Direkt zum Inhalt

Aktivierung und Entspannung

Aktivierung bei Demenz sowie Entspannung können die Lebensqualität von Betroffenen deutlich verbessern, denn sie fördern Mobilität, geistige Anregung und emotionale Stabilität. Gleichzeitig ermöglichen sie Momente des Rückzugs, der Ruhe und des Wohlgefühls.

Körperliche Aktivitäten wie Gymnastik, Wandern oder Yoga stärken die Motorik, während kreative Angebote wie Malen, Zeichnen, Häkeln oder Werken inspirierend wirken. Geistige Anregung entsteht durch Gesprächsrunden, Gedächtnistraining, Vorlesen oder Filmvorführungen. Menschen mit beginnender Demenz können zudem aktiv in alltägliche Aufgaben eingebunden werden: beim Einkaufen, Kochen oder Wäschelegen. Das vermittelt ein Gefühl von Nützlichkeit und stärkt das Selbstwertgefühl.

Wichtig ist es, die individuellen Fähigkeiten und Grenzen der Betroffenen zu beachten, diese schwanken im Verlauf der Krankheit. Mit der Zeit werden manche Aktivitäten zu komplex. Dann kann es helfen, Aufgaben in einfachere Schritte aufzuteilen: Auch wenn jemand keinen ganzen Kuchen mehr backen kann, das Vermischen der Zutaten oder das Verstreichen des Zuckergusses gelingt oft noch gut.

Gemeinsam aktiv sein: Beziehung durch Tun

Sinnvolle Aktivitäten wirken sich nicht nur positiv auf Menschen mit Demenz aus, sondern auch auf ihre Angehörigen und Betreuungspersonen. Gemeinsames Tun, sei es Musizieren, Spielen oder kreatives Gestalten, fördert die Beziehung, verringert Konflikte und schafft Momente der Freude. Entscheidend ist, dass die Beschäftigung nicht aus einem schlechten Gewissen heraus erfolgt, sondern dem echten Bedürfnis des Menschen mit Demenz entspricht.

Es gibt kein allgemeingültiges Rezept, denn jeder Mensch ist einzigartig. Der Berliner Slampoet Lars Ruppel zeigt, wie sogar Sprache zur Aktivierung genutzt werden kann. Das Ziel: in Verbindung treten, nicht einfach nur beschäftigen.
Entspannung als Gegengewicht zur Aktivität

Nicht jede Situation verlangt nach Aktivierung, auch Entspannung ist wichtig. Menschen mit Demenz haben ebenso individuelle Bedürfnisse nach Ruhe wie alle anderen. Während die einen gerne tanzen, bevorzugen andere ein Entspannungsbad, Massagen oder einfach ein kleines Nickerchen.

Zu bewährten Entspannungsangeboten gehören:

  • Basale Stimulation
  • Aromatherapie mit beruhigenden Düften
  • Ruhige Musik
  • Wellnessangebote wie Fuß- oder Vollbäder
  • Massagen
  • Yoga
  • Spaziergänge

Aktivierung bei Demenz für Männer: Interessen ernst nehmen

Viele Betreuungsangebote richten sich traditionell an ältere Frauen, etwa Sitztanz, Basteln oder Wäschefalten. Männer fühlen sich davon nicht immer angesprochen. Aktivitäten wie Sitzfußball, Holzarbeiten, Technikführungen oder Gesprächsrunden mit männlichem Fokus können deutlich motivierender wirken. Es gilt, Angebote geschlechtersensibel zu gestalten und Interessen ernst zu nehmen.

Biografiearbeit: Erinnerung als Ressource oder als Last?

Die Lebensgeschichte eines Menschen kann wichtige Hinweise für sinnvolle Aktivitäten liefern. Für viele ältere Menschen ist es wohltuend, sich zu erinnern, über Fotos, Gegenstände oder Gespräche. Doch nicht immer tut das der Person mit Demenz selbst gut. Denn Erinnerungen können auch verwirrend oder belastend sein.

Während manche Heime auf Nostalgie setzen – mit Möbeln aus den 50er- oder 60er-Jahren – warnen andere Fachleute davor, Biografiearbeit aufzuzwingen. Wichtig ist das Gespür für den Moment: Welche Erinnerungsstücke werden erkannt und geschätzt? Und ab wann wirken sie fremd?

Der Zürcher Gerontopsychiater Christoph Held bringt es auf den Punkt: „Menschen dürfen ihrer Biografie nicht beraubt werden, aber man darf sie ihnen auch nicht aufdrängen.“ Und Arno Geiger schreibt über seinen demenzkranken Vater: Der Wunsch, „nach Hause zu gehen“, richte sich oft nicht auf einen Ort, sondern gegen das Gefühl, sich fremd und unglücklich zu fühlen.

So zeigt sich: Aktivierung und Entspannung wirken dann am besten, wenn sie achtsam, individuell und mit Respekt für den erkrankten Menschen gestaltet werden.

© demenzworld/Kompetenzzentrum Demenz Schleswig Holstein/Desideria

Weitere Fragezeichen im Kopf?

Du willst mehr über verschiedne Möglichkeiten der Aktivierung und Entspannung erfahren? In unseren kostenfreien Angehörigenseminaren bekommst du fundiertes Wissen, praktische Tipps und Raum für Austausch mit anderen Betroffenen. Ob Pflege, Kommunikation oder emotionale Entlastung: wir begleiten dich einfühlsam, verständlich und auf Augenhöhe.

Angehörigenseminare

Die kostenfreien Seminare vermitteln Wissen, bieten Raum zum Austausch und geben Sicherheit im Umgang mit dem an Demenz erkrankten Familienmitglied.

Zum Angebot

Der Desideria Newsletter

Mit unserem Desideria Newsletter bleiben Sie auf dem Laufenden und erhalten Neuigkeiten zu unseren Unterstützungsangeboten, Aktionen in der Öffentlichkeit und Veranstaltungen.

Hier zum Newsletter anmelden