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Deeskalation

Deeskalation bei Demenz ist ein zentrales Thema in der Pflege, denn wo Menschen miteinander leben und einer auf den anderen angewiesen ist, entstehen auch Spannungen. Gerade im Umgang mit demenzkranken Menschen können Situationen eskalieren: verbal, emotional oder körperlich. Angehörige und Pflegende fühlen sich dadurch oft belastet, hilflos oder überfordert.

Konflikte sind menschlich. In der Pflege ist es jedoch besonders wichtig, frühzeitig Eskalationen zu erkennen und ihnen wirksam entgegenzuwirken. Ziel ist es, Spannungen zu entschärfen und Sicherheit für alle Beteiligten zu schaffen.

Eskalationsstufen verstehen: Das Modell nach Glasl

Ein hilfreiches Modell stammt vom Psychologen Friedrich Glasl. Er beschreibt neun Eskalationsstufen, die sich in drei Phasen gliedern:

  • Phase 1: Konfliktanbahnung
    „Verhärtung“, „Polarisation“, „Taten statt Worte“. Spannungen entstehen, Diskussionen nehmen zu. In der Pflege: Der Betroffene soll „vernünftig“ überzeugt werden („Sie müssen die Jacke anziehen, sonst frieren Sie“), am Ende wird gegen seinen Willen gehandelt.
  • Phase 2: Verlust der Beziehungsebene
    „Sorge ums Image“, „Gesichtsverlust“, „Drohstrategien“. Die Kommunikation wird destruktiv. Der Betroffene wird z. B. als „streitsüchtig“ abgestempelt. Drohungen ersetzen das Gespräch.
  • Phase 3: Kontrollverlust und gegenseitige Zerstörung
    „Vernichtung“, „Zersplitterung“, „Gemeinsam in den Abgrund“. Pflegepersonen oder Angehörige wenden z. B. Gewalt an. In extremen Fällen kommt es zu rechtlichen Konsequenzen. Diese Eskalationsstufe ist die Ausnahme, aber sie zeigt wie wichtig rechtzeitiges Gegensteuern ist.

Früh erkennen, was zu viel wird

Deeskalation beginnt mit dem Erkennen von Frühwarnzeichen. Emotionen wie Frust oder Wut, ein angespannter Gesichtsausdruck oder lautere Stimme, all das können Signale sein. Wer aufmerksam beobachtet, kann viele Situationen entschärfen, bevor sie eskalieren.

Hilfreich ist, in kritischen Momenten ruhig zu bleiben, auf das Gegenüber einzugehen und einfache, klare Impulse zu geben. Zum Beispiel: „Hallo Herr Müller“  in ruhigem Ton, ohne Belehrung, aber mit Anerkennung des Gefühls: „Ich sehe, wie wütend Sie sind. Ich bin da.“

Deeskalation bei Demenz: Was hilft konkret?

  • Reize reduzieren: für Ruhe und Sicherheit sorgen
  • Grundbedürfnisse beachten: Hunger, Müdigkeit, Kälte, Schmerzen
  • Selbstreflexion einbauen: „Was macht das mit mir?“
  • Nicht persönlich nehmen: Aggression ist oft Ausdruck von Not
  • Benennung statt Belehrung: „Stopp“, „Ich verstehe dich“
  • Hilfe holen, wenn nötig: Team einbeziehen, nicht allein bleiben
  • Nach der Eskalation: Beziehung sichern, erst später nachbesprechen

Beziehung statt Bruch: Nach der Krise zählt das Signal

Nach einem Konflikt bleibt das Erregungsniveau lange erhöht und eine sofortige Aufarbeitung ist nicht sinnvoll. Was hingegen hilft: eine Geste der Verbundenheit. Zum Beispiel ein Glas Wasser bringen und fragen: „Wie geht’s dir jetzt?“

Wichtig ist, dass der betroffene Mensch spürt die Beziehung bleibt bestehen. Niemand wird verstoßen. Das vermittelt Sicherheit und Vertrauen, beides essenziell im Umgang mit Menschen mit Demenz.

 © demenzworld/Kompetenzzentrum Demenz Schleswig Holstein/Desideria

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