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Transkript zur Folge Wenn Eltern ins Pflegeheim ziehen

Mir ist es wahnsinnig schwergefallen. Ich habe viel geweint an dem Wochenende. Mhm. Und gleichzeitig war ich aber davon überzeugt, dass es das Richtige ist. Herzlich willkommen zu einer neuen Folge von Leben, lieben, Pflegen, der Desideria Podcast zur Demenz und Familie. Ich bin Peggy Fuhrmann, Journalistin und Bloggerin auf Alzheimer und Wir. Hallo und willkommen. Ich bin Anja Köhling, Familiencoach und Mitbegründerin von Desideria Care. Wir begleiten Angehörige von Menschen mit Demenz und bieten Coachings sowie Angehörigentreffen und Schulungen. In dieser Folge sprechen wir über das Thema Pflegeheim, und ganz konkret geht es darum, wenn die Eltern oder eben ein Elternteil mit Demenz in ein Heim oder auch eine Demenz-WG zieht. Es geht um die Veränderungen und Herausforderungen, die damit verbunden sind, und ja, wie erwachsene Kinder gut dadurch kommen. 

Ach, bevor wir anfangen, möchten wir noch "Dankeschön" sagen. Ein großer Dank geht an Desideria Der Verein ermöglicht uns die Produktion dieser Folge. Ganz herzlichen Dank. Ja, Peggy, wir haben uns das Thema ja ein bisschen vorgenommen, weil du gerade aus diesem Abschnitt kommst, dass deine Mutter oder dass ihr als Familie entschieden habt, dass deine Mutter in ein Pflegeheim umzieht. Es liegt auch noch nicht so weit zurück. Wir wollten gerne noch mal bei der Thematik auf die Töchter- und Söhne-Perspektive gucken und ja, einfach noch mal so schauen, was so die besonderen Herausforderungen dabei sind, wenn man das entscheidet, dass die Mutter oder der Vater, der an einer Demenz erkrankt ist, ins Heim umzieht. Viele verbinden damit ja so ein Schreckgespenst. Vielleicht berichtest du einfach mal ein bisschen, wie das bei euch war. Wann war dieser Punkt?


Ja, dieses Thema Pflegeheim, das war in Gedanken von Anfang an da, aber tatsächlich, wie du es gerade schon gesagt hast, so als Schreckgespenst, als etwas, was man auf keinen Fall haben möchte und was auch jenseits von jeglichen Gesprächen, die wir jemals geführt oder die wir lange Zeit geführt haben, lag. Ich weiß nicht mehr wann, aber irgendwann, vielleicht waren es unsere Gespräche, aber irgendwann hatte ich so dieses Gefühl: Ich muss mich mal damit beschäftigen, ich muss mich damit auseinandersetzen. Und gleichzeitig habe ich gemerkt, ich habe es verpasst, mit meiner Mama darüber zu sprechen. Ich weiß nicht, wie sie dazu steht.


Und habe dann versucht, mich überhaupt mal damit zu beschäftigen, was bedeutet das? Ich war bei einem Tag der offenen Tür, ne? Habe mich mal reingetraut. Mhm. Habe mich auch mal getraut, mit meinem Papa darüber zu sprechen, und der aber noch gemeint hat: "Nein, das brauchen wir nicht, und das ist nicht notwendig, und ich schaffe das", und so nach dem Motto: "Nee, das machen wir nicht." Mhm. Man muss sagen, es ging ja auch alles wirklich sehr lange gut, und mein Papa hat es super gemacht, und letzten Endes war es dann ja vor vier Monaten, als meine Mama wirklich ganz, ganz viel Unterstützung brauchte und auch eigentlich kaum noch gehen konnte. Mm.


Dass es wirklich ein Schieben, Ziehen, Hochstemmen, Hinlegen, Hinsetzen – also einfach das alles total schwierig wurde, wo ich mir gedacht habe: "Boah, ob das zu Hause wirklich noch so gut ist." Mhm. Und das war das erste Mal der Gedanke, wo ich dachte, vielleicht würde es ihr woanders besser gehen. Mhm. Okay. Dann war es aber tatsächlich so, dass mein Papa immer noch gemeint hat: "Nein, das geht schon noch. Ich schaffe das." Mhm. Okay. Du sprichst damit irgendwie so zwei, glaube ich, Aspekte an, ne? Dass einmal die Partnerperspektive einfach eine andere ist, und das erleben wir natürlich, also, wenn wir heute quasi eher aus der Perspektive der Söhne und Töchter sprechen, natürlich einerseits als Postulat, ne? Weil die Eltern aus ihrer Elternperspektive natürlich sagen: "So, Autonomie, Selbstbestimmung, wir entscheiden das", und im Zweifel, wenn es die oder der Erkrankte nicht mehr für sich entscheiden kann, der Partner, der Gesunde. Mhm. Und gleichzeitig ist es schwierig, quasi aus der Kindesperspektive oder aus dieser Ebene heraus zu sehen: "Okay, es wird zunehmend schwieriger, es wird zu einer riesigen Belastung auch für das gesunde Elternteil." 

Und den zweiten Aspekt, den du angesprochen hast, und den finde ich auch sehr interessant, und ich glaube, der ist bei vielen dann irgendwie so ein ausschlaggebender Punkt, wenn man merkt: "Zu Hause ist die Versorgung nicht mehr so gewährleistet, dass es quasi optimal für den Erkrankten ist." Das heißt, wenn der in professioneller Pflege wäre, würde es ihm oder ihr eventuell besser gehen. Und da steckt man natürlich in einem wahnsinnigen Dilemma. Also, ich finde, das kann man sehr gut raushören aus der Geschichte, die du erzählst, und ist dann natürlich sehr gefordert: "Wie gehe ich mit dieser Situation um?" Einerseits kenne ich meinen Platz als Tochter und weiß, mein Vater entscheidet, so wie du es gerade berichtest, und gleichzeitig regt sich bei dir so eine vernünftige und sehr erwachsene Stimme, die sagt: "Das geht so nicht mehr." Mhm. Ich finde das ganz spannend, wie du das erklärst, weil ich glaube, es ist tatsächlich so: Als Kind ist man ja irgendwie in dieser Kindrolle immer noch irgendwie so verhaftet, und meine Eltern haben natürlich ganz, ganz viele Entscheidungen irgendwie zusammen getroffen oder dann der eine für den anderen. Mein Papa hat ganz viele Entscheidungen in den vergangenen Jahren für meine Mama getroffen, und er fragt uns auch manchmal um Rat, aber letztlich war es irgendwie immer so seine Entscheidung, und ich fand es auch total normal und total richtig, dass es weiter so ist. Aber was so im letzten Jahr so schleichend passiert ist, dass ich mir immer mehr Sorgen um beide gemacht habe. Also, mein Papa hat das wirklich total liebevoll gemacht und all seine Kraft und seinen Fokus auf meine Mama gelegt, und ich aber wirklich zunehmend das Gefühl hatte, dass es ihm nicht an Liebe mangelt, aber an Kraft und Energie.


Sie so zu begleiten, wie du es eben mit dieser Krankheit im Endstadium brauchst. Und ich immer, dadurch, dass ich eben nicht jeden Tag da bin, glaube, dass ich das aus einer ganz anderen Perspektive realistischer einschätzen konnte. Mhm. Und wenn ich mit meinem Papa drüber gesprochen habe, dass ich mir totale Sorgen mache, ich mache mir Sorgen um die Mama, ich mache mir Sorgen um dich, er dann sagte: "Ja, ich schaffe das schon noch", und ich mich gefragt habe: "Ja, schafft man das wirklich noch?", und "Was kann ich denn tun?" Und du weißt ja auch, wir haben oft drüber gesprochen, ich mich manchmal so hilflos gefühlt habe, weil ich das Kind bin, weil ich mir denke: "Na ja, ist es jetzt – ich möchte nicht übergriffig sein, das sind meine Eltern, darf ich jetzt überhaupt so ein Machtwort sprechen?" Möchte ich eigentlich nicht. Ich möchte irgendwie eher, dass wir das im Einverständnis regeln, wie wir es irgendwie immer getan haben. Und ich bin gerne bereit, was zu tun, aber ich hatte immer das Gefühl, ich habe nicht so den Auftrag, das jetzt so entscheiden zu dürfen.


Mhm. Was du da ansprichst, wird tatsächlich in der Fachliteratur als filiale Krise beschrieben. Ja, also wenn Kinder realisieren, dass die Eltern selber so stark in eine Überforderung oder Hilfsbedürftigkeit rutschen und gar nicht mehr diese Orientierung und den Halt geben. Ja, den man eigentlich jahrelang, jahrzehntelang gewohnt war. Dann ist es erstmal total verstörend, und zwar für beide Seiten. Also, wenn die Eltern realisieren: "Okay, meine Tochter oder mein Sohn fängt an, anders mit mir zu sprechen", weil klar, aus einer guten Motivation heraus, aus Liebe, Fürsorge ist nichts anderes als Liebe. Und gleichzeitig kriege ich hier Ansagen, wo ich sage: "Moment mal, ich bin aber hier immer noch im 'Driving Seat' meines Lebens, und ich entscheide." Und gleichzeitig auch Verunsicherung auf Seiten der Kinder, weil sie so merken: "Puh, wie fülle ich denn jetzt diese Verantwortung aus," die ich in mir spüre. 

Ja, weil ich will ja, dass es meinen Eltern gut geht, sowohl dem erkrankten Teil als auch dem gesunden Teil. Und selbiges gilt natürlich auch, wenn beispielsweise ein Partner schon verstorben ist und es nur noch quasi um die Sorge und Fürsorge eines demenziell veränderten Menschen geht. Letzten Endes ist die Idee, aus der filialen Krise herauszutreten, auf Augenhöhe zu agieren, den anderen einerseits zu respektieren und auf der anderen Seite eher Ich-Botschaften zu senden. Das hast du versucht. Du hast es gerade ganz deutlich gesagt: "Ich mache mir Sorgen", und nicht: "Du machst was falsch." So, und das ist natürlich ein Prozess, und der ist meistens schmerzhaft und braucht in der Regel mehrere Runden und sehr viel Geduld und viel Spitzengefühl etc. Jetzt würde mich natürlich mal interessieren, wie kam es denn dann tatsächlich zu der Entscheidung? Was war dann quasi das Momentum, wo auch dein Vater mitgehen konnte? Die Entscheidung für das Pflegeheim ist jetzt eigentlich durch einen Notfall beschleunigt worden, muss man sagen. Also das, was ich eigentlich gerne vorbeugen wollte, das, was ich immer nicht wollte, wo ich mir gesagt habe: "Lass uns darüber sprechen, lass uns Entscheidungen treffen, damit es nicht irgendwann in einer Notsituation ganz schnell gehen muss und wir dann ganz schnell einen Heimplatz finden müssen und keine Auswahl haben, äh nur dahin gehen können, wo es was gibt." 

Das ist jetzt dann quasi so passiert. Meine Mama ist ein paar Mal gestürzt. Der Papa war sehr geschwächt, meine Mama war sehr geschwächt. Letztlich ist der Krankenwagen an drei aufeinanderfolgenden Tagen zu meinen Eltern gekommen. Nach dem dritten Mal haben sie gesagt: "Wir nehmen sie mit zur Kontrolle ins Krankenhaus, ob alles okay ist. Ihr ging es gut, es war kein Schlaganfall, nichts. Also so diese Befürchtungen, die irgendwie erst damit einhergegangen sind. Und aber als wir da waren, haben wir Gespräche mit der Sozialberaterin gehabt, und die eben auch gesagt hat: "Na ja, wie soll das jetzt weitergehen?" und so. Und mein Papa war wirklich irgendwie sehr geschockt von dem, was passiert ist, und irgendwie war mir da klar: "Das geht so nicht weiter, wie es davor war. Wir müssen entweder grundlegend was ändern, oder die Mama ist in dem Heim besser versorgt."


Die beiden Optionen gab es für mich. Für meinen Papa stand außer Frage, dass jemand zu Hause einzieht, also eine Pflegekraft oder eine Betreuungskraft, dass der Pflegedienst noch öfter kommt. Das wollte er auf gar keinen Fall. Und dann war ehrlich gesagt nur die Option Pflegeheim da, so ein bisschen in Gedanken: "Na ja, vielleicht ist es ja nur vorübergehend anfangs." Und äh ich habe meine Mama dann fast jeden Tag besucht und habe gemerkt: "Ich glaube nicht, dass das nur was Vorübergehendes ist, weil sie einfach in den letzten Wochen extrem abgebaut hatte."


Mhm. Na ja, wir standen auf keiner Warteliste, hatten kein Pflegeheim in Aussicht. Aber die Sozialarbeiterin hat uns da wahnsinnig gut unterstützt und begleitet und auch Anträge abgenommen und hat letztlich einen Platz dann in einem Heim bei meinen Eltern in der Nähe gefunden. Und das war irgendwie sehr, sehr komisch, diese Tage davor. Mhm. Ich war als Tochter da sehr in der Verantwortung. Ich habe mich nicht nur in der Verantwortung gefühlt, sondern es war tatsächlich so, dass mein Papa total überfordert war von der Situation, und ich mich um solche Sachen gekümmert habe, wie Verträge, Einzug, Umzug. Mein Bruder war auch mit dabei, mein Onkel hat uns auch unterstützt. Äh, aber dass ich tatsächlich so dieses Gefühl hatte: "Es ist so eine der erwachsensten Situationen oder Entscheidungen, die ich in meinem Leben je getroffen habe."


Mhm. In diesem Bericht sind eben genau diese Aspekte drin, ne? Also, letzten Endes hier eine Position zu finden, die gut ist. Ja, und das fühlt sich wahrscheinlich eben genauso erwachsen an, aber eben auch sehr ungewöhnlich, weil wir ja eben in einem Alter sind, wo wir uns ohnehin schon sehr erwachsen fühlen. Ja, also ich fühle mich schon seit, na ja, seitdem ich 25 bin, mehr oder weniger erwachsen. Ja, und gleichzeitig wird das eben genau in der Literatur so beschrieben, dass das schon noch mal eine Entwicklungsaufgabe ist. Also, wenn wir quasi von dem Lebensbogen ausgehen, dass das noch mal eine ganz eigene Erfahrung und Entwicklung ist, wenn die eigenen Eltern gebrechlich werden und man letzten Endes gefordert ist, hier in die Verantwortung zu gehen und in die Fürsorge – nicht im Sinne von übergriffig, sondern wohlmeinend, Mhm. Den anderen sehend, akzeptierend, aber ja, in der Konsequenz auch eine Position zu finden, die man vertreten kann. Mhm. Da kann ich gut mitgehen. Also, ich meine, erwachsen, irgendwie in dem Sinne, ne?, fühle ich mich schon lange. Ich habe drei Kinder und so, aber dieses für meine Eltern so eine Entscheidung zu fällen, das war schon irgendwie noch mal was ganz anderes oder ist irgendwie
Eine andere Art der Verantwortung, eine andere Art des Erwachsenseins. Und mir ist es wahnsinnig schwergefallen. Ich habe viel geweint an dem Wochenende. 

Und gleichzeitig war ich aber davon überzeugt, dass es das Richtige ist. Mhm. Und ich glaube, genau darum geht es, so eine Position zu finden, wo man in der tiefen Überzeugung ist, dass das jetzt der richtige Zeitpunkt ist. Und jetzt hast du gesagt, okay, eigentlich war es dann im Schnellgalopp quasi durchgelaufen, und gleichzeitig ist es so: Die Auseinandersetzung, auch wenn du das Gefühl hattest, dass du gar nicht richtig mit deiner Mama darüber gesprochen hast oder es auch zum Teil sehr schwierig in der Diskussion mit deinem Vater war. Ihr habt euch drum gekümmert, und die Auseinandersetzung, egal ob jetzt in unseren Gesprächen oder du hast ja auch sehr viel Kontakt zu Menschen in dieser Situation, das hilft schon. Und ich glaube, das macht es dann möglich, auch in so einer Ausnahmesituation – und das ist sehr häufig so, ich kriege das wirklich in vielen Familien mit, dass dann irgendwie eine Notfallsituation genau dazu führt, dass so eine Entscheidung getroffen wird. 

Und wenn ich mich aber vorher gut damit auseinandergesetzt habe, dann kann ich alle Optionen ziehen, und dann habe ich sie zumindest einmal durchdacht. Ja, ich glaube, das hat mir auch so eine gute Basis gegeben, also auch zu wissen, dass ich mit meinem Bruder schon drüber gesprochen habe, dass wir uns einig sind in dem zu sehen: "Es ist schwierig zu Hause, wie kann es anders gehen, dass die Mama gut versorgt ist", und dass da auch der Rückhalt von der Familie da war, weil ehrlich gesagt, das stelle ich mir extrem schwierig vor, wenn du dann vielleicht Vorwürfe bekommst von Seiten der Familie: "Nein, das geht doch nicht." Und diese schlimmen Sätze, die ja auch bei manchen fallen: "Gib deine Mutter weg" oder so, ne? Mm. Das war zum Glück nicht da. Äh, mein Papa war einfach überfordert von diesen Ereignissen, und der Rest der Familie hat genauso gesehen, dass es das Richtige für Mama ist. Also, natürlich waren wir alle total traurig, und auch so diese ersten Male in dem Heim und dahinzugehen und sie da zu sehen, das ist schwer. Das ist sehr fordernd. Ja, genau. Und da bin ich völlig bei dir. Das ist einfach eine große Aufgabe und eine große Entscheidung, und wir assoziieren natürlich mit diesem Umzug auch den letzten Umzug, und das macht natürlich erstmal Angst. Gleichzeitig sehe ich, dass neben dieser Notfallsituation auch andere Entscheidungskriterien häufig eine Rolle spielen. Also, wenn die körperliche Pflege, also was du eingangs gesagt hast, so fordernd wird. Im Prinzip wird ja quasi mit der mittelschweren und schweren Demenz die Pflegebedürftigkeit auch sehr körpernah. Das heißt, man braucht oder der Erkrankte braucht sehr viel Unterstützung auch bei der Körperhygiene. Wenn dann solche Dinge wie Inkontinenz dazukommen, dann wird das Leben in der eigenen Häuslichkeit einfach extrem schwierig, sowohl für den Erkrankten als auch für die pflegenden Familienmitglieder. Und deswegen sehe ich das häufig, dass irgendwo so mit Pflegegrad 4 f diese Entscheidung irgendwann im gemeinsamen Einvernehmen, auch mit viel Schmerz verbunden, aber dann doch auch getroffen werden kann. So. Und das ist, glaube ich, einfach auch immer wieder wichtig, sich bewusst zu machen. Jetzt wäre ich aber trotzdem noch mal neugierig. Es war jetzt dann eben nicht der kurze Ausflug nach zwei Wochen wieder nach Hause. 


Beziehungsweise mir war schon klar, als ich den Vertrag unterschrieben habe, dass das jetzt so ist. Also, ja, davor war sie ja mal bei der Kurzzeitpflege. Das ist mir schwergefallen, aber da war irgendwie klar: "Okay, das sind jetzt zwei Wochen, dann ist sie wieder zu Hause." Und jetzt dieses Mal den Vertrag zu unterschreiben, da war klar, sie zieht jetzt da ein und sie wird jetzt da wohnen. Das würde mich jetzt noch mal interessieren. Wie habt ihr das gestaltet? Also diesen Umzug, äh dieses neue Zuhause? Ich erinnere mich aus meiner Geschichte, wir haben das bei meiner Mama dann irgendwie "das Nest" genannt.


. Und nach dieser Entscheidung, wie habt ihr das gestaltet? . Also, als wir quasi die Zusage für einen Platz hatten, wussten wir, in welchem Heim, aber wir waren da alle noch nie drin gewesen. Mhm. Und es hat vielleicht eine interessante Vorgeschichte. Also, das sind da bei uns in der Kleinstadt, da waren früher so Russenkasernen drin, und mein Papa und mein Onkel wussten halt, dass das früher die Kasernen waren, und es war so: "Oh Gott, wie wird das wohl als Heim sein?" Ein bisschen so einen komischen Beigeschmack. Die Mama war noch im Krankenhaus, und es war klar, sie kann am Montag dann verlegt werden, sie wird am Montag umgezogen, und ich glaube, wir hatten am Donnerstag oder Freitag oder so diese Zusage zu dem Platz, und dann bin ich so das ganze Wochenende durch das Haus meiner Eltern getigert und habe überlegt, was könnten wir mitnehmen, was könnte die Mama brauchen, was hätte sie gerne dabei. Wir hatten an dem Donnerstag, als wir die Zusage bekommen haben, mein Bruder und ich, mit der Pflegedienstleitung ein sehr langes, gutes Telefongespräch, die ganz viel von der Mama auch wissen wollte.


Die gefragt hat: "Ja, wie ist Ihre Mutter denn so?" Und dann waren wir jetzt teilweise so ein bisschen verwirrt, weil sie gesagt hat: "Na ja, sie kann das jetzt nicht mehr. Sie kann nicht mehr essen oder sie ist nicht mehr..." Aber dann dachte ich mir: "Ach, na, aber eigentlich schön, dass sie so viel fragt und so viel wissen möchte." Und hat eben auch gesagt, was wir mitbringen müssen, also was so diese notwendigen Dinge sind, wie jetzt Duschgel und sowas, und aber auch gesagt: "Sie können da was mitbringen, oder nehmen Sie gerne Dekoration mit, oder Sie können das Zimmer so einrichten, wie Sie möchten. Es ist auch noch Platz für ein Möbelstück", und so. Und da hatten wir beide irgendwie ein ganz gutes Gefühl, glaube ich, Kai und ich, weil wir dachten: "Ja, wir können was machen. Es ist nicht irgendwie im Krankenhaus. Man gibt jemanden hin und steht so völlig außen vor, sondern ähm da waren Menschen, die auch wissen wollten, wie es der Mama geht und was für irgendwie Gestaltungsspielraum."


Ja, genau. Deswegen war ich irgendwie so ganz, na ja, schon recht offen. Okay. Und ja, bin dann an dem Wochenende durchs Haus und habe überlegt, welche Bilder ich vielleicht einpacke, und habe so ein paar von ihren Lieblingssachen, die habe ich quasi alle rausgeholt, und ihre so eine Kuscheldecke. Und ähm ich habe drauf geschaut, welche Sachen vielleicht noch markiert sind, damit sie die dann sofort anziehen kann, damit das nicht irgendwie erst irgendwo rein muss. Meine Mama hat früher sehr viel Handarbeiten gemacht, und im Wohnzimmer von meinen Eltern hängt so ein gewebtes Bild mit Bäumen und mit Wolken.
Und das hängt seit vielen, vielen Jahren da, und ich dachte, das nehme ich mit, das hängen wir da an die Wand, und das ist irgendwie so ein Teil von ihr. Ich habe so Dinge rausgesucht, die sie so ein bisschen als Mensch charakterisieren, fand ich. Also, ich habe zum Beispiel auch, meine Mama war ja früher sehr lange Läuferin, ne? Habe Medaillen von ihr rausgesucht, und mein Onkel war auch viel dabei. Der hat dann so von früher noch erzählt, und das war ganz schön, weil er hat dann erzählt: "Ja, früher, da haben sie sich ein Zimmer geteilt, meine Mama und er, und wenn er morgens aufgewacht ist und meine Mama hatte über ihrem Bett so diese Medaillenwand hängen, da hingen alle ihre Erfolge und es klimperte, und er war so neidisch." Und dann habe ich gedacht: "Ja, vielleicht ist das schön, also vielleicht kriegt sie ja so ein Gefühl von: 'Ja, das kommt mir bekannt vor', und das könnte irgendwie ein schönes Gefühl auslösen." Deswegen habe ich gedacht: "Ja, ich stecke die ein und dann gucken wir, ob wir die an die Wand hängen, was wir mit denen machen."


Das kommt mir sehr bekannt vor, als wir meine Mutter in die Pflegeeinrichtung übersiedelt haben. Also, das ist ja gemeinsam mit meinem Papa passiert, der ist ja auch umgezogen, zeitgleich. Da sind wir eben auch durch die Wohnung durchgegangen, haben gesagt: "So, das ist schön, und das ist schön, und da hängt viel Geschichte dran und viel Erinnerung und gibt irgendwie so ein heimeliges Gefühl." Bilder, Lampen, Decken, ja, Fotos, auch Erinnerungen, irgendwelche Stücke, Handschmeichler haben wir eingepackt, Dinge, die immer auf dem Schreibtisch standen, Blumen, Vasen, alles, was uns so in die Hände fiel, wo wir gesagt haben: "Ja, das ist so typisch für zu Hause."


Und strahlt in der Atmosphäre aus.. Ich fand es ganz spannend. Du hast ja deine Community vom Blog auch noch mal gefragt oder auf deinem Instagram-Kanal, was so deine Community bei der Thematik für Ideen hat, und ich fand es irgendwie ganz spannend, dass wir uns überlegt haben, wir nehmen es heute mit rein in den Podcast, was da so Feedback kam. Ja, das war irgendwie eine sehr – also in all diesem Chaos da und diesen wirren Gefühlen war das eine sehr schöne Erfahrung. Ich habe ähm so ein bisschen quasi teilhaben lassen, wie es gerade bei uns zu Hause ist und dass es schwierig ist und dass jetzt diese Entscheidung eben fürs Pflegeheim gefallen ist und dass ich ja mir überlege, was nehme ich denn mit, und habe einfach mal gefragt: "Was habt ihr denn mitgenommen?" Und ich habe wahnsinnig viele Antworten bekommen, und ich fand das total schön. Da waren eben ganz, ja, individuelle Dinge dabei, und aber auch von, also von vielen, die eben schon diese Erfahrung gemacht haben, und auch von Therapeutinnen, von Pflegekräften, die dann zum Beispiel den Tipp gegeben haben: "Na ja, Bilder sind gut, aber es ist noch ein bisschen besser, wenn du zum Beispiel vielleicht Bilder auch mitnimmst, die die Person in der Aktion zeigen, weil dann kann ich als Betreuungskraft darauf eingehen oder kann darüber sprechen, weil sonst weiß ich ja gar nicht so richtig, wer sitzt, wer liegt denn da vor mir", oder zu sagen, ja, diese Bilderrahmen dann auch zu beschriften und draufzuschreiben: "Ja, das ist deine Tochter, das ist dein Sohn, das sind deine Enkel", dass halt andere Leute, die meine Mama einfach noch nicht so kennt, die ihr aus ihrem Leben erzählen können und mit ihr in Kontakt besser treten können.


Also Gesprächsanlässe quasi gleich mit transportieren, dass man irgendwie erkennt: "Ah, das Thema oder die Aktivität oder die Menschen haben eine Rolle gespielt." Mhm. Genau. Ja, und ganz oft kam auch dieses: "Ja, bloß nichts Neues kaufen, irgendwie such ein paar alte, vertraute Stücke, brauchst gar nicht so viel einpacken, Peggy. Es muss nicht so viel sein. Wichtiger irgendwie so ein paar schöne Sachen, von denen du denkst, dass sie sie einfach gerne hätte." Und äh ich meine, es kam zum Beispiel auch so dieses: "Ja, ein kleines Licht einpacken, weil in Pflegeheimen gibt es immer nur so dieses große, ungemütliche Deckenlicht."
Das war mir zum Beispiel gar nicht klar, aber das habe ich dann irgendwie am zweiten Tag sofort gemerkt. "Ja, stimmt. Das ist wirklich – das Licht da ist wirklich nicht so richtig gemütlich." Und mein Bruder hatte da noch eine kleine Lampe, die hat er mitgebracht, die haben wir dahin getan und das so versucht, heimelig zu machen. Es war ja auch gerade vor Weihnachtszeit. Wir haben dann noch so einen kleinen Schwibbogen hingestellt. Mein Onkel hat ein Gesteck mit einer elektrischen Kerze mitgebracht, weil ich natürlich auch nicht dran gedacht habe, dass man da keine echten Kerzen anzünden kann und solche Sachen.
Wir haben ja versucht, es als Familie irgendwie schon schön einzurichten. Sehr gut. Diese Liste, die hast du ja noch, gell? Ich glaube, die hängen wir dran an die Shownotes, dass man da mal reingucken kann, oder? Genau, wir verlinken euch den Artikel und auch den Link zur Liste. Ich fand die sehr hilfreich, wenn man sich so ein bisschen rauspicken kann, und ich glaube auch so ein ganz gutes Gefühl dafür bekommt, worauf kommt es denn an, ne? Was nehme ich denn gut mit?

Absolut. Und hier mal wieder irgendwie auch der Seitenhinweis, wenn du davon erzählst, ja, einfach auch, wie gut es dir getan hat, da diese Resonanz zu bekommen in dieser schwierigen Situation, und da einfach auch wieder der Tipp: Vernetzt euch, seid in Kontakt, helft euch. Das könnt ihr in Selbsthilfegruppen machen, in Angehörigengruppen, in Schulungen beispielsweise von der Alzheimergesellschaft, von uns etc. Ich glaube, das hilft einfach, und ich glaube, genau darum geht es, dieses Wissen, was man selber gesammelt hat, diese Erfahrungen, die man gemacht hat, die auch weiterzugeben und sich die auch zu holen, das trägt einfach auch durch so wirklich extrem schwierige Situationen, vor denen man auch zugegebenermaßen ein Stück weit zurecht Angst hat, weil es einfach ein großer Schritt ist.


Ja, ein großer, unplanbarer Schritt. Tatsächlich diese Community oder einfach Menschen, die eine ähnliche Erfahrung gemacht haben, das hat mich sehr getragen. Es hat mir sehr viel Halt gegeben irgendwie auch. Mhm. In diesen Momenten. Genau. Und da sind wir einfach wieder beim Pflegenetzwerk, ne? Also, das, das ich mir aufbaue und dass ich mir nicht nur für den Erkrankten und für die Pflege des Erkrankten aufbaue, sondern auch für mich, dass ich also auch schaue, dass ich Menschen um mich herum habe, die mich verstehen, die nachvollziehen können, in welcher Situation ich stecke und mir vielleicht auch, wenn ich es brauche und danach frage, mit guten Ideen oder kreativen Ressourcen zur Verfügung stehen.


Peggy, sind noch so zwei Fragen, glaube ich, die ich habe. Also, wie war dann dieser Einzug und auch die Begleitung deiner Mutter im Pflegeheim wirklich? Was hat sich vielleicht auch bewahrheitet und was war vielleicht auch ganz anders? Und du hast vorhin gesagt, und das würde mich tatsächlich auch interessieren, du hattest das Gefühl, dass dieser Punkt erreicht ist, wo es deiner Mutter zu Hause nicht mehr so gut geht, wie du es dir eigentlich für sie wünschen würdest. Ob das eine gute Entscheidung war oder eine richtige Einschätzung, das würde mich auch noch mal interessieren.


Ich fange vielleicht mal mit der zweiten Frage an. Ich glaube, dass meine Einschätzung – nein, ich bin mir sicher, dass meine Einschätzung richtig war, dass die Mama da nicht nur gut umsorgt, sondern auch sehr liebevoll war. Ich habe das Team als wahnsinnig liebevoll und herzlich Mhm. Empfunden. Das hat mich richtig positiv überrascht. Also, ich habe danach gedacht: "Boah, das ist vielleicht eigentlich das aller, allerwichtigste Kriterium", und das ist ja etwas, das kann man davor... Wie will man das feststellen oder wie willst du das wirklich wissen, wie sie mit meiner Mama umgegangen sind, wie sie meine Mama angesprochen haben, obwohl sie geschlafen hat, nicht antworten konnte, sich nicht äußern konnte, trotzdem so freundlich, fröhlich, liebevoll auf sie zugegangen sind und auch mit ihr umgegangen sind. Und ich hatte da, ehrlich gesagt, von Anfang an ein schönes Gefühl dabei oder wusste: "Okay, nee, das passt schon."


Ich selber bin an dem Montagvormittag hingefahren, mein Onkel und ich, wir haben dieses Aufnahmegespräch zusammen mit der Leiterin gemacht, die auch noch mal ganz viel erzählt hat, sich ganz viel Zeit genommen hat, unsere Fragen alle wirklich sehr geduldig beantwortet hat. Sie hat vom Heim und wie das abläuft, was wir tun können und so weiter und so fort, mir Hausaufgaben mitgegeben, quasi so einen Biografiebogen, wo es ganz viel darum ging, was meine Mama gerne gegessen hat, wie sie gegessen hat und so diese Sachen.


Und dann kam ich in das Zimmer, und es war in der obersten Etage, so ein Dachzimmer, und die Sonne schien herein, und es war total hell. Man hat rausgeschaut, und da war der blaue Himmel und die Wolken, und ich habe gedacht: "Boah, das ist ein schöner Ausblick. Und das ist ein schönes Licht hier." Und das – also wo ich dachte: "Ja, es ist irgendwie, obwohl alles irgendwie so ungut verlaufen ist, so ein..." Habe ich das Gefühl gehabt: "Nee, sie könnte sich hier wohlfühlen, das könnte irgendwie okay sein für sie hier und auch für die anderen." Also auch mein Papa und mein Onkel waren dann so: "Ach nö, das ist ja eigentlich ganz schön hier." Und auch mit den Pflegerinnen hat das auch ganz gut funktioniert. Also, es ist dann tatsächlich so gewesen, dass mein Papa jeden Tag eigentlich bei meiner Mama war, mehrere Stunden, hat ja auch teilweise beim Essen geholfen und war einfach da, wo wir dann manchmal gedacht haben: "Ja, musst du gar nicht machen, das sind ja Menschen, die sich um sie kümmern", und es war für ihn wichtig, und jetzt denke ich: "Ja, war okay, war gut, dass das so war, dass er einfach bei ihr war und so viel Zeit wie möglich noch mit ihr verbracht hat."


So, und das ist jetzt wieder ein Punkt, ne, wo man noch mal gut über diese filiale Reife auch sprechen kann und darf, zu sagen: "Okay, deinen Vater da auch so zu nehmen, wie er es gerade braucht, in seiner Bedürfnisstruktur." Und er hat da die Nähe deiner Mutter gesucht, und dann da nicht reinzugehen und ihn dafür zu kritisieren, weil – und das ist, glaube ich, der Teil, den wir eben ja heute nicht besprechen – ich glaube, aus der Partnerperspektive ist dieses Umziehen in eine Pflegeeinrichtung ganz anders.


Und da können wir, glaube ich, nur ganz geduldig begleiten aus der Töchter- und Söhne-Perspektive. Ja, also mit Sicherheit ist es für meinen Papa ein ganz anderes Loslassen und eine ganz andere Trauer und ein ganz anderes Empfinden als für mich gewesen. Und deswegen habe ich auch gedacht: "Es ist okay, ihn quasi diese Arbeit abzunehmen, mit ähm: 'Ich kümmere mich darum, welche T-Shirts jetzt irgendwie dabei sein müssen.'" Er genau muss es nicht machen, wenn er das gerade nicht möchte. Mhm. Ja. Groß, groß, das so anbieten zu können. Und das finde ich dann einfach eben schön, wenn man sieht, dass die Familien zusammenarbeiten und jeder aus seiner Perspektive das beisteuert, ja, was gerade eben möglich ist. Wie war denn quasi dann die Zeit mit deiner Mutter im Heim, also der Umzug? Und wie habt ihr das gelebt?


Das ist jetzt ja gar nicht so viel Zeit, von der ich sprechen kann, ne? Also, mein Papa war täglich da, wir sind ähm dann war Weihnachten ja auch, und wir haben sozusagen den Heiligabend, den Heilig Nachmittag ein paar Stunden bei ihr verbracht. Wie hast du auf deine Mutter geschaut? Hast du das Gefühl, es war okay? Ich hatte das Gefühl, es ist gut für sie, hier zu sein. Weil das, was die Pflegerinnen da geleistet haben, das hätten wir zu Hause nicht gekonnt.. Also, Mama lag dann wirklich nur... das Essen fiel ihr schwer, weil mein Bruder und ich, als wir da waren und so weiter. Und also nachmittags gab es Kuchen oder Joghurt, und dann wollte ich ihr einen Joghurt geben, was eigentlich – habe ich mich nie hinterfragt, ob das jetzt okay ist, ob ich das machen darf oder nicht. 


Hat auch immer alles funktioniert, und ich habe ihr einen Löffel gegeben, und sie hat sich so ein bisschen verschluckt, und es war aber kein normales Verschlucken, sondern irgendwie so, sie konnte nicht mehr so richtig, aber irgendwie doch, und ich dachte, wir haben beide Angst bekommen, Kai und ich dachten: "Hilfe, wie gut, dass jetzt hier Fachleute sind, die Mm. Die sich besser damit auskennen als wir." Also dieses Gefühl hattest du schon, dass sie da an einem guten Ort ist? Ich hatte das Gefühl, dass sie an einem guten Ort ist, und ich habe mich sehr gefreut, ehrlich gesagt, weil die dann auch gesagt haben: "Ja, wir haben", also die hatten dann so einen speziellen Pflegerollstuhl, in den die Mama so ein bisschen schräg liegen konnte und haben sie eben auch mit in die Gemeinschaft geholt zu den anderen. Das wirkte schon auch alles sehr familiär irgendwie, und sie haben sie mit rausgeholt mit den anderen, und dann habe ich gedacht: "Eigentlich finde ich das total schön, dass die Mama jetzt so ein bisschen wieder unter Leute kommt. Ich weiß nicht, wie viel sie davon mitbekommt, aber sie war mal gerne mit anderen Menschen zusammen und sehr sozial und so." Und ich dachte: "Ja, vielleicht ist das irgendwie auch einfach schön jetzt", also schön klingt so komisch, aber so in dieser Art, wie das sein darf, und dass sie da nicht alleine gelassen wird in diesem Zimmer, sondern dass Menschen um sie rum sind.


Also noch mal Gemeinschaftsgefühl, dass sie mitnehmen darf. Ich gehe da einfach immer noch mal so zu unserer Geschichte zurück mit meiner Mutter, und ich entdecke da sehr viele Parallelitäten, insbesondere halt auch an dem Punkt, wo ich dann einmal diese Erleichterung hatte, so nach dem Motto: "Gott, ähm, machen wir das alles gut und richtig und schaffen wir das alles und ist es auch angemessen, wie wir Dinge entscheiden oder was wir tun?" Also, ich fand es schon auch erleichternd und eine Bereicherung, auch zu wissen: "Hier sind ausgebildete Menschen, die mit diesen Situationen umgehen können." Und natürlich gab es viele Situationen, wo mich das auch irritiert hat oder ich da irgendwie auch so gedacht habe: "Aha, das hätte ich jetzt ganz anders gemacht", aber ich konnte mich da gut reingeben irgendwie für die Zeit, die meine Mutter dann noch dort war, und so dieses, beispielsweise nach Krankenhausaufenthalten zu wissen: "Sie kommt da irgendwie in so eine gute Gemeinschaft zurück von pflegenden, professionell Pflegenden und aber auch an anderen Mitbewohnern." Und das hat dann wahrscheinlich auch diesen Gedanken des Nestes geprägt, dass ich wusste: "Okay, für die Zeit, die jetzt da noch übrig ist, ist sie dort sehr gut aufgehoben, gerade wenn ich in einer guten Regelmäßigkeit dort bin und meine Schwester, und ähm ja, wir einfach versuchen, auch diesen Teil des Weges gut zu gestalten."


Mhm. Nun würde mich mal interessieren, deine Mama war ja quasi viel länger im Pflegeheim und hat das ja auch noch besser mitbekommen als jetzt vergleichsweise meine Mama. Mhm. Wie hat die darauf reagiert? Also, war das für sie so was wie zu Hause? Also, ich glaube, es hat Zeit gebraucht. Mhm. Also wie es ja auch, wenn wir heute jetzt quasi mitten im Leben stehend umziehen: Es braucht immer erstmal Zeit, und das kriege ich einfach auch bei vielen Angehörigen, die ich in der Situation begleite, mit. Also sowohl vielleicht auch der Partner, der zu Hause bleibt, der noch gesund ist, für den ist es eine Umstellung, aber eben auch immer für denjenigen, der quasi in dieses neue Zuhause einzieht. Das braucht in erster Linie Zeit und Geduld und Wohlwollen, bis da irgendwie so Sicherheiten und Routinen auch aufgebaut werden. Und das ist natürlich für demenziell veränderte Menschen ganz besonders schwer, und ich glaube, da kann man ganz viel atmosphärisch machen, und deswegen haben wir ja da heute auch drüber gesprochen, wie kann man das gut gestalten, aber nach einer gewissen Weile hat sich meine Mutter, glaube ich, in großen Teilen, sicherlich nicht immer, aber in großen Teilen in der Einrichtung, die wir da gewählt hatten, wohlgefühlt. Ich habe es eben genau an diesen Punkten gemerkt, wenn sie beispielsweise im Krankenhaus war. Ich habe das schon mal berichtet nach diesem Schlaganfallverdacht oder nachdem sie gestürzt wurde. Sie war dann immer überglücklich, wenn sie wieder zurückgekommen ist und wurde von den Pflegerinnen in Arm genommen und hat gelacht und ist dann wieder gerne ins Bett gegangen. 


Das waren so für mich die Anzeichen, wo ich das Gefühl hatte, das passt schon alles. Und sie hatte eben auch guten Kontakt zu anderen Mitbewohnern, mit denen sie dann wieder spazieren gegangen ist und äh zusammengegessen hat. Und ähm das war dann eben genau der Teil der Bereicherung, der auch da drin gesteckt hat, und das kriege ich eben von vielen anderen Familien auch bestätigt. Manchmal ist der Weg nicht ganz so einfach, und man muss vielleicht noch so Dinge anpassen oder vielleicht auch noch mal umziehen, wenn es nicht passt, aber früher oder später kommt man auch dahin, dass man sagt: "Okay, und jetzt ist es so, wie es ist",


Und das ist gut so.. Jetzt habe ich das Gefühl, wir haben viel gesprochen über ein Thema, das, glaube ich, immer wieder sehr beschäftigt, ähm, und was auch für viele wirklich so ein, so ein Angstthema ist. Ich bin dir total dankbar, Peggy, dass du heute so aus deiner nahen Vergangenheit berichtet hast und das geteilt hast, aber ich glaube, genau das sind die Berichte, die vielleicht auch anderen helfen und Mut machen, dass also ein Umzug ins Heim, egal für lange, auch gelingen kann. Danke dir. Es ist ein ganz schöner Weg, den wir als Familie, den ich aber auch für mich da gemacht habe, mit diesem Thema vom ersten "Oh Gott, auf gar keinen Fall, wie schrecklich!" Und dann dieses zu sehen, wie liebevoll die Mama irgendwie da aufgenommen wurde und wie wichtig es eigentlich für sie war, dass sie diese professionelle Pflege bekommt, weil es gibt noch einen Satz, der mir sehr im Ohr ist. Als die Mama im Krankenhaus war, war im Nebenbett eine Dame, die sehr fit eigentlich war. Die hat, weil mein Papa sich dann sehr, na ja, so noch so: "Sollen wir das machen?" und so, während für mich eigentlich schon feststand: "Wir haben eigentlich keine Wahl jetzt gerade", und die hat gesagt: "Manchmal reicht die Liebe nicht mehr aus." Mm.
Und das war nicht gemeint im Sinne von: "Sie lieben ihre Frau nicht gut genug", sondern es braucht jetzt mehr als Liebe. Mhm. Mhm. Und das fand ich einen sehr, sehr schönen Satz, weil natürlich hätten wir uns das für meine Mama ganz anders gewünscht. Mhm. Aber es brauchte halt mehr als Liebe und uns und Nähe, sondern auch einfach die professionelle Pflege. Ja. Und an der Stelle kann man nur an alle großen Dank rausschicken, die genau diesem Beruf nachgehen. Ja, das stimmt. Große Hochachtung habe ich davor sowieso schon immer, und ich glaube, das ist ja einer der wichtigsten Berufe, ehrlich gesagt, und ziemlich schlimm, wie wir damit umgehen.


Ja, an der Stelle noch ein paar Hinweise, glaube ich, ne? Ja, sicher. Ja, also zum einen auf Schulungen, Workshops, Angehörigentreffen von euch, von Desideria Care. Ganz neu sind ja auch die Impulsworkshops, die ihr habt. Genau, die sind richtig cool. Und da haben wir jetzt quasi den ersten durchgeführt zum Thema Trauer, auch ein großes Thema in der Begleitung von Menschen mit Demenz. Und da hat ähm eine Trainerin und Familiencoach diesen Abend geleitet. Da gab es auch gerade bei dir ein Interview, was man gut bei dir im Blog nachlesen kann, Peggy. Und du wirst den nächsten Impulsworkshop leiten. Da freue ich mich auch total drauf. Äh zum Thema "Pflegen aus der Ferne".


Also, es sind einfach kleine Workshops, wo man einen Impuls bekommt, Wissen bekommt, aber auch noch mal einen Austausch mit anderen Angehörigen in kleiner und großer Runde geht, und da kann man, glaube ich, gut immer was mitnehmen. Das andere ist das Demenz... das kommt auch irgendwie immer näher. Ich freue mich schon sehr drauf. Genau. Am 4. Mai findet in München das zweite Demenz-Meet statt. Die Anja und ich werden durch den Tag führen. Es sind verschiedene Menschen auf der Bühne, Angehörige und auch Menschen mit Demenz, und werden von ja ihren Erfahrungen erzählen, Mutmachgeschichten beisteuern. Es gibt einen Fachvortrag, es gibt ein Konzert zum Schluss noch, und ja, ganz viel Möglichkeit, von anderen zu hören und aber auch zu sprechen und auch Fragen zu stellen. Es gibt ja die Teezeit, zum Beispiel.


Die Teezeit, und ähm aber eben auch die Möglichkeit, zu bestimmten Fragen, ja, mit anderen interessierten Angehörigen und Betroffenen in Austausch zu kommen. Genau. Genau. Den Link zu den Informationen und zum Programm vom Demenz-Meet findet ihr auch in den Shownotes. Da könnt ihr auch euer Ticket schon kaufen. Und ansonsten sagen wir jetzt an der Stelle, glaube ich, einfach euch eine gute Zeit. Vielen Dank an die Technik. Vielen Dank an den den Ram, der uns wie immer sehr verlässlich und gut unterstützt.
Ja, und dann bis zum nächsten Mal. Bis dann. Podcast "Leben, lieben, Pflegen". Ciao. Tschüss.

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