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Gefühle

Gefühle begleiten uns täglich, bewusst oder unbewusst. Sie beeinflussen unsere Wahrnehmung, unser Verhalten und unsere Beziehungen. Doch was genau sind Gefühle, wie unterscheiden sie sich von Emotionen und wie verändern sich Gefühle bei Demenz?

Emotionen sind Teil unseres Lebens, auch wenn wir sie nicht vollständig verstehen. Es gibt keine eindeutige Definition, aber zahlreiche Erklärungsansätze.

Was sagt die Wissenschaft?

Das medizinische Standardwerk Pschyrembel beschreibt Emotionen als: „Auf der psychischen und physischen Ebene durch äußere und innere Reize oder durch Kognitionen hervorgerufene Empfindung. Evolutionär dienen Emotionen dem Überleben des Individuums oder der Art und regeln darüber hinaus das soziale Zusammenleben und anforderungsgerecht das internale Milieu.“

Das klingt zwar sachlich, lässt aber viele Fragen offen.

Wissenschaftlich betrachtet verstehen manche Emotionen als Reizreaktionsmuster durch Umwelteinflüsse, andere als neurophysiologische Reaktionen im Gehirn, die sich kaum beeinflussen lassen. Wieder andere sehen sie als Ergebnis eines psychischen Lernprozesses, ein soziales Konstrukt, geprägt von Erfahrungen, Erwartungen, Meinungen und Vorstellungen.

Gefühl ist nicht gleich Emotion

Im Alltag werden Gefühl und Emotion meist gleichgesetzt. Doch sie unterscheiden sich:

  • Gefühle sind sinnliche Wahrnehmungen, zum Beispiel Kälte auf der Haut oder Schmerzen bei Berührung.
  • Emotionen hingegen sind komplexer: Sie entstehen im Gehirn, oft unbewusst, lösen körperliche Reaktionen aus und sind messbar, zum Beispiel durch einen erhöhten Puls oder hormonelle Veränderungen.

„Wir kennen unsere Emotionen dadurch, dass sie uns als Gefühle bewusst werden. Doch entwickelt haben sie sich nicht als bewusste Empfindungen, sondern als verhaltensmässige und physiologische Spezialisierungen, als vom Gehirn gesteuerte und auf dieses zurückwirkende körperliche Reaktionen, die den Organismen, von denen wir abstammen, das Überleben und die Fortpflanzung in einer feindlichen Umwelt ermöglicht haben. Emotionen werden ganz oder überwiegend unbewusst erzeugt; das bewusste emotionale Erleben (Gefühlszustände) ist also nur ein Aspekt von Emotionen.“ (Rüdiger Vaas, Lexikon der Neurowissenschaft, www.spektrum.de)

Gefühle zeigen sich im Körper

Emotionen beeinflussen:

  • Herzfrequenz
  • Hormonhaushalt
  • Körpersprache: Mimik, Gestik, Haltung, Tonfall
  • Wahrnehmung, Denken und Erinnern

Sie begleiten zielgerichtetes Verhalten und verändern, wie wir die Welt sehen.

Gefühle bei Demenz: ein veränderter Zugang

Menschen besitzen die Fähigkeit, Gefühle und Emotionen bewusst zu regulieren, z. B. aus Höflichkeit, durch Verdrängung oder weil sie gesellschaftlich nicht angemessen erscheinen. Diese Fähigkeit ist kognitiv gesteuert. Mit einer Demenz schwindet diese Kontrolle. Gefühle wie Angst, Freude, Scham oder Wut werden ungefiltert erlebt und gezeigt. Demenz öffnet gewissermaßen die Tür zu einem direkteren emotionalen Ausdruck.

Gleichzeitig entwickeln viele Menschen mit Demenz ein feines Gespür für die Gefühle anderer, auch wenn diese versucht werden zu verbergen. Beispiel: Eine Pflegekraft lächelt, um ihren Ekel zu verbergen, doch ihre Augen „lächeln“ nicht mit. Menschen mit Demenz spüren diese Diskrepanz und reagieren darauf.

Nonverbale Kommunikation wird immer wichtiger

Auch wenn Sprache verloren geht, bleiben viele nonverbale Ausdrucksformen erhalten:

  • Gesichtsausdruck
  • Gesten
  • Körperhaltung
  • Nähe und Distanz im Raum
  • Augenkontakt
  • Berührungen

Diese Formen werden im Krankheitsverlauf sogar immer bedeutender, denn sie ermöglichen weiterhin Verbindung, auch ohne Worte.

Wie wir mit den Gefühlen von Menschen mit Demenz umgehen können

Wichtig ist: Die Gefühle ernst nehmen. Nicht nur die sichtbaren, sondern auch die verborgenen. Betreuende und Angehörige sollten sich auf die emotionale Welt der Betroffenen einlassen. Dazu gehören:

Diese Haltung hilft dabei, Begegnung auf Augenhöhe zu ermöglichen, selbst wenn Sprache und Erinnerung verblassen.

© demenzworld/Kompetenzzentrum Demenz Schleswig Holstein/Desideria

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