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Wahrnehmungs-Störungen

Wahrnehmungs-Störungen bei Demenz gehören zu den ersten Symptomen der Erkrankung. Sie beeinflussen,wie Betroffene ihre Umwelt sehen, hören und erleben. Der Umgang damit verlangt Empathie und Verständnis.

Unsere Sinne liefern dem Gehirn pro Sekunde Millionen von Informationen, das Gehirn filtert, ordnet und bewertet diese Reize. In Kombination mit gespeicherten Erfahrungen entsteht daraus unsere individuelle Wahrnehmung. Doch was passiert, wenn dieser Prozess gestört ist?

Wie Wahrnehmung funktioniert und warum sie täuscht

Die menschliche Wahrnehmung, auch Perzeption genannt, basiert auf Sinneseindrücken, die durch Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Fühlen entstehen. Dabei spielt Aufmerksamkeit eine zentrale Rolle: Wir richten unseren Fokus auf Reize, die relevant erscheinen, und blenden andere aus.

Aus der Hirnforschung weiß man: Unsere Sinne liefern pro Sekunde rund 11 Millionen Bits an Informationen. Davon gelangen nur 40 bis 50 Bits ins Bewusstsein, der Rest wird automatisch gefiltert. Dieser Mechanismus kann allerdings auch gestört werden, wie etwa durch optische Täuschungen oder Sinnesüberreizung. Bei Menschen mit Demenz wird dieser Filter dauerhaft unzuverlässig.

Wahrnehmungs-Störungen bei Demenz

Bei Menschen mit Demenz arbeiten die Sinnesorgane meist noch - das Ohr hört, das Auge sieht - doch die Verarbeitung im Gehirn funktioniert nicht mehr wie gewohnt. Die Reize gelangen entweder gar nicht ins Bewusstsein oder werden falsch interpretiert. Typische Folgen sind dann:

  • Starke Ablenkbarkeit
  • Unfähigkeit, zwischen wichtigen und unwichtigen Reizen zu unterscheiden
  • Verwirrung bei gleichzeitigen Sinneseindrücken
  • Vergessen begonnener Handlungen

Zudem fehlt oft der Abgleich mit Gedächtnisinhalten: Das Gedächtnis verliert an Substanz, und der Vergleich zwischen dem Erlebten und gespeicherten Erfahrungen wird immer schwieriger.

Beispiele für gestörte Wahrnehmung

  • Frau Kuhn möchte Blumen vom Teppich pflücken: Sie erkennt das Muster korrekt, interpretiert es aber als reale Blumen.
  • Sie berichtet von fremden Menschen im Wohnzimmer, obwohl nur der Fernseher läuft. Ihre Reaktion ist aus ihrer Sicht logisch, denn für sie sind die Personen real.

Der richtige Umgang: nicht korrigieren, sondern begleiten

Menschen mit Demenz in ihrer verzerrten Wahrnehmung zu korrigieren, bringt oft wenig. Wer darauf hinweist, dass da keine echten Blumen sind oder keine fremden Menschen im Raum, verstärkt meist nur das Gefühl des Versagens. Stattdessen hilft es, sich auf die Welt des Betroffenen einzulassen, etwa gemeinsam mit Frau Kuhn über die Blumenmuster zu sprechen.

Selbstwahrnehmung verändert sich

Auch die Selbstwahrnehmung verändert sich bei Demenz. Viele Betroffene erleben sich in früheren Lebensphasen. Sie möchten zur Arbeit oder glauben, kleine Kinder zu Hause zu haben. Sie empfinden sich als jung, aktiv und selbstständig. Diese Rückgriffe auf Vergangenes können Trost spenden, aber auch belastende Erinnerungen hervorrufen.

Hier braucht es viel Einfühlungsvermögen, um herauszufinden, in welchem emotionalen Zustand sich der Mensch gerade befindet und wie man ihn dort abholen kann.

© demenzworld/Kompetenzzentrum Demenz Schleswig Holstein/Desideria

Weitere Fragezeichen im Kopf?

Du fragst dich wie du mit den Wahrnehmungs-Störungen eines betroffenen Angehörigen umgehen kannst? In unseren kostenfreien Angehörigenseminaren bekommst du fundiertes Wissen, praktische Tipps und Raum für Austausch mit anderen Betroffenen. Ob Pflege, Kommunikation oder emotionale Entlastung: Wir begleiten dich einfühlsam, verständlich und auf Augenhöhe.

Angehörigenseminare

Die kostenfreien Seminare vermitteln Wissen, bieten Raum zum Austausch und geben Sicherheit im Umgang mit dem an Demenz erkrankten Familienmitglied.

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