
Autonomie
Autonomie für Menschen mit Demenz ist ein zentrales Bedürfnis, selbst wenn die Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen, mit dem Fortschreiten der Krankheit abnimmt. Wer frühzeitig vorsorgt, kann dafür sorgen, dass seine Wünsche respektiert werden, wenn man selbst nicht mehr urteilsfähig ist.
Selbstbestimmung bedeutet, Informationen zu verstehen, Entscheidungen zu treffen, Risiken abzuwägen und Handlungen gegenüber anderen zu begründen. In der Medizin heißt das: Patient*innen haben das Recht, Behandlungen zuzustimmen oder abzulehnen, ärztliche Maßnahmen ohne Einwilligung sind nur im Notfall zulässig.
Autonomie in verschiedenen Stadien der Demenz
- Leichte Demenz: Viele Betroffene sind noch entscheidungsfähig – auch wenn es mehr Zeit braucht. Depressionen, Wortfindungsstörungen oder Zerstreutheit können stören, aber mit Geduld und Unterstützung durch Angehörige kann ein selbstbestimmtes Leben weiter möglich sein.
- Mittelschwere Demenz: Entscheidungen über den Alltag – etwa wann man essen oder spazieren gehen möchte – sind oft noch möglich. Hier können Angehörige durch gezielte Fragen und überschaubare Wahlmöglichkeiten zur Selbstbestimmung beitragen.
- Schwere Demenz: Die Entscheidungsfähigkeit ist stark eingeschränkt. Dennoch können Betroffene über Mimik, Gestik oder Lautäußerungen zeigen, wie sie sich fühlen – etwa ob sie Gesellschaft wünschen, was sie anziehen oder essen wollen.
Würde und Willensbildung: Wünsche erkennen und achten
Auch wenn Sprache und Gedächtnis verloren gehen, viele Menschen mit Demenz nehmen ihre Umgebung wahr und äußern Bedürfnisse. Für Angehörige ist es entscheidend, mit Geduld und Empathie zuzuhören, auch wenn Signale nicht immer eindeutig sind. Wünsche dürfen nicht ignoriert werden, selbst wenn sie auf den ersten Blick unlogisch erscheinen.
Allerdings gibt es Grenzen der Selbstbestimmung: Wenn ein Wunsch zu einer Gefährdung führt (z. B. barfuß im Winter nach draußen zu gehen) oder Pflegende überfordert, darf er abgelehnt werden. Der Deutsche Ethikrat betont: Wer für das Wohl des anderen verantwortlich ist, darf und muss Entscheidungen im Sinne des Betroffenen treffen, wenn dieser die Tragweite nicht mehr einschätzen kann.
Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht: Was du früh regeln solltest
Um den eigenen Willen festzuhalten, empfiehlt sich eine Patientenverfügung: Sie regelt, welche medizinischen Maßnahmen im Krankheitsfall gewünscht oder abgelehnt werden. Doch die Praxis zeigt: Nicht jede Verfügung ist in jeder Situation umsetzbar, etwa wenn jemand Medikamente kategorisch ablehnt, aber aufgrund psychischer Symptome gefährlich für sich oder andere wird.
Deshalb ist eine Vorsorgevollmacht (Deutschland, Österreich) oder ein Vorsorgeauftrag (Schweiz) besonders wichtig. Damit bestimmst du, wer für dich entscheiden darf, wenn du selbst nicht mehr dazu in der Lage bist – sei es bei medizinischen Maßnahmen, finanziellen Fragen oder Alltagsentscheidungen.
Autonomie für Menschen mit Demenz bewahren, auch wenn andere entscheiden
Selbst wenn Entscheidungen im späteren Krankheitsverlauf von anderen getroffen werden, können Menschen mit Demenz ein Stück Autonomie behalten, durch Mitbestimmung, Respekt vor kleinen Entscheidungen und einen Umgang auf Augenhöhe.
Organisationen wie Promenz zeigen, wie Menschen mit Demenz aktiv in ihr Leben einbezogen werden können. Ein klarer, früh formulierter Wille und das Vertrauen in ausgewählte Vertreter sind der Schlüssel dazu, dass die Würde und Selbstbestimmung gewahrt bleiben.
© demenzworld/Kompetenzzentrum Demenz Schleswig Holstein/Desideria
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