
Heimeintritt
Der Heimeintritt bei Demenz ist ein schwieriger Schritt, für Menschen mit Demenz ebenso wie für ihre Angehörigen. Doch wenn die Betreuung zu Hause an ihre Grenzen stößt, lässt sich der Umzug in ein Pflegeheim manchmal nicht vermeiden.
Angehörige können viele Entlastungsangebote nutzen, etwa Tagesstätten oder ambulante Pflegedienste. Doch bei starker Nachtaktivität, Inkontinenz oder ausgeprägten Persönlichkeitsveränderungen reicht das oft nicht aus. Viele pflegende Angehörige geraten über kurz oder lang an ihre Belastungsgrenze.
Rechtzeitig nach einem geeigneten Heim suchen
Der Wechsel in ein Pflegeheim bedeutet für alle Beteiligten eine emotionale Herausforderung. Meist besteht der Wunsch zu Hause zu bleiben, vielleicht wurde das dem Erkrankten auch einmal versprochen. Negative Berichte über Pflegeeinrichtungen und das gesellschaftliche Ideal „ambulant vor stationär“ verstärken das schlechte Gewissen.
Dabei wird oft übersehen: Verwahrlosung, Überforderung oder gar Misshandlung treten häufiger im häuslichen Umfeld auf, nicht in gut geführten Heimen. Gute Pflegeeinrichtungen bieten Menschen mit Demenz empathische, fachlich fundierte Betreuung. Umso wichtiger ist es, frühzeitig verschiedene Angebote zu vergleichen.
Wann ist ein Heimeintritt bei Demenz notwendig?
Ein Umzug ins Heim sollte in Betracht gezogen werden, wenn:
- die Gesundheit der Angehörigen gefährdet ist (z. B. durch Schlafmangel, Erschöpfung, Stress)
- die erkrankte Person inkontinent ist und das WC nicht mehr findet
- sie sich oder andere gefährdet (z. B. durch Stürze, offenes Feuer, Weglaufen)
- starke Konflikte auftreten oder pflegende Angehörige überfordert sind
- rund-um-die-Uhr-Betreuung durch Fachpersonal notwendig ist
- Hilfe durch Angehörige oder Dritte abgelehnt wird
- aggressives oder unangemessenes Verhalten auftritt
- gesundheitliche Risiken bestehen (z. B. durch Gewichtsverlust, Depression, Vereinsamung)
Wie finde ich das passende Pflegeheim?
Viele Pflegeheime sind auf Demenz spezialisiert. Die Auswahl sollte individuell erfolgen, anhand der Wünsche des Erkrankten und der Vorstellungen der Angehörigen.
Hilfreich sind:
- Gespräche mit dem Erkrankten (falls möglich)
- Beratung durch Alzheimer-Organisationen (z. B. Alzheimer Deutschland, Schweiz, Österreich)
- Informationen von städtischen und regionalen Anlaufstellen
- Online-Suche (z. B. Google Maps – Bewertungen mit Vorsicht lesen)
- Empfehlungen aus dem Bekanntenkreis oder von Fachpersonen
Checkliste zur Auswahl eines Heims
1. Lage: Nähe zum Wohnort? Gute Erreichbarkeit? Passende Umgebung?
2. Atmosphäre: Freundliches Personal? Gepflegte Räume? Angenehme Stimmung?
3. Ausstattung: Einzelzimmer? Barrierefreiheit? Persönliche Gestaltung möglich?
4. Dienstleistungen: Besuchszeiten? Speiseplan? Cafeteria? Beteiligung an Pflege möglich?
5. Pflege & Medizin: Qualifiziertes Personal? Feste Ansprechpartner? Heimarzt? Eigener Hausarzt möglich?
6. Angebote: Kultur, Musik, Bewegung, kreative Aktivitäten – auch für Bettlägerige?
7. Kosten & Organisation: Monatliche Kosten? Zuschüsse? Wartezeiten? Kündigungsfristen?
Den Heimeintritt gut vorbereiten
Ein Heimeintritt bedeutet einen tiefgreifenden Einschnitt. Deshalb ist es wichtig, diesen Schritt offen zu kommunizieren:
- Sprich mit deinem Angehörigen über die Gründe für den Umzug – deine Überforderung, Gefährdungssituationen, Sorgen
- Betone, dass du weiter für ihn da sein wirst
- Hole Unterstützung aus der Familie oder vom Pflegeteam dazu – manchmal hilft es, wenn jemand Außenstehendes mit dem Erkrankten spricht
Der Heimeintritt ist ein Wechselbad der Gefühle
Demenz ist ein Abschied in Etappen. Der Einzug in ein Heim markiert eine weitere schmerzhafte Zäsur. Schuldgefühle sind häufig: „Ich habe versagt“, „Ich habe mein Versprechen gebrochen“. Doch in vielen Fällen ist es schlicht nicht möglich, rund um die Uhr Betreuung zu leisten.
Du hast das Recht auf ein gutes Leben. Menschen mit Demenz möchten nicht, dass ihre Angehörigen sich völlig aufopfern. Professionelle Pflege kann die Lebensqualität aller Beteiligten verbessern.
Hilfe und Austausch finden
Nach dem Heimeintritt bleiben die Gefühle. Vielleicht geht es deinem Angehörigen schlechter, oder deutlich besser, was wiederum neue Zweifel auslöst.
Austausch mit anderen kann in dieser Phase helfen:
- Angehörigengruppen
- Gespräche mit Psycholog:innen, Demenzberater:innen, Ärzt:innen
- Verständnis für die eigene Situation entwickeln und annehmen
© demenzworld/Kompetenzzentrum Demenz Schleswig Holstein/Desideria
Weitere Fragezeichen im Kopf?
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„Die Angehörigen sind unsere wichtigste Ressource“
Jim Ayag ist Altenpfleger aus Überzeugung und arbeitet mittlerweile als Pflegedienstleistung in einem Pflegeheim. Auf Social Media gibt er Einblicke in den Alltag im Pflegeheim. Ehrlich und mit einer Prise Humor erzählt er von Frau und Herr Tippelkamps, einem Synonym für die Bewohner:innen. Nun hat er ein Buch geschrieben: „Das Herz kennt keine Demenz“.