
Apathie
Apathie bei Demenz ist ein häufiges Symptom und bedeutet für Betroffene wie Angehörige eine große Herausforderung. Viele Menschen mit Demenz zeigen im Verlauf der Erkrankung ein stark vermindertes Interesse an ihrer Umgebung. Mit klarer Kommunikation, einfachen Angeboten und Geduld kannst du dennoch positive Impulse setzen.
Der Begriff Apathie stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet „Unempfindlichkeit“. Medizinisch beschreibt er Teilnahmslosigkeit, Antriebslosigkeit und fehlende Reaktionen auf äußere Reize. Apathische Menschen wirken oft schläfrig, traurig oder resigniert, selbst Grundbedürfnisse wie Hunger oder Durst werden ignoriert.
Wie häufig Apathie bei Demenz auftritt
Besonders im Spätstadium der Erkrankung tritt Apathie häufig auf. Laut einer Studie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften sind rund 90 % der Demenzbetroffenen im Endstadium davon betroffen. Die Häufigkeit variiert je nach Demenzform:
- Frontotemporale Demenz: 92 %
- Vaskuläre Demenz: 72 %
- Morbus Alzheimer: 63 %
- Lewy-Body-Demenz: 57 %
Die Auswirkungen betreffen nicht nur die Erkrankten selbst. Auch Angehörige, Freunde und Pflegekräfte leiden emotional sowie praktisch. Die Pflege apathischer Menschen ist besonders anspruchsvoll, weil kaum Rückmeldung erfolgt. Gleichzeitig ist es für Familien schmerzhaft, die Persönlichkeit eines geliebten Menschen langsam zu verlieren.
Apathie gilt als Risikofaktor für eine geringere Lebensqualität, beschleunigten Krankheitsverlauf und höhere Belastung für die betreuenden Personen. Heilbar ist sie nicht, doch gezielte Maßnahmen können helfen, die Situation zu verbessern.
9 Tipps für den Umgang mit apathischen Menschen mit Demenz
- Ursachen abklären: Könnte eine Depression oder eine andere Erkrankung vorliegen?
- Medikamente prüfen: Beruhigungsmittel oder Antipsychotika können Apathie begünstigen.
- Sanfte Aktivierung fördern: Fördere geistige und körperliche Aktivitäten ohne Überforderung.
- Sinnesreize setzen: Kühle Waschungen, Basale Stimulation oder einfache Umschläge wecken Impulse.
- Musik nutzen: Lieblingsmusik oder gemeinsame Konzertbesuche können aktivieren.
- Küche einbeziehen: Beim Kochen helfen lassen, denn Geräusche und Düfte wirken stimulierend.
- Aroma-Handmassagen: Mit Jasmin, Rosengeranie oder Lavendel sanft die Sinne ansprechen.
- Natur erleben: Sitzplätze im Freien mit frischer Luft, Wind, Farben und Vogelstimmen, all das schafft Eindrücke.
- Liebevoll begleiten: Auch ohne Rückmeldung wirkt ein freundlicher und geduldiger Umgang tief.
Was in apathischen Menschen mit Demenz vorgeht
Auch wenn schwer demenzkranke Menschen kaum noch reagieren, geschieht innerlich mehr, als man vermuten mag. Die Neurowissenschaftlerin Kerstin Ritter von der Charité Berlin betont, dass viele Patient*innen auch im späten Stadium positiv auf liebevollen Umgang und ein angepasstes Umfeld reagieren. Angst und Unruhe können so reduziert werden.
Eine klare medizinische Therapie gegen Apathie bei Demenz existiert bisher nicht. Medikamente wie Methylphenidat (Ritalin) zeigen in Studien erste Ansätze, doch die wissenschaftliche Basis ist aktuell noch zu schwach für eindeutige Empfehlungen.
© demenzworld/Kompetenzzentrum Demenz Schleswig Holstein/Desideria
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