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Ist es Demenz? Die monatliche Kolumne von Désirée von Bohlen und Halbach

Denken wir an Demenz, kommt den meisten vermutlich Vergesslichkeit in den Sinn. Sie gehört zu den klassischen Symptomen. Doch die Erkrankung geht weit darüber hinaus. 

Demenz beginnt oft schleichend – erste Anzeichen richtig deuten

Alltagsgegenstände finden sich an ungewöhnlichen Plätzen wieder. Gespräche werden mühselig. Konzentration und Worte schwinden. Gewohnte Wege werden selbst in vertrauter Umgebung nicht mehr gefunden. Auch Stimmungsschwankungen treten auf, von reizbar und impulsiv bis hin zu depressiv. Die Persönlichkeit verändert sich zunehmend.

Wenn der Verdacht auf Demenz aufkommt: Was Angehörige fühlen

Als Angehöriger bemerkt man diese Veränderungen. Immer wieder kommt dieses mulmige Gefühl - oft verbunden mit Ängsten und Sorgen - hoch, dass etwas nicht stimmt. Dennoch will man es nicht wahrhaben. „Papa und Demenz? Nein, er hat sicher nur zu viel Stress.“ Wie oft habe ich diese oder ähnliche Sätze von Angehörigen gehört. Sich den Tatsachen zu stellen, ist alles andere als einfach. Das betroffene Familienmitglied dazu zu bewegen, zum Arzt zu gehen, ist meist noch schwieriger. 

Warum eine frühe Demenzdiagnose so wichtig ist

Dennoch ermutige ich jeden, der den Verdacht hat, dass sich bei einem Familienmitglied eine Demenz entwickelt, ärztlichen Rat einzuholen. Schon allein, um andere Krankheiten auszuschließen, ist dies sinnvoll. Gedächtnisprobleme können beispielsweise auch durch Bluthochdruck verursacht werden – und das ist behandelbar.

Demenz ist nicht heilbar – aber behandelbar


Ja, Demenz ist nicht heilbar. Eine Diagnose löst Angst und Furcht vor der Zukunft aus. Dennoch empfehle ich, sich Klarheit zu verschaffen. Eine Diagnose ermöglicht Betroffenen z. B. den Zugang zu Therapien und Medikamenten, die den Krankheitsverlauf verlangsamen oder Symptome lindern. Zudem bietet das frühe Wissen um die Erkrankung Betroffenen und ihren Familien die Chance, noch gemeinsam wichtige Entscheidungen zu rechtlichen, finanziellen und gesundheitlichen Angelegenheiten zu treffen. Pflegende Angehörige können sich bei Beratungsstellen frühzeitig Unterstützung suchen und sich Wissen aneignen.
 

Was sich mit der Diagnose verändert – und was möglich wird

„Als die Diagnose feststand, war ich auf eine sonderbare Weise erleichtert.“ Diesen Satz, den ein pflegender Angehöriger erst kürzlich mir gegenüber äußerte, habe ich stets im Kopf. Denn auch wenn er auf den ersten Blick irritiert, bringt er es gut auf den Punkt. Erst durch die Akzeptanz ist es möglich, sich mit der Krankheit auseinanderzusetzen und ihr angemessen zu begegnen. Im Alltag bedeutet das etwa, Verhaltensveränderungen als Teil der Demenz zu verstehen und sie nicht persönlich zu nehmen. Das kann Missverständnisse, Stress und Konflikte in der Familie reduzieren und zu mehr gegenseitigem Verständnis führen. Zum Wohle aller.

Ihre

Désirée von Bohlen und Halbach
Gründerin und Vorstandsvorsitzende Desideria e.V.
 

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