
Anzeichen einer Demenz
Anzeichen einer Demenz zeigen sich oft schleichend bei Gedächtnis, Sprache, Orientierung und Verhalten. Die Erkrankung beeinträchtigt zentrale Hirnfunktionen wie Erinnern, Sprechen, Rechnen, Erkennen, Bewegen und Beurteilen. Auch das Verhalten und die emotionale Verfassung verändern sich im Verlauf der Krankheit deutlich.
Im Alter lässt die geistige und körperliche Leistungsfähigkeit auf natürliche Weise nach. Wir verarbeiten Informationen langsamer und vergessen sie leichter. Doch wenn dieser Abbau deutlich fortschreitet, etwa durch Mangelzustände, psychische Erkrankungen oder eine beginnende Demenz, ist es wichtig, die Symptome ernst zu nehmen und fachlich abklären zu lassen.
Dies könnten Anzeichen einer Demenz sein
Menschen mit Demenz haben zunehmend Schwierigkeiten:
- neue Informationen zu speichern
- sich zu konzentrieren
- sich sprachlich auszudrücken (Wort und Schrift)
- Mitteilungen anderer zu verstehen
- Situationen zu überblicken
- Zusammenhänge zu erkennen
- zu planen und zu organisieren
- sich zeitlich und räumlich zu orientieren
- mit Gegenständen richtig umzugehen
- komplexe Tätigkeiten wie Kochen oder Telefonieren auszuführen
Hinzu kommen oft Veränderungen in Sozialverhalten, Stimmung, Antrieb oder Impulskontrolle. Gefühle wie Angst, Unruhe oder Depression können die geistigen Fähigkeiten weiter beeinträchtigen.
Kognitive Symptome: Gedächtnisverlust und Orientierungslosigkeit
Gedächtnisstörungen (Amnesie) zählen zu den frühesten und bekanntesten Anzeichen. Zuerst ist das Kurzzeitgedächtnis betroffen, später auch das Langzeitgedächtnis. Die Orientierung geht schrittweise verloren, in Zeit, Raum, Situation und schließlich zur eigenen Person. Der Wunsch, „nach Hause zu gehen“, obwohl man sich bereits dort befindet, ist ein typisches Beispiel. Auch Regeln des Zusammenlebens geraten in Vergessenheit.
Sprachprobleme: Aphasie, Logoklonie, Echolalie
Betroffene haben bereits früh Wortfindungsstörungen. Sie umschreiben Begriffe, nutzen falsche Wörter (Paraphasien) oder wirken unverständlich. Später entstehen Sprachmuster wie die Wiederholung einzelner Silben (Logoklonie) oder der automatisierte Nachklang gehörter Worte (Echolalie). Im fortgeschrittenen Stadium verstummen viele (Mutismus).
Erkennen und Wahrnehmen: Agnosie und Anosognosie
Bei Agnosie erkennen Menschen trotz funktionierender Sinne keine Gesichter oder Gegenstände mehr. Ein voller Teller wird übersehen, ein Foto des Ehepartners nicht mehr zugeordnet. Manchmal reagieren Betroffene nicht mehr angemessen auf körperliche Signale wie Schmerz oder Harndrang. Viele erkennen ihre Erkrankung (Anosognosie) nicht und lehnen deshalb Hilfe ab und verweigern Pflegehandlungen.
Handlungen ausführen: Apraxie
Apraxie bezeichnet den Verlust erlernter Handlungen trotz körperlicher Gesundheit. Zunächst fallen komplexe Bewegungsabläufe schwer (z. B. bei Maschinen), später alltägliche Dinge wie Besteckhalten oder Anziehen. Im fortgeschrittenen Stadium betrifft die Störung auch Schlucken oder Gehen.
Exekutivfunktionen: Planen, Entscheiden, Handeln
Das sogenannte dysexekutive Syndrom führt dazu, dass Betroffene nicht mehr logisch denken, planen oder handeln können. Sie überschätzen sich im Straßenverkehr, verlieren den Überblick über Geldangelegenheiten oder lassen fremde Personen ins Haus. Die Fähigkeit, Konsequenzen abzuschätzen, geht verloren.
Depression und Angst als begleitende Symptome
In frühen Phasen sind sich Betroffene der Veränderungen bewusst – das macht traurig, verzweifelt, ängstlich. Sie ziehen sich zurück und vermeiden Überforderung. Angst entsteht, wenn man Zusammenhänge nicht mehr versteht, aber merkt, dass man etwas „verpassen“ müsste. Im Verlauf tritt die Depression oft in den Hintergrund, die Angst bleibt.
Verhaltensänderungen: Unruhe, Aggression, Impulsivität
In mittleren Stadien treten Unruhe und zielloses Umherwandern auf. Viele wollen „nach Hause“, gemeint ist meist ein Gefühl von Sicherheit. Bei der Frontotemporalen Demenz kann die Impulskontrolle stark gestört sein. Die Folge: untypisches, enthemmtes Verhalten, Ablehnung von Pflege, Aggressionen. Das Frontalhirn steuert viele dieser Prozesse.
Antriebslosigkeit: Apathie und Rückzug
Apathie zeigt sich durch Bewegungsarmut, Sprachlosigkeit und fehlenden Antrieb. Sie tritt oft in späteren Stadien auf – die Betroffenen wirken passiv, desinteressiert, erschöpft.
Abklärung und Diagnose: Wann zum Arzt?
Symptome sollten nicht allein beurteilt werden. Fachleute sind geschult darin, zwischen altersbedingten Veränderungen, Depressionen und Demenz zu unterscheiden. Der erste Schritt ist der Besuch beim Hausarzt. Bei weiterem Verdacht folgt die Überweisung an spezialisierte Einrichtungen: die Memory Clinic (Schweiz), Gedächtnissprechstunde (Deutschland) oder Gedächtnisambulanz (Österreich).
© demenzworld/Kompetenzzentrum Demenz Schleswig Holstein/Desideria
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