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Duschen

Duschen bei Demenz kann schnell zur Herausforderung werden. Was früher selbstverständlich war, ist nun mit Ängsten, Scham oder Unsicherheit verbunden. Doch mit Einfühlungsvermögen, Geduld und etwas Kreativität gelingt es, auch die Körperpflege würdevoll zu gestalten.

Warum Duschen für Menschen mit Demenz schwierig wird

Im Verlauf der Demenz kann die Bedeutung von Hygiene für Betroffene in den Hintergrund rücken. Viele Menschen mit Demenz:

  • glauben, sie hätten sich bereits gewaschen
  • wissen nicht mehr, wie man Wasser temperiert oder Seife anwendet
  • empfinden Scham, wenn sie nackt gesehen werden
  • fürchten sich vor Wasser, der Dusche oder dem Einstieg in die Badewanne
  • lehnen Hilfe ab, weil sie sich bevormundet fühlen

Die Folge: Körperpflege wird verweigert oder vernachlässigt, was zu Unverständnis im Umfeld führen kann

Körperpflege früher und heute

Unsere Vorstellungen von Sauberkeit haben sich verändert. Noch bis ins 20. Jahrhundert war ein wöchentlicher Badeabend in der Küche üblich. Badezimmer waren Luxus. Heute sind tägliche Duschen für viele selbstverständlich und genau das erzeugt Druck, wenn es plötzlich nicht mehr „funktioniert“.

Deshalb ist es hilfreich, zu verstehen, dass der Widerstand beim Duschen nicht Unwillen ist, sondern oft aus Verunsicherung oder Angst entsteht.

Wie Duschen bei Demenz gelingen kann

Das Wichtigste ist mit Ruhe, Respekt und auf Augenhöhe begleiten. Pflege bedeutet nicht nur Sauberkeit, sondern auch Beziehung, Vertrauen und Sicherheit.

Das hilft im Alltag:

  1. Einfache Anweisungen geben: Gib klare und einfache Anweisungen. Vermeide komplizierte Formulierungen oder mehrere Anweisungen auf einmal. Beispiel: „Bitte zieh jetzt das T-Shirt aus“ statt „Mach dich bereit fürs Duschen“.
  2. Eine feste Routine etablieren: Menschen mit Demenz fühlen sich sicherer, wenn der Tagesablauf vorhersehbar ist. Wenn das Duschen zum Beispiel jeden Morgen nach dem Frühstück stattfindet, entsteht Vertrauen und Orientierung.
  3. Privatsphäre wahren: Achte darauf, dass sich dein Angehöriger nicht beobachtet oder bloßgestellt fühlt. Schließe Türen, ziehe Vorhänge zu und überlasse ihm wenn möglich einen Teil der Handlung selbst.
  4. Langsame und sanfte Berührungen: Achte auf behutsame Bewegungen. Ein zu starker Wasserstrahl oder hektisches Einseifen kann als bedrohlich empfunden werden. Nimm dir Zeit und sei präsent.
  5. Vorlieben berücksichtigen: Nutze vertraute Produkte: die Lieblingsseife, ein angenehmer Duft, ein weiches Handtuch. Kleine Rituale können Sicherheit geben. Auch das gewohnte Waschutensil oder eine bestimmte Reihenfolge kann hilfreich sein.
  6. Reaktionen beobachten: Achte auf Mimik, Körpersprache und Laute. Wenn dein Angehöriger sich zurückzieht, zusammenzuckt oder unruhig wird, brich den Vorgang besser ab oder ändere die Herangehensweise.
  7. Sanfte Unterstützung anbieten: Halte beispielsweise nur die Hand oder führe gemeinsam Bewegungen aus, ohne zu übernehmen. Respektiere die Grenzen der Person, auch wenn etwas nicht perfekt gelingt.
  8. Ablenkung nutzen: Musik kann beruhigen, ein Gespräch über schöne Erinnerungen lenkt ab. Vielleicht hilft es auch, wenn ein vertrauter Mensch anwesend ist oder ein Bild an der Wand zum Gesprächsthema wird.
  9. Flexibel bleiben: Wenn das Duschen heute gar nicht klappt, ist eine Teilwäsche vielleicht die bessere Lösung. Nicht jeder Tag ist gleich, kleine Schritte zählen.
  10. Sich selbst nicht vergessen: Die Begleitung bei der Körperpflege ist oft emotional fordernd. Gönne dir Pausen, hole dir Unterstützung und erinnere dich daran: Du leistest etwas Großartiges.

Fazit: Würde wahren, auch unter der Dusche

Menschen mit Demenz wollen sich wohlfühlen, auch beim Duschen. Es geht nicht darum, alles „wie früher“ zu machen, sondern darum, individuelle Wege zu finden, die funktionieren. Mit Feingefühl, Respekt und kleinen Schritten kann Körperpflege wieder zu einem positiven Erlebnis werden, für beide Seiten.

© demenzworld/Kompetenzzentrum Demenz Schleswig Holstein/Desideria

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