Das Leben mit Demenz annehmen: Die Kolumne im Juli 2025
In dieser Kolumne schreibt Désirée von Bohlen und Halbach darüber, wie Betroffene und Angehörige durch das Annehmen von Demenz Kontrolle zurückgewinnen und neue Lebensqualität entdecken können.
Diagnose Demenz: Ein Schock für Betroffene und Angehörige
Die Diagnose Demenz trifft wie ein Schlag. Für Betroffene und Angehörige von Menschen mit Demenz gerät das Leben aus den Fugen. Pläne zerplatzen, Hoffnungen scheinen verloren. Die Vorstellung, was kommen kann, macht Angst.
Ja, Demenz ist ein schweres Schicksal. Und ja, es ist eine unheilbare Erkrankung. Genau deshalb ist es so wichtig, sie anzunehmen – so schwer das auch fällt. Denn Annehmen bedeutet nicht aufgeben. Es bedeutet, sich zu öffnen für einen neuen Lebensabschnitt, für einen anderen Weg.
Annehmen heißt nicht aufgeben
Wie bei einem ungebetenen Gast, der nicht mehr geht, hilft nur eines: ihn zu integrieren. Nur so kann ein neues Gleichgewicht entstehen. Denn mit der Annahme hat man auch wieder Handlungsspielraum. Sowohl Betroffene als auch pflegende Angehörige können Kontrolle über ihr Leben zurückgewinnen. Wer sich informiert, Hilfe sucht und Austausch findet, stärkt seine Selbstwirksamkeit. Mit jedem Schritt wird klar: Ich bin nicht allein. Es gibt Menschen, die verstehen, begleiten und unterstützen.
Ein Beispiel: Liselotte Klotz lebt mit Lewy-Body-Demenz
Ein beeindruckendes Beispiel ist für mich Liselotte Klotz. Sie lebt mit einer Lewy-Body-Demenz – und steht dennoch mitten im Leben. Und nicht nur das: Als Demenzaktivistin engagiert sie sich für Aufklärung und Teilhabe. Mit großer Offenheit teilt sie ihre Erfahrungen öffentlich, um anderen Hoffnung zu geben. Sie zeigt: Ein Leben mit Demenz ist kein Ende. Es ist ein anderes Leben – aber eines, das genauso wertvoll, lebendig und voller Sinn sein kann.
Mut und Selbstverantwortung im Leben mit Demenz
In unserer aktuellen Folge des Desideria Podcast Leben. Lieben. Pflegen. spricht sie über ihr Schicksal. Besonders berührt hat mich ihr Mut, sich dem Thema Demenz zu stellen und so Selbstverantwortung für das eigene Leben zu übernehmen.
Perspektivwechsel: Demenz neu sehen mit Desideria Care
Bei Desideria Care begleiten wir viele Menschen bei diesem Prozess und sehen, dass dieser Perspektivwechsel Familien ermöglicht, Demenz neu zu sehen. Annehmen heißt nicht resignieren – es heißt, sich auf einen veränderten, aber nicht weniger wertvollen Lebensweg einzulassen. Neue Routinen, kleine Freuden, achtsame Momente: Wer offenbleibt, entdeckt trotz der Herausforderungen neue Formen von Nähe, Sinn und Lebensqualität. Das Leben endet nicht mit der Diagnose Demenz – es wandelt sich. Und das kann auch Gutes hervorbringen.
Ihre
Désirée von Bohlen und Halbach
Gründerin und Vorstandsvorsitzende Desideria e.V.