
Beruf
Demenz im Beruf betrifft häufiger Menschen, als man denkt. Zwar tritt die Erkrankung meist im höheren Alter auf, doch rund fünf Prozent der Betroffenen sind jünger als 65 Jahre. Wenn die Diagnose in dieser Lebensphase kommt, ist der Schock oft groß und viele Fragen stehen im Raum: Kann ich weiterarbeiten? Wie sage ich es meinem Arbeitgeber? Und wie gehe ich selbst damit um?
In der Anfangszeit wird Demenz bei jüngeren Menschen oft nicht erkannt. Symptome wie Konzentrationsprobleme, schnelle Erschöpfung oder Wortfindungsstörungen werden häufig als Burnout oder Depression missverstanden. Das führt zu Verunsicherung auf allen Seiten: bei den Erkrankten selbst, bei Kolleginnen und Kollegen sowie bei Führungskräften.
Demenz im Beruf: Erste Anzeichen erkennen
Diese Hinweise können auf eine beginnende Einschränkung der Arbeitsfähigkeit hindeuten:
- Aufgaben und Termine werden vergessen
- Abläufe sind schwerer zu verstehen oder zu planen
- Neue Inhalte lassen sich schlechter aufnehmen
- Geräte oder Software werden falsch bedient
- Reaktionen sind langsamer, Aufgaben dauern länger
- Häufige Ermüdung und Schwankungen der Leistungsfähigkeit
- Wortfindungsprobleme oder fehlender Antrieb
Ein frühzeitiger Blick auf diese Signale – auch aus dem Kollegenkreis – kann helfen, passende Unterstützung zu ermöglichen.
Offenheit im Umgang: Chancen statt Ausgrenzung
Wer im Beruf von Demenz betroffen ist, sollte die Diagnose nicht verschweigen. Ein offener Umgang schützt vor Missverständnissen, Gerüchten oder Ausgrenzung. Auch aus finanzieller Sicht ist es oft sinnvoll, zunächst im Beruf zu bleiben und sich professionell beraten zu lassen, etwa bei Alzheimer-Gesellschaften oder Behindertenberatungsstellen.
Führungskräfte können viel bewirken: durch ein respektvolles Gespräch, durch Verständnis und durch das Anbieten von Unterstützung. Gemeinsam lässt sich oft klären, welche Tätigkeiten noch möglich sind, beispielsweise in reduziertem Pensum oder mit flexibleren Zeiten. Auch der Arbeitsplatz selbst kann angepasst werden.
Ein offenes Miteinander im Team
Wichtig ist, ob und wie das Team über die Erkrankung informiert wird. Wer sachlich aufklärt, hilft mit, Ängste und Unsicherheit abzubauen. Die Demenz eines Kollegen kann ein Anlass sein, das Thema in der Belegschaft offen zu benennen – und langfristig zu enttabuisieren.
Denn der Erhalt von Würde, Respekt und Teilhabe im Arbeitsleben hängt nicht nur von der Leistungsfähigkeit ab, sondern auch von der Haltung des Umfelds.
Neuorientierung: Wenn Beruf nicht mehr im Vordergrund steht
Nicht jeder möchte trotz Demenz weiterarbeiten. Für manche ist die Diagnose ein Wendepunkt. Sie möchten Prioritäten neu setzen, reisen, mehr Zeit mit Familie verbringen oder ein lang vernachlässigtes Hobby wieder aufnehmen.
Auch das ist ein selbstbestimmter Umgang mit der Krankheit und verdient ebenso Respekt und Unterstützung.
© demenzworld/Kompetenzzentrum Demenz Schleswig Holstein/Desideria
Weitere Fragezeichen im Kopf?
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