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Pressemitteilung

Demenz neu sehen: Großplakate hängen noch bis Ende Februar

Fotos fallen auf und regen zum Nachdenken und Gespräch an

München, 14.02.2023 - Dort, wo eigentlich Interesse für Sportschuhe, Klamotten oder Autos geweckt werden soll, entdecken Passanten in München aktuell etwas andere Bilder: Auf Werbeplakaten sind etwa zwei Männer abgebildet, die auf einer Wippe sitzen. Eine ältere Frau, die fröhlich lacht, während ihr Mann sie liebevoll beobachtet. Ein Mann, der einem auf eine Wand gemalten Papierflieger hinterherspringt oder ein Opa mit seiner Enkelin, die genussvoll in ein Brot beißt. Die Bilder machen auf ein besonderes Thema aufmerksam: Demenz. Dieses Thema aus der Tabuzone zu holen, zu zeigen, dass diese furchtbare Erkrankung auch schöne Momente haben kann, ist die Motivation der etwas anderen Ausstellung, die noch bis Ende Februar in München zu sehen ist.

„Demenz ist nicht nur Drama. Es gibt schöne Momente, die gilt es zu fördern und auch bewusst zu schaffen“, sagt Désirée von Bohlen und Halbach. Sie ist die Gründerin von Desideria Care. Der Verein setzt sich für eine demenzfreundliche Gesellschaft ein und hat den Desideria Care Preis für Fotografie „Demenz neu sehen“ initiiert. Die Resonanz auf die Fotos und die Plakatausstellung, die mit der Unterstützung des Vereins Retla umgesetzt werden konnte, ist sehr positiv. Die Plakate fallen auf und regen dazu an, sich mit dem Thema auseinander zu setzen. So auch bei Charles Napoleon. Der 23- Jährige findet es gut, dass dort, wo eigentlich Werbung steht, aktuell auf ein gesellschaftlich relevantes Thema aufmerksam gemacht wird. Der junge Mann macht gerade eine Ausbildung zum Pflegefachmann bei „Die Mitterfelder“, einer gemeinnützigen Einrichtung für Familien- und Altenpflege, und ist dem Thema Demenz im Rahmen seiner Arbeit begegnet. Hier ist ihm aufgefallen, dass es eben nicht nur tragische Momente gibt. So wie es auch die Fotos zeigen. „Wer will bezweifeln, dass es nicht auch sehr viele lustige und komische Momente des gemeinsamen Lebens mit Demenz – als Betroffene sowie auch für Angehörige oder Freunde gibt“, sagt er. Sein Blick bleibt an dem Foto mit den Männern auf der Kinderwippe – beide jung an Demenz erkrankt – hängen. „Das Bild lässt mich daran denken, dass sich zusammen zu bewegen, immer auch eine Art Kommunikation ist, die über die Sprache hinausgeht.“

Auch seine Kollegin Steffani Eggemann entdeckt spannende Momente in den Motiven. „Die Fotos zeigen Lebensfreude, Frohmut. Trotz schwarzweiß Fotografie und der dahintersteckenden Erkrankung: Demenz“, sagt sie. Seit 30 Jahren arbeitet sie in der Pflege, ist aktuell Pflegedienstleiterin der Ambulanten Pflege der Mitterfelder in Laim. In ihrem beruflichen Arbeitsfeld hat sie viele ältere Menschen kennengelernt, gerade auch demenziell veränderte, und unterschiedliche Phasen erlebt. Schöne und lustige, traurige und herausfordernde Zeiten. „Es ist nicht immer leicht und ich benötige ein gutes Fingerspitzengefühl und wenn ich einen Zugang gefunden haben und ein Lächeln hervorrufen kann, dann bin ich glücklich darüber und das spiegelt sich häufig in meinem Gegenüber.

Begegnungen mit demenziell veränderten Menschen auf „Augenhöhe“ – das ist für meine Arbeit sehr wichtig, genauso wie das „einfach mal abwarten“, den Menschen Zeit geben, ihm einfach mal zuhören, abwarten was passiert und daraufhin mein Verhalten und meine Hilfe anbieten, nichts erzwingen“, erzählt sie aus ihrem Alltag. Eine Herausforderung, die sich laut Eggemann lohnt. Denn so wahre sie auch die Würde dieser Menschen. Auch die Not der Angehörigen ist der Pflegefachkraft nicht fremd. Häufig stoßen diese an ihre Grenzen, gerade wenn sie einen Menschen mit Demenz zu Hause begleiten und pflegen. Sie haben oft niemanden, dem sie sich anvertrauen können, ziehen sich zurück in ihre Häuslichkeit, trauen sich nicht mehr auf die Straße, haben Angst vor den Reaktionen der Menschen. „Es ist so wichtig, dass die pflegenden Angehörigen auch gehört werden“, betont Eggemann. Öffentlichkeit und Präsenz zum Thema Demenz ist für sie eine wichtige Angelegenheit. „Demenz sollte kein Tabu mehr sein. Jeder Mensch ist einzigartig in seinem Sein und hat eine Berechtigung, gesehen zu werden.“ Was ihr an den Bildern gefällt? Dass sie für sich sprechen und beim Betrachter auch einfach mal ein Lächeln hervorrufen können. „Wenn Menschen vor den Plakaten stehen bleiben und diese betrachten, werden Gedanken und Gefühle gelöst und wir haben schon etwas erreicht. Ein erster Schritt.“

 

Über die gemeinnützigen Mitterfelder

Die Mitterfelder gGmbH ist eine soziale Einrichtung der Familien- und Altenpflege mit 6 Standorten in und um München. Die Gründerinnen der heutigen Mitterfelder schufen 1956 die erste Pflegefachschule in Bayern. Pflege in Bildung und Praxis prägt bis heute unser Tun. Aktuell werden junge Menschen aus über 50 Nationalitäten zu Pflegefachkräften an unserer Akademie ausgebildet. Familien, z.T. in krankheitsbedingten Notsituationen, bekommen durch die Mitterfelder häusliche, pflegerische und pädagogische Unterstützung. In Laim/Pasing, Schwabing, Bogenhausen, Trudering und in Grünwald werden aufsuchende, begleitende und pflegende Sorgestrukturen für ältere Menschen geschaffen. Ein langes und würdiges Leben in gewohnter Umgebung, in ihrem Quartier und Viertel, ist das Ziel. Unser Motto in allen Bereichen: Wir pflegen Lebensfreude! www.die-mitterfelder.de

 

Über Desideria Care 

Desideria Care e.V. wurde 2017 von Désirée von Bohlen und Halbach gegründet. Der gemeinnützige Verein unterstützt und stärkt Familien mit einem Angehörigen, der an Demenz erkrankt ist. Denn von den etwa 1,8 Millionen Menschen mit Demenzerkrankungen in Deutschland werden rund zwei Drittel in der häuslichen Umgebung von Angehörigen betreut und gepflegt. Mit innovativen Angeboten gibt Desideria Care diesen Menschen eine Perspektive. Eckpfeiler hierfür sind Wissen, Selbstfürsorge und Lebensqualität. Desideria Care setzt sich für eine demenzfreundliche Gesellschaft ein, in der Demenz kein Stigma und Tabu ist. Ziel ist es, ein Umdenken in der Gesellschaft zu bewirken und mehr Teilhabe und Lebensqualität für betroffene Familien zu schaffen

 

Über den Desideria Care Preis für Fotografie 2022 „Demenz neu sehen“ und die Unvergessliche Ausstellung 

Das Leben mit Demenz aus einer neuen Perspektive wahrnehmen: Dazu lud vom 16. November 2021 bis 15. Juni 2022 erstmals der Fotowettbewerb „Demenz neu sehen“ ein. Profi-Fotograf*innen, Nachwuchstalente und Amateure aus ganz Deutschland waren aufgerufen, mit ihrer Kamera besondere und ungewöhnliche Augenblicke aus dem Alltag mit Demenz einzufangen. Rund 450 Bilder wurden eingesandt. 5 Motive aus diesem Fotowettbewerb sind aktuell als „Unvergessliche Ausstellung“ auf rund 400 Großplakaten seit Dezember und noch bis Ende Februar zu sehen. Unterstützt und gefördert wurde diese ungewöhnliche Ausstellung von Retla e.V., ein gemeinnütziger Verein mit Sitz in München, der 2019 gegründet wurde und älteren Menschen in den Bereichen Einsamkeit, Demenz, gesellschaftliche Teilhabe und Verbindung von Alt und Jung tatkräftig hilft. Sowie der Josef und Luise Kraft-Stiftung setzt sich seit 30 Jahren für die Interessen älterer Menschen in der deutschen Gesellschaft ein. Dabei kooperiert die Stiftung mit verschiedensten Organisationen und Einrichtungen, die lösungsorientierte und ideenreiche Projekte initiieren, mit denen der Brückenschlag in die Gesellschaft gelingt. 

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