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Personzentriert

Personzentriert bedeutet, den Menschen mit Demenz als individuelle Persönlichkeit wahrzunehmen, nicht nur als Träger einer Diagnose. Dieser Ansatz stellt das Erleben, die Bedürfnisse und die Würde der Betroffenen in den Mittelpunkt und schafft so die Grundlage für ein liebevolles und respektvolles Miteinander.

Weg von der Schublade hin zur echten Begegnung

Im Alter und insbesondere bei einer Demenzdiagnose werden Menschen häufig auf ihre Defizite reduziert. Doch jede betroffene Person hat ein Leben voller Erfahrungen, Fähigkeiten und Beiträge hinter sich und bleibt ein vollwertiger Teil unserer Gesellschaft. Der personzentrierte Ansatz rückt diese Sichtweise ins Zentrum der Pflege und Begleitung.
Wurzeln in der Psychotherapie

Die Grundlagen des personzentrierten Denkens stammen aus der Klientenzentrierten Gesprächstherapie von Carl Rogers. Er betonte bereits in den 1940er Jahren die Bedeutung von:

  • Echtheit (Kongruenz)
  • Unbedingter Wertschätzung
  • Empathischem Verstehen

Diese Grundhaltungen schuf Rogers als Basis für heilsame Beziehungen. Der britische Psychologe Tom Kitwood übertrug diese Prinzipien auf die Arbeit mit Menschen mit Demenz und entwickelte daraus in den 1980er Jahren sein Konzept der personzentrierten Pflege.

Tom Kitwoods Haltung zur Demenz

Kitwood kritisiert das traditionelle medizinische Denken, das Demenz primär als degenerative Gehirnerkrankung betrachtet. Für ihn steht der Mensch im Mittelpunkt, mit seiner Geschichte, seinen Beziehungen und seinen Gefühlen. Sein Leitgedanke lautet: „Behandle andere so, wie du selbst behandelt werden möchtest.“

Daraus leitet er konkrete Umgangsformen ab, darunter:

  • Anerkennen: Mit Namen begrüßen, Blickkontakt halten, Wertschätzung zeigen
  • Verhandeln: Bedürfnisse ernst nehmen und gemeinsam Lösungen finden
  • Zusammenarbeiten: Tätigkeiten gemeinsam ausführen, nicht stellvertretend
  • Spielen und Feiern: Kreativität, Spontaneität und Nähe fördern
  • Entspannen und Halten: Geborgenheit und Sicherheit schenken
  • Validieren: Emotionen wahrnehmen und beantworten
  • Timalation: Sinnesanregung über Berührung, Düfte, Musik oder Tiere
  • Erleichtern und Schöpferisch sein: Aktivitäten sinnhaft gestalten und Raum für Ausdruck geben

Bedürfnisse von Menschen mit Demenz ernst nehmen

Tom Kitwood beschreibt die Grundbedürfnisse von Menschen mit Demenz, sie ähneln denen jedes Menschen:

  • Sicherheit und Orientierung
  • Teilhabe und soziale Kontakte
  • Kompetenz erleben trotz Einschränkungen
  • Abwechslung und Anregung
  • Selbstbestimmung und Autonomie

Ein zentrales Bedürfnis ist laut Kitwood und auch der Pflegenden Frena Gray Davidson das nach Liebe: als bedingungslose, großzügige Zuwendung ohne Erwartung einer Gegenleistung.

Alltag mit Demenz personzentriert gestalten

  • Gemeinsame Tagesstruktur stärkt Vertrauen
  • Vertraute Räume geben Halt
  • Personzentrierte Aktivitäten wie Singen, Malen oder Spazierengehen fördern Selbstwert
  • Begegnungen mit verständnisvollen Menschen bieten soziale Verbundenheit
  • Pausen und Rückzugsmöglichkeiten vermeiden Überforderung

Personzentriert bedeutet: Jede Handlung ist eine Botschaft an den Menschen mit Demenz, dass er gesehen, respektiert und geliebt wird.

© demenzworld/Kompetenzzentrum Demenz Schleswig Holstein/Desideria

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