Autofahren bei Demenz
Autofahren bei Demenz? Es gibt keine festen Vorgaben. Allein die Diagnose Demenz bedeutet kein Fahrverbot. Bei beginnender Demenz können Betroffene durchaus Auto fahren. Auch der Versicherungsschutz bleibt bestehen und die Versicherung übernimmt die Kosten für etwaige Schäden. Wer immer viel Auto gefahren ist, profitiert von der Routine, die zunächst erhalten bleibt: Lenken, Kuppeln und Schalten, Bremsen und Gasgeben funktionieren weiterhin.
Doch mit zunehmender Erkrankung lässt die Aufmerksamkeit von Menschen mit Demenz beim Autofahren nach. Die Reaktionszeiten verlängern sich. Unerwartete Situationen, die im Strassenverkehr jederzeit passieren können, erfordern ein schnelles und konzentriertes Handeln, das überfordern kann. Menschen mit Demenz fällt es schwer, akustische und optische Signale gleichzeitig zu verarbeiten. Erst recht, wenn sie sich in ungewohnter Umgebung bewegen. Deshalb sollten sich an Demenz Erkrankte schon im frühen Stadium der Erkrankung selbstkritisch mit ihrer Fahrtüchtigkeit beschäftigten.
Warnhinweise beim Autofahren mit Demenz
Häufig nehmen Menschen mit Demenz die eigenen Defizite beim Autofahren jedoch nicht wahr. Viele überschätzen ihre Fahrfähigkeiten. Dann liegt es an Angehörigen und dem Umfeld, darauf hinzuweisen. Sie tragen hier eine besondere Fürsorgepflicht.
Besondere Aufmerksamkeit ist gefragt, wenn Menschen mit Demenz:
- in Tempo-30-Zonen zu schnell und auf Schnellstrassen zu langsam fahren
- die Fahrspur nicht korrekt halten Verkehrszeichen falsch deuten
- zu dicht auffahren
- sich selbst unter hohen Druck setzen
- totale Aussetzer erleiden
- Bedienfehler machen (Pedale verwechseln)
- in schwierigen Situationen aggressiv werden
- das Blinklicht nicht mehr benutzen, weil "es die anderen nichts angeht, wo ich hinfahre"
Ist mein Angehöriger noch fahrtauglich?
Vielen Menschen mit Demenz fällt es so schwer, das Autofahren aufzugeben, weil dies ihre Unabhängigkeit einschränkt. Für Angehörige ist das Ansprechen des Themas oft heikel und belastend. Wenn die Einsicht beim Erkrankten fehlt, können Angehörige beispielsweise den Hausarzt oder die Hausärztin um Unterstützung bitten.
Empfehlenswert ist die frühzeitige Aufklärung durch einen Facharzt, beispielsweise einen Neurologen, über die Problematik des Autofahrens. Menschen mit Demenz können sich auf diese Weise rechtzeitig darauf einstellen, dass sie mittelfristig damit rechnen müssen, das Fahren aufzugeben.
Wichtig ist für Menschen mit Demenz, auch ohne Auto mobil zu bleiben und am sozialen Miteinander in der Familie und im Ort teilzuhaben. Je früher sich Betroffene und ihre Angehörigen mit diesen Risiken auseinandersetzen, umso mehr Zeit bleibt, sich selbstbestimmt auf ein Leben ohne Autofahren einzurichten und gemeinsam nach Alternativen Ausschau zu halten. Hilfreich ist, wenn der Verzicht auf das Auto nicht ausschliesslich als Verlust begriffen wird, sondern sich für den Erkrankten dadurch auch erkennbare Vorteile ergeben, beispielsweise eine Kostenersparnis, weniger Stress oder ein Beitrag zum Umweltschutz.
Versicherungsschutz bei Autofahren trotz Demenz
Die Strassenverkehrsbehörde kann in gravierenden Fällen eine Untersuchung durch einen Psychiater oder Neurologen veranlassen. In der frühen und mittleren Phase der Demenz gibt es jedoch keine klaren Kriterien, wann es Zeit ist, dass an Demenz Erkrankte den Autoschlüssel abzugeben. Dies gilt auch, wenn der Arzt oder die Ärztin eine Fahruntauglichkeit ausgesprochen haben.
Wichtig zu wissen: Der Versicherungsschutz kann dann aufgehoben sein. Wenn ein Mensch mit Demenz trotz ärztlichem Fahrverbot weiterhin Auto fährt, kann die Versicherung sich weigern, im Schadensfall die Kosten zu übernehmen. Wichtig zu wissen: Angehörige sind sind dann rechtlich verpflichtet, das Autofahren zu verhindern, wenn sie die Aufsichtspflicht über die erkrankte Person haben. Dies gilt dann, das Betreuungsgericht Angehörige zu rechtlichen Betreuenden bestellt hat und zu deren Aufgabenfeld ausdrücklich die Beaufsichtigung der Person gehört.
Kann ich noch Autofahren? Der Test zur Selbsteinschätzung
- Fällt mir das Fahren in der Dämmerung oder bei Nacht schwer und blenden mich entgegenkommende Fahrzeuge?
- Gab es in letzter Zeit nicht erklärbare Unfälle oder Beinahe-Unfälle?
- Verfahre ich mich öfter?
- Strengt mich das Autofahren mehr an?
- Hat mich jemand auf meinen Fahrstil angesprochen oder fahren andere nicht mehr gerne mit mir mit?
- Fühle ich mich in fremder Umgebung unsicher? Fällt es mir schwer, die Geschwindigkeit anderer Autos richtig einzuschätzen?
- Reagiere ich langsamer?
- Bin ich unsicher beim Einbiegen auf eine Haupverkehrsstraße ohne Ampel?
- Bin ich öfter müde, auch am Steuer?
- Hupen mich andere öfter an?
Dieser Test bietet eine erste Einschätzung. Bei Unsicherheit zum Autofahren können sich Menschen mit Demenz sowie deren Angehörigen auch an eine Fahrschule wenden und die Fahrtüchtigkeit von einem Fahrlehrer bewerten lassen. Auch Verkehrsverbände bieten Tests zur Fahrtauglichkeit an.
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