler Pflegeausbildungen, auch dank Einrichtungen wie dem Demenz-Zentrum Sonnweid und Menschen wie Michael Schmieder, die sich für eine respektvolle Haltung stark machen.

Tipps für eine wertschätzende Haltung im Alltag

  • Akzeptieren Sie die Realität des anderen. Korrigieren Sie nicht, sondern nehmen Sie Wahrnehmungen ernst.
  • Begegnen Sie auf Augenhöhe. Sowohl psychisch als auch physisch.
  • Seien Sie empathisch. Menschen mit Demenz erleben Verluste, Angst und Trauer sind oft Teil ihres Alltags.
  • Vermeiden Sie Kindlichkeit. Menschen mit Demenz bleiben Erwachsene.
  • Kommunizieren Sie klar und wertschätzend. Auch nonverbal.
  • Sprechen Sie mit den Betroffenen, nicht über sie. Auch in Gesellschaft.
  • Fördern Sie soziale Teilhabe. Isolation verstärkt Demenzsymptome.

Ist Haltung lernbar?

Ja. Auch wenn die Haltung eines Menschen durch Lebenserfahrungen geprägt ist, lässt sie sich reflektieren und weiterentwickeln. Bildungsangebote und Selbsterfahrung helfen dabei, neue Sichtweisen zu integrieren und eine personenzentrierte Grundhaltung zu vertiefen.

Gerade in der Betreuung von Menschen mit Demenz ist eine respektvolle Haltung entscheidend, oft weit mehr als jede fachliche Qualifikation.

© demenzworld/Kompetenzzentrum Demenz Schleswig Holstein/Desideria

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Die kostenfreien Seminare vermitteln Wissen, bieten Raum zum Austausch und geben Sicherheit im Umgang mit dem an Demenz erkrankten Familienmitglied.

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