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Podiumsdiskussion in Essen, Sprecherinnen stehen auf der Bühne vor blauem Hintergrund
Newsbeitrag

Rückblick: Podiumsdiskussion „Gemeinsam gegen das Vergessen“ – Fokus auf die Perspektive der Angehörigen

10.11.2025

Am 7. November 2025 fand in Essen eine bewegende Podiumsdiskussion unter dem Titel „Gemeinsam gegen das Vergessen“ statt – initiiert von der FUNKE Mediengruppe in Kooperation mit Desideria. Im Mittelpunkt stand ein Thema, das viele betrifft und doch oft übersehen wird: die Lebensrealität von Angehörigen von Menschen mit Demenz.

Rund 1,8 Millionen Menschen in Deutschland leben mit einer Demenz – und für jede betroffene Person gibt es meist mehrere Angehörige, die mitbetroffen, mitverantwortlich und oft auch mitbelastet sind. Trotzdem erhalten diese Menschen wenig gesellschaftliche Aufmerksamkeit. Der Abend war ein kraftvolles Plädoyer dafür, das zu ändern.

NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst würdigte in seinem Grußwort die stillen Leistungen der Angehörigen mit klaren Worten:

„Pflegende Angehörige sind Helden des Alltags.“

Doch so viel Anerkennung sie verdienen – im Alltag erleben viele von ihnen eher das Gegenteil: Einsamkeit, Überforderung und Unsichtbarkeit. Und genau deshalb braucht es Räume wie diesen Abend, der zeigte: Du bist nicht allein.

Erfahrungsberichte, die berühren

Besonders eindrücklich war der Beitrag von Ina Deutschmann, die ihre Mutter begleitet. Sie sprach offen über ihre emotionale Reise – von Momenten tiefer Verbundenheit bis zur gesellschaftlichen Isolation: „Ich wurde von meinem Umfeld fallen gelassen“, berichtete sie. Trotzdem empfindet sie jeden guten Moment mit ihrer Mutter als Geschenk.

Angehörige wie Ina Deutschmann berichteten ehrlich von den eigenen Grenzen. „Gerade bin ich wieder am Limit“, gestand sie. Bei Desideria lernte sie zum ersten Mal, dass auch ihre eigenen Bedürfnisse Raum verdienen. Viele Angehörige kümmern sich so sehr um andere, dass sie sich selbst dabei verlieren. Der Naturheilkundler Roland Tennie nannte dieses Phänomen treffend: „Pflege-Demenz“ – wenn Selbstfürsorge kaum noch möglich scheint.

Ein weiterer Punkt, in dem sich alle Podiumsteilnehmer einig waren: Demenz muss raus aus der Tabuzone. Die gesellschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema steckt noch immer zu sehr in den Anfängen. Es braucht öffentliche Sichtbarkeit – für Erkrankte, aber vor allem für ihre Angehörigen.

Auch der Fotograf Hauke Dressler teilte seine Geschichte. Er pflegte seinen Vater und hielt diese Phase fotografisch fest. Dabei erkannte er: Auch in der Fürsorge liegt eine Form von Bereicherung. "Es war nicht nur schwer. Ich fühlte mich beschenkt."

 

Klare Worte und ein Appell an die Gesellschaft

Desideria-Vorständin Désirée von Bohlen und Halbach betonte, wie wichtig es ist, Angehörigenarbeit sichtbar zu machen und zu stärken – gerade weil diese oft im Schatten der Erkrankung steht. Julia Becker, Aufsichtsratsvorsitzende der FUNKE Mediengruppe, pflichtete ihr bei und kündigte an, das Thema auch in den Redaktionen weiter voranzutreiben.

Forschung, Früherkennung & neue Hoffnung

Neurologe Prof. Christoph Kleinschnitz machte deutlich: Die Zeit, in der man glaubte, gegen Demenz könne man nichts tun, ist vorbei. Erste Medikamente zeigen, dass sich der Gedächtnisverfall verlangsamen lässt – wenn frühzeitig erkannt und behandelt. Umso wichtiger ist eine zeitnahe Diagnostik durch spezialisierte Fachärzt*innen.

Ein Abend, der vieles bewegt hat

Im Anschluss an die Diskussion fand ein Charity-Dinner zugunsten von Desideria Care statt. Das Ergebnis: 130.000 Euro Spenden – ein starkes Zeichen für eine caring society.

„Mit dieser großartigen Summe können wir 200 weitere Familien professionell begleiten“, freute sich Desideria-Vorständin Désirée von Bohlen und Halbach.

„Diese Begleitung schenkt Orientierung, Zuversicht und Geborgenheit – und verändert alles. Für die Angehörigen und für die Menschen mit Demenz.“

Die Veranstaltung zeigte eindrucksvoll, wie notwendig geschützte Räume für Austausch und Verständnis sind. Mit Gesprächen auf Augenhöhe, mit Erfahrungsberichten, die Mut machen – und mit einem klaren gesellschaftlichen Auftrag: Demenz darf kein Tabu bleiben. Und die Leistung der Angehörigen verdient Wertschätzung und Unterstützung.

Desideria setzt sich täglich dafür ein, Angehörige zu stärken, Orientierung zu geben und innovative Unterstützungsangebote zu entwickeln. Mit uns an eurer Seite gilt:
Du bist nicht allein.

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