
Vergesslichkeit
Vergesslichkeit ist ein natürlicher Schutzmechanismus des Gehirns vor Überlastung, doch ab wann weist sie auf eine beginnende Demenz hin?
Vergesslichkeit gehört zum Leben, auch bei jungen Menschen. Sie hilft dem Gehirn, Wichtiges von Unwichtigem zu trennen und Platz für neue Informationen zu schaffen. Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Fähigkeit, Unwesentliches zu vergessen, sogar mit intelligenter Entscheidungsfindung zusammenhängt.
Wie unser Gedächtnis funktioniert
Das Gehirn besteht aus rund 100 Milliarden Nervenzellen, die über Synapsen miteinander verbunden sind. Informationen werden über drei Speicherstufen verarbeitet: das Ultrakurzzeitgedächtnis (Speicherung für wenige Sekunden), das Kurzzeitgedächtnis (bis zu 20 Minuten) und das Langzeitgedächtnis. Nur Informationen, die als wichtig erkannt werden, wandern ins Langzeitgedächtnis. Der Rest wird vergessen: ein ganz normaler und sinnvoller Prozess.
Im Alter verlangsamt sich die Signalübertragung zwischen den Nervenzellen. Das führt dazu, dass Gedächtnisleistungen nachlassen. Das allein ist noch kein Grund zur Sorge. Erst wenn Gedächtnislücken gehäuft auftreten, länger anhalten und auch für andere deutlich erkennbar sind, sollte eine ärztliche Abklärung erfolgen.
Wann Vergesslichkeit auf eine Erkrankung hinweist
Anhaltende und auffällige Erinnerungslücken können erste Hinweise auf eine Demenz oder eine andere Erkrankung sein. Typische Warnzeichen sind:
- Schwierigkeiten, alltägliche Wörter, Namen oder Termine zu erinnern
- Wiederholtes Erzählen derselben Geschichte
- Verlorengehen vertrauter Gegenstände oder Orte
- Rückzug, Antriebslosigkeit oder das Verbergen von Gedächtnisproblemen
Auch andere Erkrankungen können mit Vergesslichkeit einhergehen: Hirn- oder Hirnhautentzündung, Epilepsie, Schilddrüsenerkrankungen, Herzschwäche, Leber- oder Nierenversagen, Depressionen oder Angststörungen. Alkoholmissbrauch, Stress, Schlafmangel und Medikamente sind ebenfalls mögliche Auslöser.
Wie eine ärztliche Abklärung erfolgt
Besteht der Verdacht auf eine krankhafte Gedächtnisstörung, helfen neuropsychologische Tests wie der Uhrentest oder der Mini-Mental-Status-Test (MMST) bei der Einschätzung. Diese Verfahren bieten erste Hinweise, ersetzen aber keine umfassende Diagnostik.
Was wir tun können: Vorbeugung und Lebensstil
Der Verlust von Nervenzellen bei Demenz ist bislang nicht heilbar. Doch ein gesunder Lebensstil kann das Risiko senken und die geistige Leistungsfähigkeit lange erhalten:
- Regelmäßige Bewegung und Sport
- Geistige Aktivität durch Lernen, Lesen oder Rätseln
- Gesunde Ernährung mit vielen frischen Zutaten, pflanzlichen Ölen, Beeren, Nüssen, Fisch und Kräutern
- Soziale Teilhabe durch Freundschaften und gemeinschaftliche Aktivitäten
- Vermeidung von Risikofaktoren wie Rauchen, starkem Alkoholkonsum, unbehandelten Depressionen oder Kreislaufproblemen
Der US-Epidemiologe David Snowdon untersuchte jahrzehntelang Ordensschwestern und stellte fest: Trotz nachweislicher Veränderungen im Gehirn erkrankten nur wenige an Demenz. Geistige Aktivität, Lebenssinn und soziale Einbindung könnten also schützende Faktoren sein.
© demenzworld/Kompetenzzentrum Demenz Schleswig Holstein/Desideria
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