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Menschenwürde

Menschenwürde ist ein zentraler Grundwert: Sie ist unantastbar und unabhängig von kognitiven Fähigkeiten, Lebensumständen oder Verhalten. Auch Menschenwürde bei Demenz ist zentral. Betroffene behalten ihre Würde, allein durch ihr Menschsein.

Der Begriff der Würde

Sprachlich geht der Begriff Würde auf das mittelhochdeutsche „wirde“ zurück und ist eng mit dem Wort „Wert“ verwandt. Laut Duden bezeichnet er einen dem Menschen innewohnenden, Achtung gebietenden Wert. Er beschreibt aber auch eine Haltung, die durch das Bewusstsein des eigenen Wertes geprägt ist.

Bereits in der Antike entwickelte Cicero ein ethisches Konzept von Würde, das auf Vernunft und sittlichem Handeln basierte. Das Christentum hingegen sieht die Würde als gottgegeben, unabhängig vom Verhalten des Einzelnen. Immanuel Kant fasste die Würde als unveräußerlichen, bedingungslos gegebenen Wert jedes Menschen. Diese Sicht prägt auch das Grundgesetz und die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte.

Trotzdem wird die Menschenwürde in medizinischen und ethischen Debatten heute teils an Fähigkeiten wie Vernunft oder Selbstachtung geknüpft. Ein Ansatz, der im Kontext von Demenz problematisch ist.

Menschenwürde bei Demenz

Demenz wird oft als Verlust der Würde empfunden, weil Selbstbewusstsein, Kontrolle, Vernunft und Erinnerungsfähigkeit nachlassen. Dieses Bild prägt Ängste, Tabus und Stigmatisierungen. Lange Zeit wurde Demenz ausgeklammert, ausschließlich medizinisch behandelt und gesellschaftlich marginalisiert.

Dabei gilt es, das Menschenbild neu zu betrachten. Zwei Grundannahmen sind zentral:

  1. Die Würde gehört untrennbar zum Menschsein und kann auch durch Demenz nicht verloren gehen.
  2. Der Mensch ist ein Beziehungswesen. Auch in der Demenz bleibt er auf Verbindung angewiesen und fähig, diese zu erleben.

Würde zeigen, im Alltag und in der Pflege

Demenz raubt den Betroffenen nicht ihre Menschenwürde. Vielmehr liegt es an den Angehörigen, Pflegenden und der Gesellschaft, diese Würde wahrzunehmen und zu achten. Durch Beziehung, Verständnis und Annahme entsteht ein würdevoller Umgang jenseits klassischer Leistungsmaßstäbe.

Würde äußert sich in kleinen Gesten: im Gespräch, bei Ausflügen, beim Einkaufen oder in alltäglichen Interaktionen. Sie schützt vor Demütigung, grenzt Fürsorge und Selbstbestimmung ausbalanciert ab und schafft Raum für einen respektvollen Umgang, auch wenn Sprache oder Orientierung verloren gehen.

Menschenwürde braucht gesellschaftliche Verantwortung

Würde verlangt nicht nur persönlichen Respekt, sondern auch strukturelle Unterstützung: ausreichende Mittel, passende Angebote, Zeit für Zuwendung und Aufklärung über Demenz. Nur so können Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen ein gutes, würdevolles Leben führen.

© demenzworld/Kompetenzzentrum Demenz Schleswig Holstein/Desideria

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