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Basale Stimulation

Basale Stimulation bei Demenz ist eine wirkungsvolle Methode, um Betroffene in ihrer Wahrnehmung, Bewegung und Kommunikation zu unterstützen. Sie hilft dabei, den eigenen Körper und die Umwelt bewusster zu spüren, selbst dann, wenn Worte oder logisches Denken nicht mehr zugänglich sind.

Der Begriff stammt vom lateinischen stimulus (Reiz, Anregung) und basal (grundlegend, voraussetzungslos). Entwickelt wurde das Konzept in den 1970er Jahren vom Heilpädagogen Andreas Fröhlich, ursprünglich zur Förderung schwer mehrfachbehinderter Jugendlicher. Die Pflegewissenschaftlerin Christel Bienstein übertrug es später in die Pflege, zunächst in der Intensivpflege, dann in alle Pflegebereiche, insbesondere in die Betreuung von Menschen mit Demenz.

Wie Basale Stimulation Menschen mit Demenz erreicht

Basale Stimulation spricht die fünf Sinne an und darüber hinaus das gesamte Körpersystem. Der Körper speichert Erlebnisse und Erinnerungen ebenso wie das Bewusstsein. Deshalb sind Körpererfahrungen wie Berührung, Bewegung, Geruch oder Geschmack ein Schlüssel zur Identität, besonders bei Demenz.

Andreas Fröhlich beschreibt es so: „Unsere Erfahrungen sind nicht nur kognitiv gespeichert, sondern auch körperlich.“ Erinnerungen an blühende Obstbäume, Vogelgezwitscher, Sonnenwärme oder Regen gehören zur individuellen Biografie, auch wenn sie sprachlich nicht mehr abrufbar sind.

Verlust der Sprache, aber nicht der Sinnlichkeit

Demenzkranke verlieren häufig die Fähigkeit, über Sprache mit ihrer Umwelt zu kommunizieren. Stattdessen reagieren sie auf vegetative Empfindungen wie Hunger, Schmerz oder Unruhe, ohne sie einordnen zu können. Angehörige und Pflegende sind dann gefragt, nonverbale Signale wie Mimik, Körperhaltung oder Stimmklang zu deuten.

Durch Basale Stimulation können sie gezielt helfen, die eigene Körpergrenze wahrzunehmen und wieder in Beziehung zur Umwelt zu treten, über einfache, aber bewusste Sinnesreize.

Praktische Anwendungen für Basale Stimulation bei Demenz

  • Berührungen: Den Körper sanft ausstreichen mit gleichmäßigen, fließenden Bewegungen. Das stärkt die Körperwahrnehmung.
  • Bewegung: Wiegen oder passive Bewegungen helfen, Mobilität zu spüren, besonders bei bettlägerigen Personen.
  • Taktiles Erleben: Mit einer Feder streicheln, Hände in Fell oder Wasser tauchen.
  • Gustatorische Stimulation: Mund, Lippen und Zunge mit Lieblingsgeschmack anregen, zum Beispiel durch Süßes, Salziges, Tee, Kaffee, Likör.
  • Gerüche: Frühlingsblumen, gebratene Zwiebeln oder vertraute Düfte aktivieren emotionale Erinnerungen.
  • Akustische Reize: Vogelstimmen, klassische Musik, Jazz oder beruhigende Klänge schaffen Atmosphäre und Anbindung.
  • Neue Nähe schaffen: Wenn ein geliebter Mensch nicht mehr erkannt wird, kann Nähe auch nonverbal entstehen, durch Blickkontakt, Lächeln, Winken.

Basale Stimulation bedeutet Beziehung

Diese Form der Pflege erfordert Achtsamkeit, Geduld und Empathie. Es geht nicht um Leistung, sondern um das Wiederfinden von Identität durch Sinneserfahrungen. Menschen mit Demenz können auf diese Weise Trost, Orientierung und Verbindung erleben, auch ohne Worte.

© demenzworld/Kompetenzzentrum Demenz Schleswig Holstein/Desideria

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