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Berührung

Berührung bei Demenz ist weit mehr als eine körperliche Geste, sie ist oft der wichtigste Weg, um Nähe, Sicherheit und Zuwendung auszudrücken. Besonders dann, wenn die verbale Kommunikation zunehmend eingeschränkt ist. 

Der Tastsinn ist der erste Sinn, der sich beim Menschen entwickelt und der letzte, der bleibt. Schon im Embryonalstadium ist er aktiv. Selbst bei Sterbenden oder Menschen im Koma können sanfte Berührungen noch wahrgenommen werden. Kein anderer Sinn ist so direkt mit Emotionen, Erinnerungen und zwischenmenschlicher Bindung verknüpft.

Wie Berührung im Körper wirkt

Die Haut ist unser größtes Sinnesorgan. Über ihre feinen Nervenenden nehmen wir Temperatur, Druck, Vibrationen und leichte Berührungen wahr. Besonders empfindlich sind Hände, Füße und das Gesicht.

Sanfte Berührungen aktivieren sogenannte C-taktile Fasern, die das Gehirn mit beruhigenden Informationen versorgen. Ist die Berührung angenehm, wird das Hormon Oxytocin ausgeschüttet, auch bekannt als Kuschelhormon. Es stärkt soziale Bindungen, baut Stress ab, beruhigt das Herz-Kreislauf-System und fördert sogar die Heilung.

Warum Berührung bei Demenz so wichtig ist

Menschen mit Demenz sind oft verunsichert, ängstlich oder orientierungslos, besonders im fortschreitenden Verlauf. Eine vertraute Berührung kann dann mehr sagen als viele Worte: Die Hand der Tochter, ein Arm um die Schulter oder der warme Druck einer liebevollen Umarmung vermitteln Sicherheit und Nähe.

Auch in späten Stadien, wenn Sprache und aktive Reaktion nachlassen, bleibt die taktile Wahrnehmung meist erhalten. Berührungen können hier helfen, den Kontakt zur Umwelt und zum eigenen Körper aufrechtzuerhalten , besonders durch Konzepte wie Basale Stimulation.

Was Berührungen bewirken können

Berührungen...

  • schaffen Vertrauen und Verbindung
  • lindern Ängste und spenden Trost
  • fördern Glücksgefühle und das emotionale Wohlbefinden
  • senken den Puls und entspannen die Muskulatur
  • reduzieren Stresshormone wie Cortisol
  • stärken das Immunsystem
  • verbessern die Schlafqualität und Regeneration

Studien zeigen: In unserer westlichen Gesellschaft sind Berührungen oft selten geworden. Viele Menschen leiden unter „Berührungshunger“. Umso bedeutsamer sind kleine Gesten der Nähe im Pflegealltag, gerade bei Demenz.

Achtsamkeit und Individualität: Nicht jede Berührung tut gut

Wichtig ist, dass jede Berührung respektvoll und achtsam erfolgt. Manche Menschen reagieren sensibel oder ablehnend, sei es aus biografischen Gründen oder weil die „Chemie“ mit der Pflegeperson nicht stimmt. Nicht jede Nähe ist willkommen.

Deshalb gilt: Beobachten, wie der Mensch mit Demenz reagiert, welche Art von Berührung angenehm ist und welche nicht. Eine gute Beziehungspflege beginnt mit Einfühlungsvermögen, Respekt und dem Mut, genau hinzusehen.

© demenzworld/Kompetenzzentrum Demenz Schleswig Holstein/Desideria

Weitere Fragezeichen im Kopf?

Du fragst dich, wie du mit Berührungen Sicherheit und Vertrauen bei Demenz schenken kannst? In unseren kostenfreien Angehörigenseminaren bekommst du fundiertes Wissen, praktische Tipps und Raum für Austausch mit anderen Betroffenen. Ob Pflege, Kommunikation oder emotionale Entlastung: Wir begleiten dich einfühlsam, verständlich und auf Augenhöhe.
 

Angehörigenseminare

Die kostenfreien Seminare vermitteln Wissen, bieten Raum zum Austausch und geben Sicherheit im Umgang mit dem an Demenz erkrankten Familienmitglied.

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