
Kosten
Durch Betreuung und Pflege von Betroffenen können die Kosten bei Demenz hoch ausfallen, sowohl finanziell als auch emotional. Deshalb ist es wichtig, frühzeitig zu klären, welche Leistungen übernommen werden und wo es Unterstützung gibt.
Kosten bei Demenz: Warum Pflege und Betreuung so teuer sind
Viele Menschen mit Demenz benötigen bereits im Frühstadium Hilfe im Alltag. Mit dem Fortschreiten der Krankheit steigt der Pflege- und Betreuungsbedarf deutlich an. Laut einer Studie des Kompetenznetzes Degenerative Demenzen an der Uniklinik Bonn belaufen sich die jährlichen Kosten für Menschen mit leichter Demenz in Deutschland auf etwa 16.000 Euro, bei mittlerem Verlauf auf 29.000 Euro und bei schwerer Demenz auf 44.000 Euro.
Dabei entfallen nur etwa 5 % auf medizinische Leistungen wie Medikamente oder Krankenhausaufenthalte, die übrigen 95 % betreffen Pflege und Betreuung. Die Gesamtkosten summieren sich jährlich:
- Deutschland: rund 34 Milliarden Euro (Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen, Greifswald)
- Schweiz: etwa 11,8 Milliarden Franken, davon 5,5 Milliarden Franken durch unbezahlte Angehörigenpflege
- Österreich: rund 1 Milliarde Euro, wobei über 80 % der Pflege durch Angehörige geleistet wird
Unterstützung in Deutschland
Je nach Pflegegrad zahlt die Pflegeversicherung bis zu 2.005 Euro monatlich für stationäre Pflege. Unterkunft und Verpflegung (zwischen 1.010 – 2.300 Euro/Monat) müssen Betroffene in der Regel selbst tragen. Wer dazu nicht in der Lage ist, kann Unterstützung vom Sozialamt oder von unterhaltspflichtigen Angehörigen erhalten, Kinder jedoch nur dann, wenn ihr Bruttojahreseinkommen über 100.000 Euro liegt.
Weitere Leistungen:
- 125 Euro monatlicher Entlastungsbetrag, zweckgebunden mit Belegen
- Pflegegrad 1: bis 4.000 Euro für Wohnraumanpassung sowie 214 Euro monatlich für Pflege-WGs
- Pflegegrad 2–5: Pflegegeld bis 901 Euro oder Sachleistungen bis 1.995 Euro für ambulante Dienste
Unterstützung in der Schweiz
In der Schweiz übernimmt die Grundversicherung ärztlich verordnete Pflegeleistungen, etwa durch die Spitex. Nicht gedeckt sind Hilfen im Haushalt oder Betreuung, diese müssen privat bezahlt werden.
Weitere Unterstützungen:
- Hilflosenentschädigung, einkommensunabhängig, je nach Beeinträchtigung
- In wenigen Kantonen: Pflegebeiträge für Angehörige, unter bestimmten Voraussetzungen
- Kurzzeitpflege im Heim: Pflegekosten werden teils übernommen
- Langzeitpflege im Heim: Pflegeleistungen ja, aber Hotelleriekosten (Wohnen, Essen, Betreuung) sind selbst zu zahlen
Durchschnittskosten pro Jahr:
- Betreuung zu Hause: 70.121 Franken
- Pflegeheim: 89.756 Franken → Ca. 40 % davon müssen Betroffene und Angehörige selbst aufbringen
Gerade bei alleinlebenden Menschen mit Demenz übersteigen die Kosten schnell die Maximalrenten der AHV.
Unterstützung in Österreich
Das Pflegegeld ist in sieben Stufen gestaffelt und wird beim Sozialversicherungsträger beantragt. Bei Demenz kann zusätzlich ein Zuschlag für 25 monatliche Betreuungsstunden gewährt werden.
Weitere Leistungen:
- 24-Stunden-Betreuung:
- bis zu 1.100 Euro monatlich für festangestellte Pflegekräfte
- bis zu 550 Euro für selbstständige Pflegekräfte
- Volkshilfe: Unterstützungsgeld für Betreuungsstunden und Hilfsmittel
- Pflegende Angehörige: Jährliche Zuwendungen zwischen 1.500 und 2.500 Euro, je nach Pflegestufe
Was Angehörige wissen sollten
Die Versorgung von Menschen mit Demenz ist nicht nur körperlich und emotional fordernd, sie ist auch eine finanzielle Herausforderung. Umso wichtiger ist es, sich frühzeitig über Pflegestufen, Unterstützungsangebote, Versicherungsleistungen und Entlastungsmöglichkeiten zu informieren. So können Betroffene und Angehörige gemeinsam die bestmögliche Betreuung sicherstellen ohne sich überfordert zu fühlen.
© demenzworld/Kompetenzzentrum Demenz Schleswig Holstein/Desideria
Weitere Fragezeichen im Kopf?
Du fragst dich, welche finanziellen Hilfen dir bei der Pflege eines Angehörigen mit Demenz zustehen? In der Online-Demenzsprechstunde bekommst du professionelle Unterstützung. Unsere Expert:innen hören zu, geben Orientierung und helfen dir, den nächsten Schritt zu gehen.
