
Nonnenstudie
Nonnenstudie ist der Name einer wegweisenden Langzeitstudie, die neue Erkenntnisse zur Alzheimer-Krankheit lieferte und Zweifel an bisherigen medizinischen Annahmen weckte. Sie zeigte, dass Eiweißablagerungen im Gehirn allein nicht zwangsläufig zu Demenz führen.
Was war die Nonnenstudie
Die Nonnenstudie wurde ab 1986 vom Epidemiologen David Snowdon an der Universität von Kentucky durchgeführt und endete fünfzehn Jahre später. Beteiligt waren 678 katholische Nonnen des Ordens der „Armen Schulschwestern Unserer Lieben Frau“ im Alter von 75 bis 106 Jahren. Aufgrund ihres ähnlichen Lebensstils, Bildungsniveaus und Tagesablaufs galten sie als besonders geeignete Vergleichsgruppe für die Forschung.
Die Nonnen erklärten sich zudem bereit, ihr Gehirn nach dem Tod für die medizinische Forschung zur Verfügung zu stellen. So konnten Forscher nicht nur die kognitive Entwicklung im Alter, sondern auch die organischen Veränderungen im Gehirn untersuchen.
Überraschende Ergebnisse zur Alzheimer-Ursache
Im Verlauf der Studie wurden die kognitiven Fähigkeiten der Nonnen regelmäßig getestet. Die Befunde waren bemerkenswert:
- Nur rund 10 % der Nonnen, die klinisch an Alzheimer erkrankt waren, zeigten bei der Obduktion die typischen Eiweißablagerungen (Plaques) im Gehirn.
- Gleichzeitig wurden solche Ablagerungen bei vielen Nonnen gefunden, die bis zu ihrem Tod geistig fit und symptomfrei geblieben waren.
- Etwa ein Drittel der untersuchten Nonnen hatte keinerlei Demenzsymptome, obwohl ihre Gehirne deutlich geschrumpft und stark von Ablagerungen betroffen waren.
Diese Ergebnisse stellten die bis dahin gängige Vorstellung infrage, dass Plaques die direkte Ursache für Demenz seien. Die im Jahr 2001 veröffentlichten Erkenntnisse der Nonnenstudie sorgten international für Aufsehen.
Kognitive Reserve als Schutzfaktor
Die Studie legt nahe, dass es sogenannte kognitive Reserven gibt, also geistige Ressourcen mit denen das Gehirn trotz Schädigung weiterhin leistungsfähig bleibt. Viele Nonnen waren zeitlebens geistig aktiv, unterrichteten als Lehrerinnen und bildeten sich regelmäßig weiter.
Der Forscher Snowdon sowie der bekannte Neurobiologe Gerald Hüther vermuten, dass neben geistiger Stimulation auch Faktoren wie Lebensfreude, Sinnerfüllung und soziale Eingebundenheit zur geistigen Gesundheit beitragen können. Die Nonnenstudie betont damit die Bedeutung von Lebensstil und psychischem Wohlbefinden als Schutzfaktoren gegen Demenz.
© demenzworld/Kompetenzzentrum Demenz Schleswig Holstein/Desideria
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