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Mobilität

Mobilität bei Demenz nimmt mit dem Fortschreiten der Erkrankung meist ab. Doch auch wenn Bewegung und Selbstständigkeit eingeschränkt sind, ist gesellschaftliche Teilhabe mit der richtigen Unterstützung und Umgebung weiterhin möglich.

Die optimale Einrichtung von Wohnungen für Menschen mit Demenz ist von den individuellen Bedürfnissen der Betroffenen abhängig. Experten empfehlen, bei der Raumgestaltung ein paar Aspekte zu berücksichtigen: Vorteilhaft sind ein kontrastreiches Mobiliar, eine gute Beleuchtung und Räume mit bekannten Gegenständen, die positive Assoziationen wecken können. Bad und Küche sollten nach Sicherheitskriterien ausgestattet sein, um Verletzungen zu vermeiden. Ungünstig sind überfüllte Räume, da diese Reizüberflutung verursachen können.

Wie Mobilität bei Demenz außer Haus gelingen kann

Menschen mit Demenz verlassen seltener das Haus als Gleichaltrige ohne diese Diagnose. Oft ist Unsicherheit die Ursache, weil der öffentliche Raum für die Bedürfnisse von Erkrankten meist ungeeignet gestaltet ist. Unebenheiten auf Gehwegen verwandeln sich in Stolperfallen, eine unübersichtliche Anzahl von Schildern und Tafeln sorgt für Verwirrung statt für Übersicht. Botschaften, Farben und Zeichen lassen sich nur noch ungenügend erfassen. Und die Menschen haben Angst, den Weg zurück nach Hause nicht mehr zu finden. Manche bleiben auch aus Scham vor Fehlleistungen lieber zu Hause.

Ein weiterer Grund liegt in der Überforderung mit Alltagssituationen, die mehrere geistige Leistungen parallel erfordern. Schon ein Spaziergang kann dazu zählen: Gleichgewicht bewahren, Orientierung behalten und sich auf ein Gespräch konzentrieren: Dies kann zu Bewegungsfehlern führen. Menschen mit Demenz stürzen dreimal so häufig wie gesunde Personen.

Um Verletzungen zu vermeiden, sollten sich Patienten so früh wie möglich auf eine neue Weise mit ihrer Umgebung ausserhalb der vier Wände vertraut machen. Wiederkehrende Wege, etwa zum Einkaufen, zu Freunden oder zum Arzt, können mit Begleitung regelmässig abgelaufen werden. Wer vom Auto auf den ÖV umsteigt, bewahrt seine Mobilität länger, wenn er oder sie die Benutzung von Bussen und Bahnen übt.

Hilfreich sind dabei technische Helfer und die online-Verbindung zu Angehörigen und Freunden. Mittels AirTags (ein Produkt von Apple), einem Smartphone und anderen GPS-Geräten können sie in Verbindung bleiben mit dem Betroffenen und wissen stets, wo er ist. Wenn der Betroffene den Weg nicht mehr findet oder nicht weiss, welchen Zug er nehmen muss, können ihn die Betreuenden telefonisch an die richtigen Orte lotsen.

Autofahren und Demenz

Es gibt keinen allgemein gültigen Zeitpunkt, an dem Patienten ihren Führerschein abgeben sollten. Im Anfangsstadium ist es oft noch möglich, hinter einem Steuer zu sitzen. Im Verlauf der Krankheit verlieren Betroffene jedoch die im Strassenverkehr wichtige Fähigkeit, Situationen zu erfassen und schnell zu reagieren. Mit der Folge dass für Fahrer, Mitfahrer und andere Verkehrsteilnehmer das Unfallrisiko steigt. Erkrankte und ihre Angehörigen sollten sich deshalb rechtzeitig auf ein Leben ohne Auto vorbereiten.
Mobilitätstraining bei Demenz

Im Laufe einer Demenz lassen neben geistigen auch körperliche Leistungen nach. In der Folge schwinden motorische Fähigkeiten wie Kraft und Balance. An unterentwickelten Muskeln und fehlendem Gleichgewichtsinn scheitern schlimmstenfalls selbst scheinbar simple Tätigkeiten, zum Beispiel vom Stuhl aufstehen. Durch Training kann körperlicher Abbau bei Demenz verlangsamt werden. Studien zufolge können sogar Menschen über 80 Jahren in drei bis sechs Monaten ihre Muskelkraft um über hundert Prozent steigern. Mehr Kraft bedeutet ein geringeres Sturzrisiko.

Wissenschaftler des Geriatrischen Zentrums am Klinikum der Universität Heidelberg haben ein spezielles Trainingsprogramm für Patienten mit beginnender bis mittelschwerer Demenz entwickelt und evaluiert: Die Leistungsfähigkeit der Teilnehmer stieg um 30 bis 50 Prozent. Zudem dokumentierten die Forscher Trainingseffekte im Bereich der Aufmerksamkeitsleistungen (Dual-Task Leistungen).

Mobilität und Technik

Wenn Angehörige wissen wollen, wo sich ein mobiles Familienmitglied mit Demenz aufhält, können technische Geräte helfen. Viele Handys oder intelligente Uhren verfügen über eine so genannte Geofencing-Funktion. Damit kann ein bestimmtes Gebiet, beispielsweise ein Radius von 500 Metern um die Wohnung, als sicher markiert werden. Verlässt der Patient diesen Bereich, informiert ein Alarm die Angehörigen.

© demenzworld/Kompetenzzentrum Demenz Schleswig Holstein/Desideria

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