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Test

Je früher eine Demenz erkannt wird, desto besser. Zwar gibt es keine Behandlung, die die Erkrankung stoppen oder gar heilen könnte. Aber es gibt Therapien, um den Krankheitsverlauf zu mildern und für eine gewisse Zeit zu verlangsamen. Wer über mehrere Wochen verdächtige Symptome hat, sollte zum Arzt gehen. Den genauen Test bei Demenz sollten Spezialisten machen, denn Schnelltests beim Hausarzt haben eine hohe Fehlerquote.

Die Form der Demenz kann einen Einfluss haben auf die Verhaltensweisen und die Art der Betreuung. Medikamente und weitere Therapien zur Behandlung der Symptome können vor allem zu Beginn der Krankheit wirksam sein. Betroffene und Angehörige erleben vor der Diagnose oftmals eine lange Phase der Verunsicherung. Sie spüren, dass etwas nicht stimmt, können aber nicht erkennen, was die Ursache ist. Für die Familienmitglieder bedeutet das Untersuchungsergebnis oft eine Erleichterung. Sie verstehen, warum sich ihre Angehörigen auffällig verhalten: Es gibt dafür einen medizinischen Grund. Die Demenzabklärung verläuft in der Regel in zwei Schritten: Ein Besuch beim Hausarzt und dann eine Abklärung beim Spezialisten, beziehungsweise in einer Memory Clinic, die spezialisiert ist auf Symptome wie chronische Vergesslichkeit.

Der Weg zur Abklärung

Für Menschen mit Anzeichen einer Demenz ist es oft schwierig, sich aus eigenem Antrieb zu einer Abklärung zu entschliessen. Angehörige können sie unterstützen, indem sie Informationen einholen, Termine vereinbaren und die betroffene Person zum Arzt begleiten. Eine umfassende Diagnose erstreckt sich über mehrere Termine und kann für den Patienten belastend sein. Auch die Angehörigen sind gefordert und sehen sich mit einer neuen Lebenssituation konfrontiert. Die Aufklärung der Angehörigen darf grundsätzlich nur mit dem Einverständnis des Patienten erfolgen, ist aber für die weitere Behandlung und Begleitung wichtig.

Test bei Demenz: Erste Untersuchungen beim Hausarzt

Erste Anlaufstelle ist der Hausarzt. Dieser erhebt die Vorgeschichte, macht körperliche und neurologische Untersuchungen und veranlasst Laboranalysen von Blut und Urin sowie Zusatzuntersuchungen (Elektrokardiogramm usw.) zur Überprüfung der wichtigen Körperfunktionen.

Die bekanntesten Tests sind die MMSE-Untersuchung (Mini-Mental-Status) und der Uhrentest. Beim Uhrentest wird der Patient gebeten, das Zifferblatt einer Uhr zu zeichnen und eine bestimmte Uhrzeit einzutragen. Anhand der Abweichungen werden Rückschlüsse auf das Ausmass der Hirnfunktionsstörung gezogen. Der MMST ist ein einfacher Demenz-Test, der aus einem Fragebogen besteht, mit dessen Hilfe sich die kognitiven Fähigkeiten wie Orientierung und Gedächtnis einschätzen lassen.

Aufgaben im MMST

Um die Fähigkeit zur Orientierung zu testen, beinhaltet der MMST zum Beispiel folgende Fragen:

  • In welchem Jahr leben wir?
  • Welche Jahreszeit ist jetzt?
  • Welches Datum haben wir heute?
  • In welcher Ortschaft sind wir?
  • Wo sind wir (in welcher Praxis/Altenheim)?
  • Auf welchem Stockwerk?

Die Resultate der Untersuchungen beim Hausarzt liegen zwar schnell vor, sind aber mitunter unvollständig oder sogar falsch. So können zum Beispiel die Nervosität des Betroffenen, sein Bildungsniveau oder die mangelnde Kompetenz des Hausarztes das Ergebnis verfälschen. Auch sind die meisten Hausärzte nicht in der Lage, die Form der Demenz zuverlässig zu diagnostizieren. Die einfachen Tests werden trotzdem häufig eingesetzt, weil sie leicht durchzuführen sind und keinen teuren Gerätepark erfordern.

Abklärung beim Spezialisten: Memory Clinics und Neurologen

Es gibt viele Ursachen für eine kognitive Störung, etwa ein Schädel-Hirn-Trauma, Stoffwechselkrankheiten, Depressionen und vieles mehr. Deshalb macht eine genaue Abklärung Sinn, vor allem wenn der Betroffene nicht sehr alt ist und spezielle Verhaltensweisen entwickelt hat, beispielsweise grosses Misstrauen oder Beschuldigungen anderen gegenüber.

Diese Abklärungen erfolgen bei einem Facharzt oder in einer Memory Clinic, wo verschiedene Fachpersonen (Geriater, Neuropsychologen, Neurologen, Alterspsychiater, diplomierte Pflegende) zusammenarbeiten. Am Ende dieses Artikels findest du die Links zu den Memory Clinics, Gedächtnisambulanzen und Gedächtnissprechstunden in Deutschland, Österreich und in der Schweiz.

Weitere Diagnoseschritte: Bildgebung, EEG und Labortests

Wenn die Nervenzellen und ihre Verbindungen untereinander im Zuge einer Demenzerkrankung sterben, leidet nicht nur das Gedächtnis. Einschränkungen kann es auch in der Motorik geben, Wahrnehmung oder beim Sprechen. Fachärzte für Neurologie oder Psychiatrie versuchen, Störungen von Bewusstsein, Aufmerksamkeit, Merk- und Denkfähigkeit festzustellen. Zudem versuchen sie, zu klären, ob der Betroffene unter Halluzinationen oder anderen Sinnestäuschungen leidet.

Um der Ursache der Demenz auf die Spur zu kommen, setzen Mediziner unter anderem Labortests, EEG und Geräte ein, mit deren Hilfe sie die Beschaffenheit und Aktivität des Gehirns optisch kontrollieren können. Sogenannte bildgebende Verfahren sind die Computertomografie (CT) und die Magnetresonanztomografie (MRT), die die Struktur des Gehirns zeigen. Mit ihrer Hilfe können die Ärzte Tumore, Blutungen, Infarkte, Schädigungen von Faserbahnen oder Schrumpfungen erkennen und so auf die Form der Demenz schließen. In manchen Fällen werden auch die SPECT (Single-Photon-Emission-Computertomografie) und die PET (Positronen-Emissions-Tomografie) beim Radiologen zur Diagnose notwendig.

Beide Methoden machen den Stoffwechsel und die Durchblutung in den verschiedenen Bereichen des Gehirns sichtbar. Daneben benutzen Ärzte zur Diagnose das klassische EEG-Verfahren, das die elektrische Aktivität von Nervenzellenverbänden misst. Ausserdem lassen sich mithilfe bestimmter Laborwerte die Ursachen von sogenannten symptomatischen Demenzen aufdecken, die zum Beispiel durch Darmerkrankungen, Vitaminmangel oder Stoffwechselstörungen ausgelöst werden.

Sinnvoll ist manchmal eine Untersuchung des Nervenwassers. Dafür wird Flüssigkeit an der Lendenwirbelsäule entnommen (Liquorpunktion). Finden sich darin beispielsweise veränderte sogenannte Tau-Proteine, spricht das für eine Alzheimer-Erkrankung. Die Kosten der Abklärung übernehmen die Krankenkassen.
Das Diagnosegespräch und die Zeit danach

Wenn das Untersuchungsergebnis fest steht und der Arzt Betroffene und Angehörige informiert, ist das meist eine Hiobsbotschaft, die Wut auslöst, Trauer und Angst. Sie kann aber zugleich Erlösung sein, weil endlich Klarheit herrscht und es eine Erklärung gibt für die Verunsicherung der vergangenen Monate. Dieses Diagnosegespräch braucht Zeit und Einfühlungsvermögen, denn es geht nicht nur um die Übermittlung eines medizinischen Befunds, sondern um den ersten therapeutischen Schritt, der für immer in Erinnerung bleibt und den Weg zur Verarbeitung ebnen soll. Wie geht es weiter? Angehörige und Betroffene möchten verstehen und verstanden werden.

Unterstützung, Therapie und offener Umgang mit Demenz

Je mehr Betroffene und Angehörige über die Krankheit und ihre Auswirkungen wissen, desto besser können sie damit umgehen. Empfehlenswert ist der Austausch mit anderen in Selbsthilfegruppen. Später können weitere Angebote sinnvoll sein, unter anderen Mahlzeitendienste, Haushaltshilfen, Fahrdienste, Entlastung für Angehörige oder Kurzzeitpflegeplätze.

Bei Alzheimer werden sogenannte Antidementiva eingesetzt, sie können das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen. Ihre Wirkung ist aber umstritten. Im Anfangsstadium einer Demenz treten häufig Depressionen auf, deshalb können auch Antidepressiva Teil der Behandlung sein. Der Arzt hat womöglich Medikamente verschrieben, nicht-medikamentöse Therapien sind aber ebenso wichtig. Sie helfen, den Alltag besser zu meistern und Fähigkeiten zu erhalten. Welche Medikamente sinnvoll sind, hängt von der Demenzform ab und vom allgemeinen Gesundheitszustand. Nicht-medikamentöse Alternativen können Musik-, Kunst- oder Verhaltenstherapien sein, auch körperliche Bewegung.

Beziehungen, Offenheit und Entlastung

Wie sollen Betroffene mit der Diagnose umgehen? Wem dürfen sich Angehörige mitteilen? Je offener Demenzkranke ihrer Umwelt begegnen, umso mehr Verständnis bekommen sie und ihre Familie. Wer lange versucht, so zu tun, als wäre alles in Ordnung, erntet oft Unverständnis, denn meist merken Freunde und enge Bekannte ohnehin, dass «etwas nicht stimmt». Ein offenes Ansprechen der Erkrankung kostet im ersten Moment zwar viel Überwindung. Aber möchte man von einem Freund nicht lieber die Wahrheit erfahren?

Die Krankheit Demenz stellt Partnerschaften, Eltern-Kind-Beziehungen und Freundschaften auf eine Probe. Die Angehörigen von Menschen mit Demenz brauchen deshalb ebenso Begleitung und Beratung wie die Betroffenen selbst. Manchmal führt die Erkrankung die Familienmitglieder neu zusammen und vertieft Beziehungen, obwohl sich die Beziehungsqualität verändert.

Verständnis verschafft allen Betroffenen Erleichterung. Angehörige sammeln durch die Betreuung im Laufe der Zeit ein großes Wissen an. Dennoch brauchen sie Schutz, Zuwendung und eine Sicht von aussen, die ihren Blick für neue Lösungswege öffnet. Entlastung kann also bedeuten, dass Fragen angesprochen werden, die belasten, die tabuisiert sind, dass Raum gefunden wird für Themen, über die man bis anhin nicht sprechen konnte, entweder im Rahmen eines therapeutischen Gespräches oder im Freundeskreis.

© demenzworld/Kompetenzzentrum Demenz Schleswig Holstein/Desideria

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