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Gehirntraining

Gehirntraining gilt als Möglichkeit, dem geistigen Abbau im Alter entgegenzuwirken. Denn mit zunehmendem Alter sterben Gehirnzellen ab und Gedächtnisstörungen oder Konzentrationsprobleme können die Folge sein. Spezielle Trainingsprogramme sollen diesen Prozess verlangsamen. Doch wie wirksam sind sie wirklich?

Das menschliche Gehirn besteht aus etwa 90 Milliarden Nervenzellen, von denen nur ein Bruchteil aktiv genutzt wird, so der heutige Stand der Forschung. Klar ist: Mit dem Alter nimmt die Gehirnmasse ab. Doch nicht alle Funktionen sind davon gleich stark betroffen. Sprachfähigkeit und Allgemeinwissen bleiben oft stabil. Gedächtnis, Konzentration und Orientierung hingegen lassen häufiger nach.

Was Studien über das alternde Gehirn zeigen

Scans aus der 1000-Gehirne-Studie am Forschungszentrum Jülich zeigen: Das Gehirn wird im Alter stärker vernetzt. Sinkt die Leistung in einem Areal, aktiviert das Gehirn andere Bereiche als Ausgleich. Neben genetischen Faktoren spielen Lebensstil und Umweltbedingungen eine wichtige Rolle für die geistige Fitness im Alter.

Gedächtnisübungen und Denksport: Gehirntraining im Alltag

Ein bekanntes Beispiel aus dem Bereich Gehirnjogging ist der Buchstabensalat:
I M I A A X N I L M. K A L E I G A N. H I H R T P O C S.
Löst man ihn richtig, ergeben sich Namen: Maximilian, Angelika, Christoph.

Weitere Übungen umfassen Textaufgaben, Bilderrätsel oder digitale Memory-Spiele. Der Begriff Gehirnjogging wurde in den 1990er-Jahren durch den Autor Frank Berchem populär gemacht. Heute existieren zahlreiche Bücher, Apps und Websites mit gezielten Aufgaben für das Gehirn.

Gehirntraining wird oft ergänzt durch einen „gehirngerechten Lebensstil“: ausreichend Schlaf, gesunde Ernährung, Bewegung und sensorische Reize. Auch die Gesellschaft für Gehirntraining mit Sitz in Ebersberg widmet sich dem Erhalt der kognitiven Leistungsfähigkeit im Alter.

Was das Gehirn wirklich fordert: Abwechslung und Anwendung

Trotz vieler positiver Studien bleibt unklar, ob Gehirntraining über die konkret geübten Fähigkeiten hinauswirkt. Lutz Jäncke, Neuropsychologe an der Universität Zürich, spricht von einem nahen Transfer: Übungen verbessern meist nur sehr ähnliche Fähigkeiten, nicht unbedingt andere Hirnleistungen.

Effektiver sei es laut Jäncke, Dinge zu lernen, die man im Alltag anwenden kann: Musizieren, Sprachen lernen, Orientierungstraining. Denn das Gehirn ist ein Leben lang plastisch, also formbar.

Die Neurowissenschaftlerin Eleanor Maguire belegte das eindrucksvoll in einer Studie mit Londoner Taxifahrern. Bei den erfolgreichen Teilnehmern wuchs die Hirnsubstanz im hinteren Hippocampus (zuständig für räumliche Orientierung) nachweislich an. Wer die Prüfungen nicht bestand, zeigte diesen Effekt nicht.

Neuronale Plastizität: ein Leben lang lernfähig

Diese Fähigkeit des Gehirns zur neuronalen Plastizität erlaubt es auch älteren Menschen, neue Fähigkeiten zu erlernen, etwa eine Sprache wie Finnisch oder ein Instrument wie Geige. Es geht dabei nicht nur um Denksport, sondern um aktive geistige Lebensführung.

Empfohlen werden:

  • Musizieren
  • Sprachen lernen
  • Museumsbesuche
  • Rätsel lösen
  • Radiohören oder Diskussionen führen

Diese Aktivitäten fordern verschiedene Hirnbereiche gleichzeitig und können möglicherweise sogar das Demenzrisiko senken.

Jänckes Fazit: „Wichtig ist die Abwechslung, die man dem Hirn bietet. Die Zeit für Hirnjogging am Computer kann man sich jedenfalls sparen.“

© demenzworld/Kompetenzzentrum Demenz Schleswig Holstein/Desideria

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