
Frühdemenz
Frühdemenz betrifft Menschen, die noch mitten im Leben stehen: im Beruf, im Familienalltag, im sozialen Umfeld. Etwa zwei Prozent aller Demenzerkrankungen treten bei jüngeren Menschen auf. Diese frühen Erkrankungen gelten als besonders belastend, weil sie das Leben in einer Phase treffen, in der die Betroffenen noch voll engagiert sind.
Im höheren Alter, ab etwa 65 Jahren, werden rund 90 Prozent der Demenzen durch Alzheimer oder Vaskuläre Demenz verursacht. Bei jüngeren Erkrankten treten hingegen seltener vorkommende Demenzformen häufiger auf. Nach der Alzheimer-Krankheit ist die Frontotemporale Demenz (FTD) die zweithäufigste Ursache für Frühdemenz. Bei FTD sterben Nervenzellen im Stirn- und Schläfenlappen des Gehirns ab.
Typische Symptome einer Frühdemenz
Frühdemenz verläuft je nach Ursache unterschiedlich. Bei der Alzheimer-Krankheit stehen zunächst Gedächtnisprobleme und Orientierungsschwierigkeiten im Vordergrund. Bei FTD sind es auffällige Verhaltensänderungen und eine veränderte Persönlichkeit.
Eine früh einsetzende Demenz wird oft nicht sofort erkannt, da sie in jungem Alter ungewöhnlich ist. Besonders FTD kann leicht mit psychischen Störungen wie Depression oder Burn-out verwechselt werden. Erschwerend kommt hinzu: Menschen mit FTD erkennen ihre Krankheit in der Regel selbst nicht.
Frühdemenz ist nicht nur medizinisch eine Herausforderung, sondern auch sozial und emotional. Betroffene leben häufig mit minderjährigen Kindern in einem Haushalt, stehen im Berufsleben und tragen Verantwortung, auch finanziell.
Offenheit im Umgang mit der Diagnose
Ein offener Umgang mit der Diagnose kann hilfreich sein, im privaten wie im beruflichen Umfeld. Im Fall von Fabienne, einer 42-jährigen Mutter, informierte ihr Mann Stefan frühzeitig Familie, Freunde, Nachbarn und Arbeitgeber. Die Reaktionen waren durchweg unterstützend.
Gerade im Berufsleben ist Offenheit wichtig. Ohne Erklärung für Verhaltensänderungen kann es schnell zu Missverständnissen kommen: Ausgrenzung, Spott oder Kündigung sind mögliche Folgen. Frühzeitige Kommunikation kann helfen, tragfähige Lösungen zu finden, zum Beispiel durch angepasste Aufgaben oder kollegiale Unterstützung.
Auch für Kinder und Partner ist eine frühe Demenz schwer zu begreifen. Rollen verändern sich tiefgreifend: Ein Elternteil wird vom Vorbild zur pflegebedürftigen Person, ein Partner zur unterstützungsbedürftigen Begleitung. Im Fall von FTD kommen zusätzlich Verhaltensweisen hinzu, die für das Umfeld schwer einzuordnen und emotional belastend sind.
Besondere Herausforderungen bei Frühdemenz
Frühdemenzen bringen eine Vielzahl komplexer Belastungen mit sich:
- Beziehungen und Rollen verändern sich
- Kinder sind emotional besonders betroffen
- Die Diagnose ist schwierig
- Unterstützungsangebote sind begrenzt
- Einkommen fällt weg, finanzielle Probleme entstehen
- Verändertes Verhalten führt häufig zu Stigmatisierung
Diese Herausforderungen können Familien schnell überfordern. Unterstützungsangebote, die auf jüngere Erkrankte zugeschnitten sind, sind rar. Ein Projekt mit Vorbildcharakter ist Promenz in Österreich: Dort schließen sich Menschen mit Demenz zusammen und unterstützen sich gegenseitig.
© demenzworld/Kompetenzzentrum Demenz Schleswig Holstein/Desideria
Weitere Fragezeichen im Kopf?
Du fragst dich, wie du unterstützen kannst, wenn dein Partner früh an Demenz erkrankt? Die Angehörigengruppe für Pflegende Partner bietet Unterstützung, denn sie ermöglicht einen offenen Austausch und hilfreiche Gespräche mit anderen betroffenen Angehörigen.
