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Apraxie

Apraxie bei Demenz ist eine häufige Begleiterscheinung und bedeutet den Verlust der Fähigkeit, zielgerichtete Handlungen auszuführen, trotz intakter Muskeln und Sinneswahrnehmung. Menschen mit Apraxie benötigen im Alltag viel Unterstützung, da selbst vertraute Handgriffe plötzlich nicht mehr gelingen.

Der Begriff Apraxie stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet „Untätigkeit“. Medizinisch beschreibt er eine neurologische Störung, bei der bewusste und willentliche Bewegungen nicht mehr korrekt ausgeführt werden können – obwohl weder Lähmungen noch Muskelveränderungen vorliegen.

Apraxie bei Demenz: Was im Gehirn geschieht

Die Ursache liegt in einer strukturellen Schädigung des zentralen Nervensystems, meist in der linken Hirnhälfte. Häufig geht der Apraxie ein Schlaganfall voraus. Auch demenzielle Erkrankungen wie Alzheimer, Lewy-Body-Demenz oder Frontotemporale Demenz (Pick-Krankheit) können Apraxien auslösen. Oft tritt die Apraxie gemeinsam mit Aphasie (Sprachstörung) auf.

Formen der Apraxie

Die Medizin unterscheidet zwei Hauptformen:

  • Ideatorische Apraxie: Die Vorstellung bestimmter Bewegungsabläufe fehlt. Betroffene wissen nicht mehr, wie eine Handlung abläuft, etwa: eine Flasche öffnen und in ein Glas einschenken. Sie öffnen die Flasche, schließen sie wieder, aber schenken nicht ein.
  • Ideomotorische Apraxie: Die Bewegungsabfolge kann zwar gedacht, aber nicht korrekt ausgeführt werden. Die Flasche kann nicht geöffnet und eingeschenkt werden, eventuell gelingt es jedoch, wenn man die Bewegung vormacht.

Auswirkungen auf den Alltag

Apraxie kann sich auf Mimik, Gestik, Sprache und Motorik auswirken. Betroffene können keine Werkzeuge oder Alltagsgegenstände mehr richtig nutzen. Einfache Bewegungsabläufe bleiben oft länger erhalten als komplexe Handlungen. Selbst scheinbar gleiche Aufgaben, wie das Hochziehen eines Reißverschlusses, gelingen an einem Kleidungsstück, aber nicht an einem anderen. Das liegt nicht an mangelndem Willen, sondern an den unterschiedlichen Anforderungen.

Was hilft bei Apraxie?

Eine vollständige Heilung ist nicht möglich, aber gezielte Ergo- und Physiotherapie kann helfen, den Umgang mit der Störung zu verbessern. Auch Logopädie kann sinnvoll sein, vor allem bei sprechbezogenen Apraxien.

Wichtig ist, Alltagssituationen zu erleichtern und anzupassen:

  • Anforderungen reduzieren: Statt komplizierter Kleidung lieber bequeme Alternativen wie Röcke oder Jogginghosen mit Gummizug verwenden.
  • Praktische Lösungen im Alltag: Slipper statt Schnürschuhe, Klettverschlüsse statt Knöpfe, klare Abläufe und vertraute Umgebungen.
  • Wohnraum anpassen: Wenn Bewegungen nicht mehr zielgerichtet funktionieren, sollte der Lebensraum angepasst werden – Tipps dazu findest du in den demenznavis und dem Online-Lexikon demenzwiki.

Geduld und Verständnis für Angehörige

Für Angehörige ist es belastend, mitzuerleben, wie alltägliche Fähigkeiten verloren gehen. Umso wichtiger ist ein liebevoller und verständnisvoller Umgang – mit Geduld, Flexibilität und angepassten Erwartungen. Die Betroffenen sind nicht „unfähig“, sie brauchen nur andere Bedingungen, um sich sicherer zu fühlen.

© demenzworld/Kompetenzzentrum Demenz Schleswig Holstein/Desideria

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