
FAQs
FAQs zu Demenz helfen Angehörigen und Betroffenen dabei, sich in der komplexen Thematik besser zurechtzufinden. Menschen mit Demenz und ihre Familien haben viele Fragen. Hier finden Sie verständliche und ausführliche Antworten auf die häufigsten davon.
Ist Vergesslichkeit im Alter immer ein Anzeichen von Demenz?
Nicht zwangsläufig. Leichte Vergesslichkeit ist im Alter normal. Erst wenn mehrere Warnzeichen auftreten, etwa Sprachprobleme, Orientierungsschwierigkeiten oder Störungen im Alltag, kann eine Demenz vorliegen. Ein erster Schritt ist der Gang zum Hausarzt. Er kann mithilfe von Tests klären, ob ein Verdacht besteht, und gegebenenfalls an eine Gedächtnissprechstunde oder eine Memory-Klinik überweisen. Dort werden Gedächtnis, Sprache, Denkfähigkeit und Wahrnehmung geprüft sowie bildgebende Verfahren wie MRT oder CT eingesetzt.
Wie kann man nahestehende Menschen überzeugen, zum Arzt zu gehen?
Viele Betroffene versuchen ihre Symptome zu verstecken, aus Angst, Kontrolle oder Respekt zu verlieren. Einfühlsame Gespräche, ohne Druck oder Vorwürfe, sind wichtig. Auch der Hausarzt kann einbezogen werden: Er kann die Beobachtungen der Angehörigen in einem vertrauensvollen Gespräch thematisieren und eine Untersuchung anregen.
Warum ist die frühe Abklärung so wichtig?
Demenz ist zwar nicht heilbar, aber behandelbar. Je früher sie erkannt wird, desto besser lässt sich der Verlauf beeinflussen. Frühzeitig erkannte Begleiterkrankungen wie Gefäßprobleme können behandelt werden. Auch organisatorisch ist die Früherkennung hilfreich: Betroffene können selbstbestimmt Entscheidungen treffen und Vorsorgeregelungen festlegen.
Welche Hilfsangebote gibt es?
Zu Beginn sind Information und Beratung zentral. Selbsthilfegruppen, Pflegeberatung, ambulante Dienste, Tagesstätten, Mahlzeitendienste und Alzheimerferien sind Beispiele für Unterstützungsmöglichkeiten. Viele Angebote entlasten nicht nur die Erkrankten, sondern auch ihre Angehörigen.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Individuell angepasste Aktivierung, z. B. durch Musik-, Kunst- oder Erinnerungstherapie, kann Lebensqualität und Alltagskompetenz erhalten. Bei Alzheimer helfen ggf. Antidementiva, auch wenn deren Wirkung begrenzt ist. Antidepressiva kommen ebenfalls zum Einsatz, da Depressionen häufig auftreten.
Welche Betreuungsmöglichkeiten gibt es?
Rund zwei Drittel der Erkrankten werden zu Hause betreut, meist durch Angehörige. Ist die Belastung zu hoch oder eine 24-Stunden-Betreuung nötig, kann ein Pflegeheim die bessere Lösung sein. Der Übergang sollte gut vorbereitet und mit Fachpersonen abgestimmt werden. Wartelisten sind häufig, dehalb ist rechtzeitige Information essenziell.
Was ist der Unterschied zwischen Demenz und Alzheimer?
Demenz ist ein Oberbegriff für viele Erkrankungen, die mit kognitivem Abbau einhergehen. Alzheimer ist die häufigste Form. Sie zählt zu den primären Demenzen, bei denen der Krankheitsprozess direkt im Gehirn beginnt. Sekundäre Demenzen, etwa durch Stoffwechselstörungen oder Tumore, sind seltener und manche sogar behandelbar.
Wie hoch ist die Lebenserwartung mit Demenz?
Die durchschnittliche Krankheitsdauer beträgt etwa sieben Jahre, sie kann aber variieren. Je später im Leben die Diagnose gestellt wird und je schwerer die Symptome, desto kürzer ist meist die Lebenserwartung. Infektionen, insbesondere Lungenentzündungen, sind eine häufige Todesursache.
Wie häufig ist Demenz?
In Deutschland leben etwa 1,6 Millionen Betroffene, in der Schweiz rund 150.000 und in Österreich ca. 130.000. Die Häufigkeit nimmt mit dem Alter zu: Unter den 80- bis 84-Jährigen sind es über 12 %, bei über 90-Jährigen fast 40 %. Auch Menschen unter 65 können betroffen sein.
Ist Demenz vererbbar?
Nur in seltenen Fällen, etwa bei früh einsetzender Alzheimer, spielt die Genetik eine klare Rolle. Bei später auftretenden Formen ist der Einfluss der Vererbung nicht eindeutig geklärt. Gentests sollten nur nach ausführlicher Beratung erfolgen, da sie keine vorbeugende Therapie ermöglichen und ethisch umstritten sind.
Gibt es eine Vorbeugung?
Demenz lässt sich nicht sicher verhindern. Ein gesunder Lebensstil kann jedoch das Risiko senken: geistige Aktivität, soziale Kontakte, Bewegung, ausgewogene Ernährung sowie die Behandlung von Bluthochdruck oder Diabetes wirken vorbeugend.
Wie kann man das Gehirn trainieren?
Das Gehirn profitiert von geistiger Aktivität. Sprachen lernen, neue Hobbys, Bewegung und gezieltes Gedächtnistraining stärken die neuronalen Verbindungen. Für Menschen mit Demenz gibt es spezielle Übungen, die Fähigkeiten erhalten und den Alltag erleichtern.
Wie reagiert man auf Wiederholungen?
Wichtig ist eine wertschätzende Haltung: Menschen mit Demenz erinnern sich oft nicht, dass sie etwas schon erzählt haben. Wiederholungen sind Ausdruck ihrer momentanen Realität. Vermeiden Sie Korrekturen oder Vorwürfe, lenken Sie stattdessen sanft ab oder hören Sie geduldig zu.
Was tun bei aggressivem Verhalten?
Aggressionen entstehen oft aus Überforderung, Reizüberflutung oder Schmerzen. Sie sind keine persönliche Ablehnung, sondern Ausdruck innerer Not. Helfen kann eine reizärmere Umgebung, ein strukturierter Alltag und therapeutische Unterstützung. Wichtig dabei ist: Ruhe bewahren und das Verhalten nicht persönlich nehmen.
Welche Tipps helfen im Alltag?
- Kommen Sie ruhig und von vorne auf die Person zu.
- Sprechen Sie langsam und in einfachen Sätzen.
- Vermeiden Sie Hektik, zeigen Sie Geduld.
- Hören Sie aktiv zu, stellen Sie Blickkontakt her.
- Ergänzen Sie fehlende Wörter einfühlsam.
- Nehmen Sie Ängste und Sorgen ernst.
- Vermeiden Sie Widerspruch, auch bei „falschen“ Aussagen.
- Reagieren Sie verständnisvoll und bleiben Sie ruhig, auch bei Anschuldigungen.
© demenzworld/Kompetenzzentrum Demenz Schleswig Holstein/Desideria
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