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Wahnvorstellungen

Wahnvorstellungen bei Demenz gehören zu den belastendsten Symptomen, für die Betroffenen ebenso wie für ihre Angehörigen. Einfühlungsvermögen ist im Umgang damit besonders wichtig.

Menschen mit Demenz verlieren zeitweise den Bezug zur Realität. Sie erleben Dinge, die für Außenstehende nicht nachvollziehbar sind, aber für sie selbst vollkommen real erscheinen. Dabei unterscheidet man zwischen Halluzinationen, also Sinnestäuschungen, und Wahnvorstellungen, die auf Denkstörungen beruhen.

Was sind Halluzinationen?

Der Begriff Halluzination stammt vom lateinischen alucinatio, was so viel wie Träumerei bedeutet. Betroffene sehen, hören, fühlen oder riechen Dinge, die nicht existieren, etwa Stimmen, unangenehme Gerüche oder kleine bewegliche Objekte. Sie sind jedoch überzeugt, dass diese Wahrnehmungen real sind.

Was sind Wahnvorstellungen?

Im Unterschied zu Halluzinationen sind Wahnvorstellungen keine Sinnestäuschungen, sondern fehlerhafte Überzeugungen. Menschen mit solchen Symptomen glauben beispielsweise, sie würden verfolgt, vergiftet, bestohlen oder jemand wolle ihnen schaden. Diese Überzeugungen lassen sich nicht durch Argumente oder Richtigstellungen entkräften, denn für die Betroffenen sind sie logisch und absolut plausibel.

Wahnvorstellungen können auch im Rahmen anderer Erkrankungen auftreten, z. B. bei Schizophrenie, Depressionen, Multipler Sklerose, Entzündungen im Gehirn oder infolge von Alkohol- oder Drogenmissbrauch. Schlafmangel und seelische Überforderung können ebenfalls Auslöser sein.

Wahnvorstellungen bei Demenz: Häufiges Symptom

Bei etwa einem Drittel aller Menschen mit Demenz treten im Krankheitsverlauf Wahnvorstellungen oder Halluzinationen auf. Besonders Lewy-Body- und Parkinson-Demenz sind häufig mit lebhaften optischen Halluzinationen verbunden. Die Betroffenen sehen z. B. Tiere oder Verstorbene und können diese detailliert beschreiben.

Bei Alzheimer- oder vaskulärer Demenz sind Wahnvorstellungen häufiger als Halluzinationen. Typisch ist etwa der Glaube, bestohlen worden zu sein oder dass Mitmenschen durch Doppelgänger ersetzt wurden. Solche Erlebnisse resultieren nicht nur aus krankheitsbedingten Nervenzellschäden, sondern auch aus nachlassender Wahrnehmung, Gedächtnisleistung und Orientierung.

Wenn Sinneseindrücke falsch interpretiert werden

Seh- und Hörschwächen können psychotische Symptome verstärken. So kann ein harmloses Geräusch wie das Rauschen von Blättern als Bedrohung empfunden werden. Schatten werden zu Tieren, Gespräche zum Tuscheln hinter dem Rücken. Diese Fehlinterpretationen lösen oft Angst und Verunsicherung aus, manchmal auch Aggression.

Was hilft im Umgang mit Wahnvorstellungen?

Für Angehörige und Pflegende sind Wahnvorstellungen eine große Belastung. Der Impuls, Betroffene über die Realität „aufzuklären“, ist verständlich, aber kontraproduktiv. Eine konfrontative Korrektur verschärft meist die Angst und das Misstrauen.

Stattdessen hilft es, den Betroffenen in seiner Wahrnehmung ernst zu nehmen, empathisch auf seine Ängste einzugehen und vorsichtig ein neues Thema einzuführen. Auch eine ruhige Umgebung mit klaren Strukturen kann helfen, Überforderung zu vermeiden. In Einzelfällen kann der Einsatz von Medikamenten notwendig sein, allerdings sollten diese mit Bedacht eingesetzt werden, da Menschen mit Demenz oft besonders empfindlich auf Psychopharmaka reagieren.

© demenzworld/Kompetenzzentrum Demenz Schleswig Holstein/Desideria

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