
Medikamente
Medikamente bei Demenz können die Symptome der Erkrankung lindern, doch eine Heilung gibt es bislang nicht. Umso wichtiger ist ein bewusster, informierter Umgang mit den verfügbaren Mitteln und mit ihren Grenzen.
Demenz ist ein Sammelbegriff für mehr als 50 Erkrankungen, bei denen Gedächtnis, Denkvermögen und Alltagskompetenz nachlassen. Die Alzheimer-Demenz ist dabei die häufigste Form. Viele Medikamente, sogenannte Antidementiva, zielen darauf ab, die kognitiven Symptome wie Vergesslichkeit zu mildern oder das Fortschreiten zu verlangsamen. Eine echte Heilung bieten sie jedoch nicht.
Antidementiva bei Alzheimer: Wirkung und Nebenwirkungen
Für leichte bis mittelschwere Alzheimer-Stadien werden oft Cholinesterasehemmer wie Donepezil eingesetzt. Diese sollen den Informationsaustausch zwischen Nervenzellen verbessern. Studien zeigen leichte Verbesserungen, aber auch Nebenwirkungen wie Übelkeit, Schlafstörungen oder sogar Kreislaufprobleme. Bei schwereren Verläufen wird häufig Memantin verschrieben, ein Wirkstoff, der überschüssiges Glutamat im Gehirn blockieren und so Nervenzellen schützen soll. Auch hier können Nebenwirkungen auftreten, darunter Halluzinationen oder Angstzustände.
Einige Betroffene nehmen zusätzlich pflanzliche Präparate wie Ginkgo biloba. Sie sollen die Durchblutung fördern und gelten als gut verträglich, die Wirkung ist wissenschaftlich jedoch nicht eindeutig belegt.
Begleitmedikation bei psychischen Symptomen
Viele Menschen mit Demenz entwickeln im Verlauf der Erkrankung auffällige Verhaltensweisen oder psychische Begleiterscheinungen, zum Beispiel Ängstlichkeit, Unruhe, Schlafstörungen oder depressive Verstimmungen. Hier kommen häufig Beruhigungsmittel oder Antidepressiva zum Einsatz. Diese können kurzfristig entlasten, bergen aber auch Risiken wie Abhängigkeit, Verwirrung oder erhöhte Sturzgefahr.
Medikamente bei Demenz allein reichen nicht
Da die Wirksamkeit medikamentöser Behandlungen begrenzt ist, sind ergänzende Maßnahmen entscheidend: Gedächtnistraining, soziale Aktivitäten oder ein wertschätzender Umgang , etwa durch Validation, tragen oft mehr zur Lebensqualität bei als Tabletten allein. Wichtig ist eine individuelle Abwägung: Was hilft wirklich, und was schränkt mehr ein, als es nützt?
Perspektivwechsel: Was zählt für den Betroffenen?
Ein medikamentöser Eingriff in Verhalten oder Persönlichkeit stellt immer auch eine ethische Frage: Geht es um das Wohl des Erkrankten oder um Entlastung des Umfelds? Nicht jedes schwierige Verhalten muss sediert werden. Vielmehr gilt es, den mutmaßlichen Willen der Betroffenen ernst zu nehmen und gemeinsam mit Fachpersonen gute Lösungen zu finden.
© demenzworld/Kompetenzzentrum Demenz Schleswig Holstein/Desideria
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