
Forschung
Forschung zum Thema Demenz ist der Schlüssel zum besseren Verständnis der Erkrankung, sowie zur Entwicklung neuer Diagnoseverfahren und Therapien. Doch obwohl Millionen Menschen weltweit betroffen sind, ist die Demenzforschung bis heute nur langsam vorangekommen und noch immer sind viele Fragen zur Funktion des Gehirns offen. Die Ursachen von Demenz, insbesondere Alzheimer, sind nach wie vor unklar, ebenso wie die Möglichkeit, sie wirksam zu behandeln.
Drei Formen wissenschaftlicher Forschung
In der Wissenschaft wird zwischen drei zentralen Bereichen unterschieden:
- Grundlagenforschung
Sie entwickelt und verbessert wissenschaftliche Theorien. Ihr Ziel ist es, Phänomene zu verstehen und vorherzusagen. Diese Art der Forschung findet überwiegend an Hochschulen statt. - Translationale Forschung
Sie baut auf Erkenntnissen der Grundlagenforschung auf und prüft, wie sich daraus ein gesellschaftlicher oder wirtschaftlicher Nutzen entwickeln lässt. Beispielhaft sind hier die Institute der Leibniz-Gemeinschaft. - Angewandte Forschung
Diese Forschung nutzt Erkenntnisse, um konkrete Probleme zu lösen – etwa durch neue Technologien. Sie wird an Hochschulen wie auch in Unternehmen betrieben.
Forschungsmethoden im Überblick
Wissenschaftliche Forschung folgt einem klaren Aufbau:
- Explorative Forschung: Sie identifiziert Fragen und Probleme.
- Forschungsdesign: Hier werden mögliche Lösungsansätze und Theorien entwickelt und getestet.
- Empirische Forschung: Die Theorie wird in der Realität überprüft.
Empirische Forschung unterscheidet sich wiederum in:
- Qualitative Forschung: basiert auf Interviews, Beobachtungen, Dokumenten.
- Quantitative Forschung: nutzt große Datenmengen und mathematische Auswertungen (z. B. Statistiken).
Der Forschungsprozess: Schritt für Schritt
Ein typischer wissenschaftlicher Forschungsprozess umfasst folgende Phasen:
- Forschungsfrage definieren
- Informationen und Daten sammeln
- Hypothese aufstellen
- Hypothese durch Experimente prüfen
- Daten analysieren
- Hypothese bewerten
- Ergebnisse veröffentlichen
- Ergebnisse durch andere überprüfen lassen
Wichtig ist dabei die Nachvollziehbarkeit und Wiederholbarkeit, denn nur so ist sichergestellt, dass Forschung wirklich belastbare Erkenntnisse liefert. Oftmals zeigt sich erst nach mehreren Anläufen (Iteration), ob eine Theorie tragfähig ist.
Forschung zum Thema Demenz: Der aktuelle Stand
In Deutschland leben etwa 1,6 Millionen Menschen mit Demenz. Doch trotz intensiver Bemühungen gibt es bislang weder eine heilende Therapie noch ein zuverlässiges, leicht zugängliches Diagnoseverfahren.
Der Neuropsychologe Andreas Monsch, Leiter der Memory Clinic in Basel, beschreibt im Interview aktuelle Vermutungen und Erkenntnisse zur Alzheimer-Erkrankung. Derzeit gelten die Positronen-Emissions-Tomographie (PET) und die Analyse des Gehirnwassers als die zuverlässigsten Methoden zur Diagnose, sie sind jedoch aufwendig, teuer und nicht flächendeckend verfügbar.
Hoffnung: Ein einfacher Bluttest?
Die aktuelle Forschung konzentriert sich deshalb auf neue Verfahren, insbesondere auf einen Bluttest zum Nachweis von Tau-Proteinen. Diese Proteine gelten als typisches Merkmal bei bestimmten Demenzformen. Ein solcher Test hätte viele Vorteile: Er wäre günstig, schnell und an vielen Orten durchführbar, könnte so also die Früherkennung und Behandlung deutlich verbessern.
Ursachen: Was weiß die Forschung?
Trotz großer Fortschritte bleiben die genauen Ursachen der verschiedenen Demenzformen unbekannt. Noch gibt es keine Therapie, die Demenz stoppen oder gar rückgängig machen könnte. Sicher ist jedoch: Es existieren Risikofaktoren, die das Demenzrisiko deutlich erhöhen.
Risikofaktoren für Demenz:
- Hohes Alter
- Geistige Inaktivität
- Schwerhörigkeit
- Hirntrauma
- Alkoholmissbrauch
- Übergewicht
- Bluthochdruck
- Rauchen
- Depression
- Soziale Isolation
- Bewegungsmangel
- Luftverschmutzung
- Diabetes
- Medikamentenmissbrauch
- Schlechte Ernährung, Vitaminmangel
So können Sie Ihr Demenzrisiko senken
- Achten Sie auf eine gesunde Ernährung
- Trainieren Sie Ihr Gehirn: lernen, lesen, spielen
- Bewegen Sie sich regelmäßig
- Vermeiden Sie Rauchen und übermäßigen Alkoholkonsum
- Halten Sie Ihr Gewicht im gesunden Bereich
- Pflegen Sie soziale Kontakte
- Kontrollieren Sie Blutdruck und Blutzucker
Die Forschung zeigt: Auch wenn Demenz nicht heilbar ist, können Prävention und Früherkennung viel bewirken.
© demenzworld/Kompetenzzentrum Demenz Schleswig Holstein/Desideria
Weitere Fragezeichen im Kopf?
Aktuelle Informationen zum Thema Demenz sowie Tipps zum Umgang mit der Erkrankung Angehöriger kannst du in unserem Leitfaden “Denk auch an dich” finden. Ob Pflege, Überforderung oder Abschied, die Beiträge helfen dir, schwierige Entscheidungen besser einzuordnen. Für mehr Verständnis, innere Stärke und einen achtsamen Blick auf dich selbst.
