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Abhängigkeit

Abhängigkeit bei Demenz kann ein Ausdruck tiefer Unsicherheit sein und zugleich ein wertvoller Vertrauensbeweis gegenüber ihren Angehörigen oder Pflegenden. Wer versteht, dass sich hinter dem klammernden Verhalten das Bedürfnis nach Nähe und Sicherheit verbirgt, kann liebevoll und mit innerer Ruhe darauf eingehen.

Die emotionale Bindung zu Mitmenschen gehört zu den Grundbedürfnissen eines jeden Menschen. Besonders deutlich wird das bei Kleinkindern: In ungewohnten oder bedrohlichen Situationen klammern sie sich an ihre Bezugsperson. Auch Menschen mit Demenz verhalten sich ähnlich, wenn sie sich ängstlich oder orientierungslos fühlen. Sie klammern sich an Angehörige oder Pflegekräfte, laufen ihnen ständig hinterher und haben große Angst, allein gelassen zu werden. Dieses Verhalten wird oft begleitet von ständigem Reden, Fragen oder Imitieren.

Typischerweise tritt diese Anhänglichkeit im mittleren Stadium der Demenz auf  in einer Phase, in der Betroffene ihre Gefühle, Ängste und Wünsche kaum noch in Worte fassen können. Sie verstehen nicht mehr, warum ihre vertraute Person sie auch nur kurz allein lässt, etwa für einen Toilettengang oder um sich um andere zu kümmern. Ihr gestörtes Zeitgefühl macht es ihnen zusätzlich schwer, das Alleinsein zeitlich richtig einzuordnen. Wird ihr Bedürfnis nach Nähe zurückgewiesen, steigt ihre Verunsicherung und damit die Abhängigkeit.

Abhängigkeit bei Demenz ist Ausdruck von Nähe

Für Angehörige und Pflegekräfte ist dieses Verhalten oft belastend. Umso wichtiger ist es, die eigenen Gefühle zu reflektieren und die Anhänglichkeit als ein Zeichen des Vertrauens zu begreifen. Wer es schafft, diese Sichtweise einzunehmen, kann gelassener und wertschätzender reagieren.

Es hilft, der betroffenen Person Nähe aktiv anzubieten, etwa durch Händchenhalten, ein Lächeln oder sanfte Berührungen, sofern diese als angenehm empfunden werden. Solche Gesten vermitteln Sicherheit, Geborgenheit und unterstützen die emotionale Stabilität. Auch Ablenkung kann helfen, etwa durch einfache Aufgaben oder gemeinsame Aktivitäten, die Freude bereiten.

Was du im Umgang mit abhängigen Menschen mit Demenz beachten solltest

  • Schaffe Sicherheit: Führe die Person in vertraute Räume, um eine geschützte Umgebung zu schaffen.
  • Körperliche Berührung: Händehalten oder sanfte Berührungen spenden Trost, achte dabei auf die Akzeptanz und Grenzen der Person.
  • Zeige Verständnis: Anhänglichkeit ist ein Symptom der Demenz. Sie entsteht aus Angst, Orientierungslosigkeit und dem Wunsch nach Nähe.
  • Bleibe ruhig: Auch wenn Wiederholungen ermüden – Gelassenheit hilft, die Situation nicht eskalieren zu lassen.
  • Biete Ablenkung: Beschäftige die Person mit Musik, Malen, Singen oder Spaziergängen – das schafft Struktur und mindert die Anhänglichkeit.
  • Passe die Kommunikation an: Verwende einfache, klare Sprache, rede langsam, und arbeite auch mit nonverbalen Signalen wie Augenkontakt und Lächeln.
  • Hole dir Unterstützung: Sprich mit Freunden, Familie oder Fachpersonal, wenn du dich überfordert fühlst.
  • Individuelle Begleitung: Jeder Mensch mit Demenz ist einzigartig, passe deinen Umgang an seine Bedürfnisse an.
  • Nutze fundiertes Wissen: Beschäftige dich mit Ansätzen wie Validation, Basaler Stimulation oder personzentrierter Pflege, zum Beispiel über demenzwiki oder entsprechende Literatur.

© demenzworld/Kompetenzzentrum Demenz Schleswig Holstein/Desideria

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Angehörigenseminare

Die kostenfreien Seminare vermitteln Wissen, bieten Raum zum Austausch und geben Sicherheit im Umgang mit dem an Demenz erkrankten Familienmitglied.

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