Hier ist Platz für meine Trauer
Das Thema Trauer trifft viele Angehörige von Menschen mit Demenz, oft unterdrücken sie es. Im ersten Desideria Impulsworkshop setzten sich die Teilnehmenden, alles pflegende Angehörige, mit diesem Prozess tiefer auseinander, nahmen Impulse mit und tauschten ihre Gedanken dazu aus.
Feinfühlig leitete Desideria Familien-Coach Dr. Anja Schmidt-Ott durch dieses schwere Thema, stellte ein Trauermodell vor und sprach darüber, wie wichtig es ist, sich der eigenen Trauer zu stellen und sie zuzulassen. "Wie würde man seinen besten Freunden begegnen, wenn sie in Trauer sind? Mit Mitgefühl und Nachsicht. Und genauso sollten wir uns selbst auch begegnen, denn auch wir sind nicht nur traurig, sondern in Trauer", so die Trauerbegleiterin. Sie ermunterte die Angehörigen, anzuerkennen, dass es ein Prozess ist, der Kraft kostet und der erschöpft. In dem es immer mal wieder Zeit und Raum für das eigene Empfinden braucht. Aber auch Auszeiten vom Trauern und Momente, die Kraft spenden.
"Es war faszinierend zu sehen, wie innerhalb von eineinhalb Stunden dieses Thema so offen und in einer großen Tiefe besprochen werden konnte ", sagt Anja Kälin. Die Desideria Gründerin und Familien-Coach ist selbst Angehörige. Sie nahm für sich eine wichtige Botschaft aus dem Abend mit: "Trauer ist nicht das Problem, sie ist die Lösung. Denn Trauer ist Liebe. Sich dem Thema zuzuwenden und es auch ins eigene Erleben zu integrieren, erleichtert vieles. Auch wenn manches davon schmerzvoll sein kann."
Ein großes Thema an dem Abend war auch das „Funktionieren“. Wenn man etwas verliert, dann bedeutet das auch, dass man viel Verantwortung übernehmen muss. Im Kontext der Demenz heißt das: Je mehr der andere seine Fähigkeiten verliert, desto mehr springe ich da rein und funktioniere einfach, versuche irgendwie durchzukommen und organisiere alles nötige. Es geht aber auch darum, den Verlust zu begreifen und zu verstehen. Und diese Lücke des Verlustes zu spüren, ihn in den alltäglichen Dingen zu akzeptieren, sich von Gewohntem zu verabschieden und sich neu zu orientiere. Auch die Vielfalt der Gefühle wie Angst, Schuld, Scham, Ohnmacht oder Wut, hatten an diesem Abend Raum.
In der Abschlussrunde sprachen die Teilnehmenden über das, was sie aus dem Impulsworkshop mitnehmen konnten. Sie stellten fest, dass ihnen der Austausch dabei geholfen hat, zu begreifen, dass Sie Trauernde sind und dass sie z.B. lernen möchten, sich selbst in ihrer Trauer beizustehen. Und sich auch in Zukunft erlauben möchten, um Hilfe zu bitten und anderen zu zeigen, dass sie Unterstützung brauchen. Für Veranstalterin Anja Kälin war der Abend ein voller Erfolg. „Ich freue mich schon auf den nächsten Impulsworkshop“, sagte sie im Nachgang.
Nächsten Impulsworkshop nicht verpassen
Beim nächsten Desideria Impulsworkshop geht es um das Thema Pflege aus der Ferne. Herausforderungen und mögliche Lösungsansätze.