
Selbsthilfe
Selbsthilfe bei Demenz bietet Betroffenen und ihren Angehörigen Entlastung, Austausch und Halt, denn gemeinsam lassen sich Sorgen besser tragen. Eine Demenz ist für Betroffene und ihre Angehörigen belastend. Für viele ist es hilfreich, sich in einer Gruppe mit Gleichbetroffenen auszutauschen und Unterstützung zu finden. Das Teilen von Erfahrungen, Sorgen und Nöten erleichtert ihnen die Bewältigung von Krisen und des Alltags.
Woher kommt die Idee der Selbsthilfe?
Selbsthilfe hat ihre Wurzeln in der Mitte des 19. Jahrhunderts, als viele Menschen oft aus sozialer Not heraus Vereine gründeten, um sich mit Gleichgesinnten auszutauschen und sich gegenseitig zu unterstützen. Auch gesundheitliche Selbsthilfe fand damals schon statt, entwickelte sich aber in der heutigen Form erst seit den gesellschaftlichen Umwälzungen der 1960er Jahre. Damals begehrten immer mehr Menschen gegen Tabus in der Gesellschaft auf und bekannten sich öffentlich zu ihren Problemen.
Die Patienten wurden mündig
Zu dieser Zeit bildete sich auch ein neues Gesundheitsverständnis, das den mündigen und eigenverantwortlichen Patienten in den Mittelpunkt stellt. Die ersten Selbsthilfegruppen für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen entstanden in den 1980er Jahren, als die Krankheit zunehmend von der Öffentlichkeit wahrgenommen wurde.
Die erste Alzheimer-Gesellschaft zur Selbsthilfe von Angehörigen wurde 1987 in Österreich gegründet, in der Schweiz 1988 und schliesslich in Deutschland ein Jahr später. Mittlerweile gibt es in Deutschland, Österreich und der Schweiz eine Vielzahl von Selbsthilfeangeboten und Gesprächsgruppen, die oft von Angehörigen von Menschen mit Demenz gegründet werden.
Die regionale Verteilung dieser Gruppen ist sehr unterschiedlich, in den grösseren Städten ist das Angebot meist viel grösser als auf dem Land. Bei der Gründung einer Selbsthilfegruppe helfen zumeist die lokalen Alzheimer-Gesellschaften, ausserdem gibt es dafür finanzielle Unterstützung, etwa durch die Krankenkassen.
Selbsthilfe bei Demenz – offen, freiwillig und geschützt
Oberstes Prinzip bilden die Freiwilligkeit und der gegenseitige Informations- und Erfahrungsaustausch, der meistens ohne fachliche Anleitung stattfindet. Die Betroffenen sind unter sich und definieren Regeln, die für alle passen. Generell aber gilt für Selbsthilfe-Angebote der Grundsatz, dass alles, was in der Gruppe besprochen wird, dort auch bleibt. Denn offene Gespräche über Ängste und Einschränkungen erfordern einen geschützten Raum und eine vertrauensvolle Atmosphäre.
Wo finde ich Selbsthilfegruppen?
- Deutschland: Die Alzheimer-Gesellschaften der Bundesländer sind federführend bei der Gründung und Organisation von Selbsthilfegruppen für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen. Es gibt 96 regionale Alzheimer-Gesellschaften und mehr als 500 Selbsthilfegruppen.
- Schweiz: Alzheimer Schweiz unterstützt mit 21 Sektionen Selbsthilfe- und Gesprächsgruppen für demenziell Erkrankte und ihre Angehörigen. Auch Pro Senectute hilft in 130 Beratungsstellen mit Angeboten zur Selbsthilfe.
- Österreich: Alzheimer Austria bietet verschiedene Möglichkeiten zur Selbsthilfe an, darunter Alzheimer-Cafés, Gesprächsrunden für Angehörige sowie unterstützte Selbsthilfegruppen wie die Initiative PROMENZ.
Auch junge Betroffene brauchen Unterstützung
Inzwischen gibt es auch Selbsthilfegruppen speziell für Menschen mit Frühdemenz, also jene Erkrankten, die jünger als 65 Jahre sind. Für junge Betroffene ist es besonders wichtig, sich mit ihresgleichen auszutauschen, denn sie haben andere Probleme als ältere Menschen mit Demenz und deren Angehörige.
Sie haben vielleicht noch kleine Kinder oder können ihren Beruf nicht mehr ausüben und geraten in finanzielle Notlagen, wenn ihre Betreuung auch die Berufstätigkeit ihrer Partner einschränkt.
© demenzworld/Kompetenzzentrum Demenz Schleswig Holstein/Desideria
Weitere Fragezeichen im Kopf?
Desideria bietet verschiedene Angebote der Selbsthilfe für Angehörige von Menschen mit Demenz.
In unseren kostenfreien Angehörigenseminaren bekommst du fundiertes Wissen, praktische Tipps und Raum für Austausch mit anderen Betroffenen.
Im Einzel-Coaching bekommst du persönliche Unterstützung im Umgang mit Demenz: Raum für deine Fragen, gezielte Impulse für deinen Alltag und empathische Begleitung durch erfahrene Coaches.
In der Online-Demenzsprechstunde bekommst du professionelle Unterstützung. Unsere Expert:innen hören zu, geben Orientierung und helfen dir, den nächsten Schritt zu gehen.