Gehirn
Das Gehirn ist das wichtigste Steuerungsorgan des menschlichen Körpers. Es verarbeitet Eindrücke, koordiniert Bewegungen, reguliert die Atmung, speichert Erinnerungen und macht uns dadurch zu fühlenden, denkenden Wesen. Damit es leistungsfähig bleibt, benötigt das Gehirn nicht nur Sauerstoff und Blutzucker, sondern auch geistige, körperliche und soziale Aktivität. Viele Maßnahmen können helfen, einem Abbau der Gehirnleistung vorzubeugen.
Aufbau und Struktur des Gehirns
Das Gehirn (lat. cerebrum, griech. enképhalos) liegt in der Schädelhöhle und ist Teil des Zentralnervensystems. Es wiegt etwa 1,3 Kilogramm, besteht hauptsächlich aus Nervengewebe und ist von drei Hirnhäuten umgeben, die von zahlreichen Blutgefäßen durchzogen sind.
- Das Großhirn
Mit rund 80 % der Hirnmasse ist es der größte Teil des Gehirns. Es besteht aus zwei Hemisphären, die über Nervenbahnen verbunden sind. Die Großhirnrinde (Cortex) ist stark gefaltet und enthält etwa 16 Milliarden Neuronen. Sie unterteilt sich in:- Sensorische Felder für Wahrnehmungen wie Sehen, Riechen, Berührungen
- Motorische Felder für Bewegungskoordination
- Assoziative Felder für Erinnerung, Hören, Sprachverständnis
- Gedankenfelder für Denken, Antrieb, Willensbildung
- Das Großhirnmark
Hier verlaufen die Fortsätze der Nervenzellen gebündelt zu Nervenbahnen, die Informationen weiterleiten und das Gehirn mit anderen Körperteilen vernetzen. - Das Zwischenhirn
Es filtert alle Sinneseindrücke (außer Gerüche), bevor sie ins Bewusstsein gelangen und wird daher umgangssprachlich auch als „Tor zum Bewusstsein“ bezeichnet. Es besteht aus:- Thalamus: verarbeitet Sinneseindrücke
- Hypothalamus: steuert Körperfunktionen wie Hunger, Temperatur, Sexualverhalten
- Subthalamus: reguliert Grobmotorik
- Epithalamus: zuständig für den Tag-Nacht-Rhythmus (Zirbeldrüse, Melatoninproduktion)
- Das Kleinhirn
Es ist für Feinmotorik, Gleichgewicht und Spracherwerb zuständig. - Der Hirnstamm
Der älteste Gehirnteil. Er reguliert Herzschlag, Atmung, Blutdruck, Schlaf und Träume.
Gehirnleistung und Stoffwechsel
Das Gehirn besteht aus bis zu 100 Milliarden Nervenzellen mit über einer Trillion Synapsen. Diese verarbeiten und leiten Informationen durch elektrische und biochemische Signale weiter. Dafür benötigt das Gehirn enorme Energie: Es verbraucht trotz seines geringen Gewichts (2 % des Körpergewichts) etwa 20 % des gesamten Energiebedarfs im Ruhezustand, das sind rund 20 Watt.
Die Energie stammt aus der Verbrennung von Blutzucker (Glukose) und Laktat, unter Zuhilfenahme von Sauerstoff. Bis zu 90 % der Energie werden für unbewusste Vorgänge wie Gleichgewicht, Sinneswahrnehmung oder Stoffwechselsteuerung benötigt.
Wird die Blutzufuhr auch nur für wenige Sekunden unterbrochen, kommt es zu Schwindel oder Bewusstlosigkeit. Bei längerer Unterversorgung können Hirnschäden entstehen.
Abfallentsorgung durch das Glymphatische System
Das Gehirn produziert durch seine hohe Aktivität viele biochemische Abfallstoffe, darunter auch fehlerhafte Proteine, die mit Alzheimer in Verbindung stehen. Die Entsorgung erfolgt über das glymphatische System, ein 2012 entdeckter Kreislauf ähnlich dem Lymphsystem. Hier spielen Gliazellen eine entscheidende Rolle. Die Gehirn-Rückenmarksflüssigkeit verteilt sich über alle Hirnregionen und nimmt Abfallstoffe mit hinaus.
Erkrankungen und Fehlfunktionen des Gehirns
In der medizinischen Diagnostik unterscheidet man:
- Neurologische Symptome: Sie betreffen konkrete Hirnareale (z. B. Muskelkontrolle, Sprache)
- Psychiatrische Symptome: Sie betreffen übergeordnete Hirnfunktionen (z. B. Stimmung, Bewusstsein)
Häufigste Ursachen für Gehirnschäden sind:
- Durchblutungsstörungen, z. B. durch verstopfte Gefäße, Hirnblutungen, Herzstillstand
- Signalstörungen zwischen Nervenzellen wie bei Depression oder Schizophrenie
- Infektionen, z. B. bakterielle Hirnhautentzündungen
- Autoimmunreaktionen wie bei Multipler Sklerose
Das Gehirn trainieren und schützen
Geistige, soziale und körperliche Aktivität tragen dazu bei, das Gehirn leistungsfähig zu halten und dem Abbau vorzubeugen. Hilfreich sind:
Diese Maßnahmen fördern nicht nur die kognitive Gesundheit, sondern verbessern auch die Versorgung des Gehirns mit Sauerstoff und Nährstoffen.
© demenzworld/Kompetenzzentrum Demenz Schleswig Holstein/Desideria