Direkt zum Inhalt

Lebensraum

Der eigene Lebensraum ist für Menschen mit Demenz von zentraler Bedeutung, denn er entscheidet darüber, wie sicher, selbstständig und wohl sie sich im Alltag fühlen. Der richtige Lebensraum bei Demenz kann erheblich zur Lebensqualität beitragen.

Orientierung im eigenen Zuhause

In einem übersichtlichen Zuhause mit klaren Orientierungspunkten finden sich Menschen mit Demenz besser zurecht. Mit wenigen, gezielten Maßnahmen lässt sich die Wohnung an ihre Bedürfnisse anpassen:

  • Entfernen Sie unnötige Möbelstücke und mögliche Stolperfallen.
  • Kennzeichnen Sie Türen mit persönlichen Symbolen oder lassen Sie sie offen.
  • Bewegungsmelder und Leuchtstecker helfen bei der Orientierung in der Nacht.
  • Weniger Gegenstände sorgen für Klarheit, doch eine gemütliche Atmosphäre bleibt trotzdem wichtig.
  • Ein großer Kalender und eine digitale Uhr mit ausgeschriebenem Wochentag unterstützen die zeitliche Orientierung.
  • Ein gut sichtbares Notizbuch hilft alleinlebenden Betroffenen bei der Alltagsorganisation.
  • Reduzieren Sie Lärmquellen wie TV und Radio.
  • Sorgen Sie für viel, aber nicht grelles Licht.
  • Setzen Sie Kontraste bei wichtigen Gegenständen wie WC-Brillen oder Schlüsselanhängern.
  • Vermeiden Sie verwirrende Muster, spiegelnde Flächen oder große Fensterfronten ohne Sicherung.
  • Installieren Sie Haltegriffe im Bad, leuchten Sie Treppen gut aus und markieren Sie Kanten.
  • Achten Sie auf beidseitige Handläufe und überlegen Sie frühzeitig einen Zimmer- oder Etagenwechsel.
  • Medikamente und gefährliche Gegenstände gehören außer Reichweite.
  • Nutzen Sie Elektrogeräte mit Sicherheitsfunktionen und achten Sie auf Brandschutz.
  • Sorgen Sie dafür, dass verschlossene Räume von außen geöffnet werden können, und deponieren Sie bei Nachbarn einen Ersatzschlüssel.

Lebensumfeld außerhalb der Wohnung

Auch das gewohnte Umfeld außerhalb der eigenen vier Wände kann so gestaltet werden, dass es Menschen mit Demenz Orientierung, Schutz und soziale Teilhabe ermöglicht. Barrierefreie Übergänge, Sitzbänke, Handläufe, Informationsstellen und Nachbarschaftshilfe tragen dazu bei, dass Betroffene mobil bleiben und Kontakte pflegen können.

In Supermärkten, Banken oder bei der Polizei können Mitarbeitende durch Schulungen auf den angemessenen Umgang mit Demenz vorbereitet werden. Die WHO-Initiative «altersfreundliche Städte» unterstützt diesen Ansatz mit einem globalen Netzwerk, das Städte zur Umsetzung konkreter Maßnahmen anregt, auch im deutschsprachigen Raum. Das Schweizer Förderprogramm Socius ergänzt diese Bemühungen mit Anlaufstellen, Nachbarschaftshilfe und Wohnassistenz-Angeboten.

Krankenhaus als Lebensraum bei Demenz

Für Menschen mit Demenz stellt ein Klinikaufenthalt oft eine enorme Belastung dar. Verschlechterung des Zustands und Orientierungslosigkeit sind häufig die Folge. Deshalb ist es entscheidend, dass Krankenhäuser Architektur, Ausstattung und Abläufe anpassen.

Einfühlsame Betreuung, genügend Zeit für Gespräche und eine wertschätzende Umgebung können den Aufenthalt deutlich verbessern. Unterschiedlich farbige Türen, freundliche Wandfarben, kurze Wege zu Gemeinschaftsräumen und große Fenster sorgen für Sicherheit und Orientierung

Gemeinsame Mahlzeiten in einem offenen Speisesaal fördern das Wohlbefinden und die Ernährung, trotz des zusätzlichen Aufwands für das Personal.

Pflegeheime gestalten Lebensräume

Auch Pflegeheime sollten so gestaltet sein, dass sie die Selbstständigkeit und das Wohlbefinden von Menschen mit Demenz unterstützen. Hindernisfreie Rundwege, Rampen, private Rückzugsorte und offene Begegnungszonen fördern Mobilität und soziale Kontakte.

Holzfußböden und -möbel schaffen eine warme Atmosphäre, Handläufe aus Holz bieten zusätzliche Orientierung. Gute Beleuchtung, am besten durch Tageslicht, unterstützt den natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus. Gleichzeitig müssen Reizüberflutung und Reizarmut vermieden werden, beispielsweise durch ausgewogene Gestaltung von Farben, Geräuschen, Düften und Bildern.

Der Lebensraum für Menschen mit Demenz sollte ganzheitlich gedacht werden: individuell, sicher und sinnlich erfahrbar. Denn gute Architektur schafft Räume, in denen sich jeder Mensch, mit oder ohne Demenz, geborgen fühlen kann.

© demenzworld/Kompetenzzentrum Demenz Schleswig Holstein/Desideria

Weitere Fragezeichen im Kopf?

In unseren kostenfreien Angehörigenseminaren bekommst du fundiertes Wissen, praktische Tipps und Raum für Austausch mit anderen Betroffenen. Ob Pflege, Kommunikation oder emotionale Entlastung: wir begleiten dich einfühlsam, verständlich und auf Augenhöhe.

Angehörigenseminare

Die kostenfreien Seminare vermitteln Wissen, bieten Raum zum Austausch und geben Sicherheit im Umgang mit dem an Demenz erkrankten Familienmitglied.

Zum Angebot

Der Desideria Newsletter

Mit unserem Desideria Newsletter bleiben Sie auf dem Laufenden und erhalten Neuigkeiten zu unseren Unterstützungsangeboten, Aktionen in der Öffentlichkeit und Veranstaltungen.

Hier zum Newsletter anmelden